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"Pony"-Club Sylt: Party-Gäste schockieren mit Nazi-Parolen – Polizei ermittelt

Restaurants, Whiskymeile Strönwai, Kampen, Sylt, Schleswig-Holstein, Deutschland *** Restaurants, Whisky Mile Strönwai, Kampen, Sylt, Schleswig Holstein, Germany
Im "Pony" auf Sylt ist es kürzlich zu einem schockierenden Vorfall gekommen. Bild: imago images / Schöning
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Gäste schockieren mit Nazi-Parolen auf Sylt – "Pony"-Club Kampen reagiert

24.05.2024, 11:0524.05.2024, 16:10
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"Feiern bis der Arzt kommt", das ist nicht nur auf verschiedenen spanischen Inseln das Motto, sondern mittlerweile auch in beliebten Urlaubsregionen in Deutschland. Während städtische Partymeilen wie die Reeperbahn in Hamburg ohnehin für hemmungslose Feierei bekannt sind, werden auch Inseln an Nord- und Ostsee immer populärer für Partytourist:innen.

Dass diese leider nicht immer tadelloses Benehmen an den Tag legen, ist durch Sauftourismus auf Mallorca längst kein Geheimnis mehr. Auf Sylt hat nun eine Gruppe aus Club-Besucher:innen mit heftigen, rechtsextremen Parolen für Empörung gesorgt.

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Der Club "Pony" genießt auf der friesischen Insel in der Nordsee mittlerweile absoluten Kultstatus. Unter dem Motto "Kult, Glamour, Nightlife" bietet das Lokal im zentral gelegenen Kampen genau das, was die meisten Sylt-Tourist:innen suchen.

Sylt-Gäste schockieren mit Nazi-Parolen in "Pony"-Club

Bei einer Party, die laut Medienberichten zu Pfingsten stattgefunden haben soll, war das Motto aber offenbar ein anderes: Ein auf Social Media kursierendes Video zeigt eine jubelnde Menschenmenge vor dem "Pony", in der etliche Party-Gäste mit grinsenden Gesichtern "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" skandieren.

Was nach einer Demo von Rechtsextremist:innen klingt, ist hier als schicke Party getarnt. Eigentlich läuft der unverfängliche Partysong "L'amour toujours" von Gigi D'Agostini, die überwiegend in Weiß gekleideten Gäste grölen jedoch besagte fremdenfeindliche Sprüche in die Kamera.

Während sich im Vordergrund eine junge Frau über den Jubel zu der Parole freut, mimt ein Mann im Hintergrund mit einer Geste an seiner Oberlippe den Hitler-Bart.

Das entsprechende Video sorgte auf Social Media am Donnerstag für heftige Empörung, auch prominente Personen teilten schockiert das Video. ZDF-Moderatorin Dunja Hayali twitterte: "Mit Hitlerbärtchen und Schampus, aber ohne 'Ausländer'. #Sylt. 2024." Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte die Parolen "eklig" und "nicht akzeptabel".

"Pony"-Club distanziert sich von Nazi-Sprüchen auf Sylt

Bereits am späten Donnerstagabend reagierte dann auch der "Pony"-Club mit einem klaren Statement auf Instagram.

Demnach seien die Betreibenden "tief schockiert" von dem Vorfall. "Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung", heißt es in dem Statement. "Hätten wir von dem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen."

Der "Pony"-Club reagierte am Donnerstag auf die Vorwürfe.
Der "Pony"-Club reagierte am Donnerstag auf die Vorwürfe. Bild: screenshot Instagram / @pony_kampen

In einer zweiten Story erklärt man dann, dass die Namen der im Video beteiligten Personen dem Club bereits über Social zugespielt wurden. Deren "widerliches Verhalten" werde man strafrechtlich verfolgen lassen.

Influencerin reagiert drastisch auf Sylt-Video

Aufgenommen wurde das Video offenbar von einer Frau, die sich bisher in einem Anstellungsverhältnis mit der Hamburger Influencerin Milena Karl befand.

"Abgesehen von dem ohnehin abscheulichen Inhalt des Videos hat es mich schockiert, verletzt und enttäuscht zu sehen, dass eine der Personen aus dem Video mit mir in einem Anstellungsverhältnis stand", erklärt die 28-Jährige in einem Statement. Als Person mit Migrationshintergrund und werdende Mutter spiegelten die Aussagen eine Haltung wider, die sie klar ablehnte,

In einem Statement distanziert sich Influencerin Milena Karl von dem Sylt-Video.
In einem Statement distanziert sich Influencerin Milena Karl von dem Sylt-Video. screenshot instagram/ @milena.karl

Für sie stand demnach außer Frage, die betreffende Person umgehend zu entlassen.

Staatsschutz ermittelt gegen Sylt-Gäste

Die Polizei bekam laut eigenen Angaben ebenfalls am Abend Kenntnis von dem Video. "Dieses Video ist uns bekannt und wird hinsichtlich strafrechtlich relevanter Inhalte geprüft", schrieb die Polizei am Freitag auf der Plattform X.

Sie teilte weiter mit, dass mittlerweile auch der Staatsschutz wegen Volksverhetzung und der Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen Ermittlungen aufgenommen hätte.

Die Ermittlungen richten sich demnach zunächst gegen die Personen, "die auf dem Video offensichtlich die oben genannten Äußerungen mitsingen bzw. Kennzeichen tätigen". Es sei aber nicht auszuschließen, dass weitere Tatverdächtige hinzukommen, die auf diesem Video nicht zu sehen seien.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Song "L’amour Toujours" für rassistische Ausfälle missbraucht wird. Bei mehreren Karnevalsveranstaltungen im Januar kam es zu ähnlichen Vorfällen, bei denen die Polizei einschreiten musste.

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