Dildos, Vibratoren, Penisringe oder sonstige Toys gehören zum Sexualleben vieler Menschen wie selbstverständlich dazu. Wer heute Hilfsmittel zur Befriedigung eigener Gelüste sucht, wird schnell fündig. Die Auswahl ist schier endlos.
Sexspielzeuge sind aber keine moderne Erfindung. Bereits in der Antike gab es sie. Zwar bestanden diese nicht aus Plastik, Silikon oder anderen künstlich hergestellten Materialen. Die Funktionsweise war aber die gleiche.
Nun wurde erstmals ein echter Dildo aus der Zeit der Römer identifiziert. Davon sind jedenfalls einige Wissenschaftler:innen überzeugt. Zwar wurde das phallusförmige Objekt bereits vor 30 Jahren ausgegraben, damals aber konnte es nicht als Sexspielzeug erkannt werden. Das verwundert Forschende.
Der längliche Gegenstand war in der Nähe des Hadrianswalls im heutigen England vergraben, der die Welt des römischen Britanniens von der des "unzivilisierten" Nordens getrennt hatte. Bereits im Jahr 1992 wurde das Objekt gefunden, genauere Untersuchungen gab es aber erst jetzt, wie aus Informationen von "Antiquity" und "The Guardian" hervorgeht.
Die Bedeutung des 15,7 Zentimeter langen Dildos hatte man im Jahr 1993 offenbar nicht erfasst. Stattdessen ist er zunächst als Nähutensil gewertet worden, eine Unterlage zum Stopfen.
In Anbetracht des Fundstückes durchaus ein grotesker Gedanke. Der Anblick erinnert stark an eine Nachbildung eines Penis, besonders an der "Eichel". Das findet auch Rob Collins, Dozent für Archäologie an der Newcastle University. Er sagte gegenüber der britischen Zeitung "Guardian":
Dennoch: Ganz sicher kann nicht bestimmt werden, dass es sich tatsächlich um ein Sexspielzeug handelt. Es sei auch denkbar, dass das Objekt als Talisman, Stößel oder Glücksbringer fungierte. Klar ist: In der bildlichen Darstellung und Literatur aus dem römischen Reich ist vielfach überliefert, dass es Dildos als Sexspielzeuge gab.
Falls es sich dabei tatsächlich um einen hölzernen Lustbringer handelt, wäre es das erste gefundene Sexualobjekt der antiken Römer. Laut Collins ist es sogar der erste bekannte geschnitzte Holzphallus dieser Größe aus der gesamten römischen Welt. Klar, ohne den besonderen Boden am Fundort wäre der mutmaßliche Dildo schon längst verrottet. Der Phallus besteht aus Eschenholz, die Eichel wird mit einer charakteristischen Penislinie dargestellt.
Der Dildo aus Holz konnte nur deshalb die 2000 Jahre unter der Erde überstehen, weil der Boden an seinem Fundort ein besonderer war. In der Umgebung des Forts Vindolanda enthält der Untergrund kaum Sauerstoff. Optimale Bedingungen, um über lange Zeit nicht zu verrotten.
Laut Barbara Birley, der Kuratorin des Vindolanda Trust, waren Dildos bei den Römern alltäglich im Gebrauch:
Wie die Forscher:innen in ihrem Beitrag in der Zeitschrift "Antiquity" schreiben, ist der hölzerne Penis im Laufe der Zeit geschrumpft. Er wurde demnach aus jungem Holz gefertigt und ist seitdem ausgetrocknet und damit kleiner geworden. Beide Enden sind glatt, was den Phallus als Sexspielzeug geeignet macht.
Interessant ist, dass es durchaus final nachweisbar sein könnte, ob er tatsächlich für sexuelle Aktivitäten genutzt wurde. Dafür wären allerdings weitere umfangreiche Untersuchungen nötig, wie Collins sagt. Auch nach 2000 Jahren könnte möglichweise noch biologisches Material darauf gefunden werden.