Das Skandal-Video mit Nazi-Parolen von Feiernden auf Sylt schlägt hohe Wellen. Wer auf Social Media unterwegs ist, kommt um die Aufnahmen nicht herum. Das Video soll an Pfingsten auf der Insel vor dem Club "Pony" entstanden sein. Junge Menschen sind darauf zu sehen, die zur Melodie von Gigi D'Agostino rechtsextreme Parolen singen.
"Ausländer raus, Ausländer raus, Deutschland den Deutschen, Ausländer raus", ist darauf zu hören. Die Beteiligten lachen fröhlich in die Kamera, tanzen zum Beat.
Das Lachen dürfte ihnen mittlerweile vergangen sein. Wegen der Nazi-Parolen und der so offen zur Schau getragenen Ausländerfeindlichkeit ist die Empörung groß. Sie alle müssen mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Die Ermittlungen laufen.
Doch auf Social Media und darüber hinaus ist eine regelrechte Hetzjagd gegen die Menschen in dem Video entstanden. Mindestens zwei Beteiligte haben laut Medienberichten bereits ihre Jobs verloren. Die Social-Media-Kanäle der Frauen und Männer sind gelöscht. Denn all ihre Namen sind in zahlreichen Online-Beiträgen zu finden, das Video mit ihren Gesichtern wird immer wieder neu hochgeladen.
Wie groß die Hass-Welle auf die Skandal-Feiernden ist, zeigen nicht nur diese Beiträge. Eine Frau musste schmerzlich die ganze Wucht des Hasses am eigenen Leib erfahren, wie sie erzählt. Und das, obwohl sie selbst völlig unbeteiligt ist. Denn sie trägt einen sehr ähnlichen Namen wie die junge Frau, deren Gesicht prominent im Sylt-Video zu sehen ist.
Die Frau hat am Freitagabend ein Video auf der Videoplattform Tiktok hochgeladen. Darauf ist sie zu sehen, blond, mit einem sehr ähnlichen Namen wie die Frau aus dem Clip. Sie beginnt das Video mit den Worten: "Ich bin wirklich geschockt, was hier gerade abgeht."
Alle hätten die Aufnahmen von Sylt gesehen. Es sei eine "Katastrophe", darüber müsse man nicht streiten, stellt sie klar. Allerdings sei sie geschockt von dem, was sie "den ganzen Tag miterleben durfte". Der Grund: Tausende Nachrichten hätten sie erreicht.
Wegen des sehr ähnlichen Namens wie die Frau im Video und den blonden Haaren dachten viele User:innen, dass es sich dabei um sie handelte. Aus diesem Grund schlug der jungen Frau massiver Hass entgegen, mit "Beleidigungen von A bis Z", erzählt sie. Dann stellt sie klar: "Ich bin stark. Ich saß hier mit meiner Familie und habe darüber gelacht, weil sie wissen genau, dass ich nichts mit Rassismus zu tun habe."
Dann fordert sie die Zuschauenden zum Nachdenken auf. Denn viele Personen hätten ihrer Meinung nach so eine Hate-Welle nicht so einfach verkraftet, wie sie, sich möglicherweise nicht mehr vor die Wohnung getraut. "Mit jeder weiteren Nachricht hättet ihr sie weiter auf den Boden gedrückt. Ihr hättet sie umgebracht, mit diesen Nachrichten. Und das einfach zu Unrecht", warnt sie.
Eine falsche Person mit extremen Drohungen und Hass-Nachrichten zu überfluten, sei einfach nicht richtig. Sie verurteilt zudem, dass mit ein wenig Recherche leicht ersichtlich gewesen wäre, dass es sich bei ihr nicht um die besagte Person aus dem Video handelte. So sei etwa die Augenfarbe nicht passend. Zudem folge sie vielen Menschen mit Migrationshintergrund auf verschiedensten Social-Media-Plattformen. Die wenigsten hätten sie gefragt, ob sie es wirklich sei, bevor sie Drohungen verfassten.
Was in Sylt passiert sei, unterstütze sie absolut nicht. Dennoch stellt sie klar:
Denn die Konsequenzen könnten massiv sein. Eine unschuldige Person hätte so etwas noch viel weniger verdient. Wohl auch deshalb hat sie unter ihr Video die Bildunterschrift "Seid vorsichtig, wie ihr mit euren Mitmenschen umgeht" gesetzt.