Das malerische Fischerdorf Portofino ist Sehnsuchtsort der Reichen und Schönen. Das ligurische Örtchen mit seinen 379 Einwohner:innen gilt als wohlhabendste Gemeinde Italiens. Die pastellfarbenen Häuser, Luxusboutiquen und exklusive Restaurants ziehen prominente Gäste aus aller Welt an.
Am Wochenende kam sogar US-Superstar Madonna für eine Party nach Portofino. Doch nicht etwa das ist dieser Tage das beherrschende Thema in dem kleinen Dorf – es ist der Kampf gegen die Hitze mit verbotenen Klimaanlagen.
In Portofino herrscht ein regelrechter Kleinkrieg um Klimaanlagen, wie der "Guardian" berichtet. Da das Dorf seit 1935 zum Naturpark Portofino gehört, gelten strenge Bauvorschriften. Der Einbau von Klimaanlagen war bis vor wenigen Jahren komplett verboten. Da die Sommer aber immer heißer werden, wurden die Regeln gelockert.
Für den Einbau einer Klimaanlage muss aber dennoch eine Genehmigung eingeholt werden. Insgesamt darf diese den Charakter des Dorfes nicht beeinträchtigen. Anlagen an der Fassade, auf dem Dach oder unter dem Balkon sind daher nicht erlaubt.
Doch angesichts der unerträglichen Hitze scheinen sich immer mehr Bewohner:innen den Weg zum Amt zu sparen, sie bauen die Klimaanlagen ohne Erlaubnis ein. Die Gemeinde hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Ordnung wieder herzustellen. Der Einbau ohne Genehmigung wird mit einer Strafe von bis zu 43.000 Euro sanktioniert.
Laut "Guardian" hat die Polizei allein zwischen Januar und Mai 22 illegale Klimaanlagen entdeckt. Mit dem Anstieg der Temperaturen kamen seit Juni 15 weitere dazu. Berichte italienischer Medien, dass die Polizei zum Aufspüren der Übeltäter:innen auch Drohnen einsetzt, bestreitet Bürgermeister Matteo Viacava gegenüber dem "Guardian".
"Alles begann im letzten Winter, als jemand eine Klimaanlage einbaute, die einen Großteil einer sehr engen Straße abdeckte", erklärt Viacava.
"Wir wollen nicht, dass die Leute unter der Hitze leiden und nicht mehr schlafen können. Wir sind jetzt alle auf die Klimaanlage angewiesen", sagt der Bürgermeister weiter. Aufgrund der Lage im Naturpark würden aber nun mal Regeln gelten, die eingehalten werden müssten.
Für die Verfolgung illegaler Klimaanlagen ist die Polizei allerdings nicht auf Streifzüge angewiesen, denn die Nachbar:innen schwärzen sich gegenseitig an. Die italienische Zeitung "Corriere della Sera" spricht gar von "Vendetta", also häufigen Meldungen aus Rache.
Regelmäßig gingen bei der Polizei Anschuldigungen ein, die akribisch dokumentierte Fotos der verbotenen Kästen zeigten. In einigen Fällen sollen Menschen gar unter falschem Vorwand in das Nachbarhaus gekommen sein, um die Klimaanlagen zu fotografieren. So flogen auch Anlagen auf, die in der Farbe der Häuserwand getarnt oder anderweitig versteckt wurden.
Bürgermeister Viacava kann im Kampf gegen die illegalen Klimaanlagen somit bereits erste Erfolge vermelden: "Langsam, langsam bekommen wir es unter Kontrolle", sagt er dem "Guardian".
Angesichts weiterer erwarteter Hitzewellen in Italien dürfte der Streit um die Klimaanlagen aber noch nicht beigelegt sein.