Tag zwei nach dem verheerenden Bus-Unglück in Venedig und noch immer ist die Katastrophe allgegenwärtig. Während erneut neue Details zum Unfallhergang bekannt geworden sind, schildert die Direktorin des örtlichen Krankenhauses emotionale Eindrücke von der Versorgung der Verletzten. Ein deutsches Paar hatte derweil enormes Glück: Es verpasste den Bus nur um wenige Minuten.
Bei dem Unglück auf der Strecke zwischen den venezianischen Festland-Stadtteilen Mestre und Marghera sind am Dienstagabend mindestens 21 Menschen gestorben. Aus noch ungeklärten Gründen stürzte der Bus, der die 40 Tagestourist:innen aus Venedig zu ihren Camping-Plätzen bringen sollte, 15 Meter tief von einer Brücke.
Eine Überwachungskamera hat den Moment des Sturzes festgehalten. Auf dem Video ist zu sehen, wie sich der Bus mit langsamer Geschwindigkeit der Absturzstelle nähert. Dann bricht er durch ein Geländer und kippt über die Leitplanke von der Brücke.
Italiens Verkehrsminister und Lega-Chef Matteo Salvini erklärte in der Folge, dass ein plötzliches Unwohlsein oder ein Krankheitszustand des Fahrers die Ursache für das Unglück gewesen sein könnte. Die Staatsanwaltschaft hat unterdessen die Ermittlungen aufgenommen.
Auch drei Deutsche starben bei dem Bus-Unfall. Dies gaben örtliche Behörden am Mittwoch bekannt. Um ein Haar wäre auch ein junges Paar aus Heidenheim unter den Opfern gewesen.
Die 31-jährige Emine und ihr Mann Ferhat (30) waren mit ihrer einjährigen Tochter am Dienstag in Venedig. Sie hatten geplant, den Bus um 19.30 Uhr zu nehmen, der sie aus der Lagunenstadt herausbringen sollte. "Es war ja Champions League, ich wollte das Spiel sehen. Wir haben den Bus aber um zwei Minuten verpasst", sagte Ferhat gegenüber "Bild". Er habe seine Frau noch "angemeckert", weil er ihretwegen das Spiel nicht sehen konnte.
Angesichts der Katastrophe, die den Bus ereilte, sei er jedoch nur noch froh, nicht darin gesessen zu haben. "Wie gut, dass meine Tochter das alles nicht mitmachen musste. Ich habe sie alle paar Minuten nur umarmt", sagte der Heidenheimer.
Auch ein anderes deutsches Paar äußerte sich gegenüber "Bild". "Ich habe Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke, dass wir auch den früheren Bus hätten nehmen können", sagte die 23-jährige Sophia Zaccaria im Interview mit der Zeitung. Sie und ihr Freund Nico von Engelmann (22) verbrachten am Dienstag ihren letzten Urlaubstag in Venedig, von wo aus sie abends mit dem Bus zurück auf ihren Campingplatz wollten. Ihre Entscheidung fiel aber – glücklicherweise – auf den Bus, der eine Stunde später fuhr.
Chiara Berti, die Direktorin des Krankenhauses Angelo di Mestre, berichtete gegenüber dem italienischen Portal "la Repubblica" von der Versorgung der Verletzten. "Sie fragen nach Informationen über ihre Lieben, die mit ihnen im Bus waren. Darin waren ganze Familien: Es sind Großeltern, Enkel, Ehepartner, die alle nach ihren Familien fragen", sagte die Frau mit brüchiger Stimme. Das Interview zeigt, wie nahe das Unglück auch dem Krankenhauspersonal geht. Als die Direktorin den Satz beendete, musste sie schlucken.
Das Krankenhauspersonal kümmere sich nun hauptsächlich um die körperliche Gesundheit. "Natürlich, sobald es der Zustand der Patienten erlaubt, helfen wir ihnen dabei, mit diesem psychologischen Trauma umzugehen."
Auch Moreno De Rossi, der Leiter der Abteilung für psychische Gesundheit desselben Krankenhauses, äußerte sich: