Dass Unternehmen in der Werbung gerne einmal Produkte schönreden oder tricksen, ist bekannt. Immer wieder gibt es aber auch Fälle von Lügen, die so dreist sind, dass es Kund:innen die Sprache beinahe verschlägt. Seit Nachhaltigkeit immer wichtiger für die Vermarktung wird, fallen Konzerne regelmäßig durch Greenwashing auf.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) rückt nun mit dem jährlichen "Goldenen Geier" diejenigen ins Rampenlicht, die sich durch besonders dreiste Umwelt-Lügen hervortun. Fünf Unternehmen haben es in diesem Jahr auf die Nominierungsliste geschafft. Sie wollen offenbar umweltschädliche Produkte und Dienstleistungen verkaufen und dabei dennoch nachhaltig wirken. Eine Vorgehensweise, die laut der DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz "nicht akzeptabel" ist.
Sie gab am Dienstag die Nominierten bekannt, und teilte mit, dass diese mit vermeintlich grünen Versprechungen in die Irre führen.
Die Supermarktkette Lidl zählt zu den Nominierten für den unter Unternehmern nicht gerade beliebten Preis der Umwelthilfe. Seit Monaten bewirbt der Konzern seine Einweg-Plastikflaschen, die laut Lidl im CO2-Vergleich besser abschneiden als Glas- und PET-Mehrwegflaschen.
Doch die Deutsche Umwelthilfe enthüllt, dass Lidl für diese Behauptung bis zu zehn Jahre alte Durchschnittsdaten aus dem Mehrwegbereich heranzieht. Selbst in diesem fragwürdigen Vergleich schneiden Mehrwegflaschen besser ab als die Recyclingplastikflaschen von Lidl.
Auch McDonald's steht im Fokus der DUH. Die Umweltorganisation wirft dem Fast-Food-Giganten vor, dass lediglich ein Drittel der in den Restaurants gesammelten Einwegbecher tatsächlich zu sogenannten Happy-Meal-Büchern recycelt wird. Zudem bestehen diese Bücher nur zu 40 Prozent aus Recyclingmaterial, während die restlichen 60 Prozent aus frischen Fasern bestehen.
Der "Industrial Emissions Face Mist" von Vattenfall sorgt ebenfalls für Kontroversen. Die Umwelthilfe kritisiert, dass das Wasser für das Spray aus dem einzigen Pilotprojekt für die Produktion von grünem Wasserstoff in Nordschweden stammt, das komplett ohne fossile Brennstoffe arbeitet. Aber: Ein Großteil der Wasserstoff-Produktion erfolgt laut DUH nach wie vor mithilfe fossiler Brennstoffe. Oder er entstehe als Nebenprodukt bei chemischen Prozessen wie der Verarbeitung von Schweröl.
Der Kreuzfahrtanbieter Costa Cruises findet sich ebenfalls auf der Liste der Nominierten. Das Unternehmen bewirbt seine "Costa Smeralda" als Schiff für nachhaltige Kreuzfahrten, das mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben wird. Allerdings wirft die DUH ein, dass aufgrund gestiegener Preise seit Jahresbeginn wieder auf Marine-Gasöl umgestellt wurde. Informationen dazu bleiben allerdings aus.
Die Firma Klima Kraftstoffe sieht sich mit Vorwürfen des Greenwashings konfrontiert. Der sogenannte KlimaDiesel wird als "grüner Dieselkraftstoff" beworben, der angeblich Klima und Natur schützen soll. Der Kraftstoff enthält teilweise biologische Stoffe wie gebrauchtes Frittierfett oder Schlachtreste.
Die DUH deckt jedoch auf, dass bei der Verbrennung im Auto genauso viel klimaschädliches CO2 freigesetzt wird wie bei der Verbrennung von konventionellem Dieselkraftstoff.
Die Deutsche Umwelthilfe verzeichnete Hunderte von Einreichungen für den "Goldenen Geier". Bis zum 10. September besteht die Möglichkeit, über die fünf Nominierten abzustimmen. Hierzu einfach die Internetseite besuchen. Die Verleihung des "Goldenen Geiers" wird kurz darauf erfolgen, um diejenigen zu entlarven, die sich hinter fragwürdigen Umweltlügen verbergen.