Für viele Menschen beginnt der Urlaub genau mit dem Moment, in dem sie den außergewöhnlich duftenden Boden des Flugzeugs betreten. Wenn dann die absolute Entspannung einsetzt, bleibt bei so manchen Reisenden auch gerne mal das Benehmen auf der Strecke.
In den vergangenen Jahren standen so immer wieder Vorfälle in den Schlagzeilen, in denen etwa angetrunkene oder streitlustige Passagier:innen aus dem Flugzeug geschmissen wurden. Eine bekannte Moderatorin aus Großbritannien erlebte nun ebenfalls ihren ersten Rauswurf aus einem Flugzeug – allerdings aus einem ganz besonderen Grund.
Georgie Palmer ist in Großbritannien durch ihre langjährige Tätigkeit beim Sender BBC bekannt, aktuell ist sie für die Wettervorhersage in den Nachrichten zuständig. Gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter Rosie machte sie im Mai Urlaub an der türkischen Ägäis.
So weit, so erholsam. Vor dem Abflug am Flughafen London Gatwick stand der gesamten Familie allerdings ein Erlebnis bevor, das das Urlaubsfieber heftig gedämpft haben dürfte. Ursache dafür war die schon länger bekannte Erdnuss-Allergie von Rosie Palmer.
Da diese bereits bei kurzem Kontakt mit Erdnussprodukten auftaucht, bat ihre Mutter die Flugzeug-Crew um eine allgemeine Ansage. So wollte sie sicherstellen, dass niemand an Bord Erdnüsse konsumieren würde. Die Crew allerdings verweigerte ihr eine solche Ankündigung und verwies auf aktualisierte Allergie-Richtlinien der Airline.
Georgie Palmer entschied sich entsprechend für Eigeninitiative und bat die Fluggäste um sich herum selbst, auf Erdnüsse zu verzichten. In bekannter "Stille Post"-Manier sorgte sie für die Weitergabe ihrer Bitte an alle Personen an Bord.
"Es war wirklich schön, dass alle Passagiere so wunderbar reagierten", freute sich Palmer gegenüber der "Daily Mail". "Aber niemand, der in diesem Flugzeug arbeitete, zeigte auch nur einen Funken Mitgefühl."
Das echte Drama begann dann aber, als der Pilot der SunExpress-Maschine von den entsprechenden Ereignissen Wind bekam. "Das Nächste, was ich hörte, war die Bitte, das Flugzeug zu verlassen", schildert die BBC-Moderatorin.
Um endgültig ans Reiseziel zu kommen, musste die Familie letztlich auf einen Flug mit der Airline Easyjet umsteigen, wo demnach eine Ansage zu der Allergie von Rosie problemlos möglich war. Für ein Hotel am Flughafen und die spontane Flugbuchung wurden allerdings zusätzliche Ausgaben in Höhe von 5000 Pfund (rund 6000 Euro) fällig.
Für Rosie habe das Ganze den kompletten Urlaub "ruiniert", schildert ihre Mutter.
Expert:innen zufolge liegt es allgemein im Ermessen der Pilot:innen, Fluggäste vom Flug auszuschließen. Vonseiten der Airline verweist man auf mangelnde Garantien für Allergiker:innen.
"Wir verzichten auf diese Art von Durchsagen, da wir keine allergenfreie Umgebung auf unseren Flügen garantieren und auch nicht verhindern können, dass andere Fluggäste allergenhaltige Lebensmittel an Bord bringen", erklärt ein Sprecher von SunExpress gegenüber watson.
Fluggäste müssten außerdem 48 Stunden vor Abflug in einem entsprechenden Formular darauf hinweisen, dass sie wegen ihres Gesundheitszustands "besondere Betreuung" benötigten. Familie Palmer gab ihrerseits an, im Voraus keine solche Möglichkeit gehabt zu haben.
Den Rauswurf begründet SunExpress zusätzlich damit, dass der Vater von Rosie Palmer auf die Bitte, das Flugzeug zu verlassen, mit aggressivem Verhalten reagiert habe. "Um die Sicherheit unserer Besatzung und unserer Passagiere an Bord zu gewährleisten, können wir aggressives Verhalten auf unseren Flügen nicht dulden", stellt der Airline-Sprecher klar. Der Betroffene streitet Aggressionen an Bord ab.
Einen Anspruch auf Rückerstattung dürfe die Familie der BBC-Moderatorin entsprechend nicht haben. Da Erdnussallergien zu einer der häufigsten Lebensmittelallergien in den westlichen Industrienationen zählt, dürfte ihrer aber kein Einzelfall sein.
SunExpress verweist darauf, dass man sich der Schwierigkeit der Situation bewusst sei und über etwaige Konsequenzen beraten würde.
"Wir nehmen den Sachverhalt zum Anlass, unsere während des Buchungsprozesses bereitgestellten Informationen zu überprüfen, um effektivere Lösungen für Fluggäste mit Allergien zu gewährleisten", kündigt das Unternehmen an.
Erdnuss-Allergien treten unter Personen in westlichen Industrienationen mit am häufigsten auf. Der Fall der Familie Palmer dürfte entsprechend kein Einzelfall sein.