Die Theaterszene steht eigentlich für Offenheit, Freiheit und vor allem Toleranz in der Gesellschaft. Selbst eigene kritische Auseinandersetzungen in Form von Stücken mit Themen wie Homophobie oder Rassismus sind in vielen Häusern beliebt.
Doch dass hinter den Vorhängen mitunter andere Töne angespielt werden, ist spätestens mit der Hundekot-Attacke des Hannoveraner Ballettchefs medial bekannt geworden. In Mecklenburg-Vorpommern hat jetzt ein Vorfall für Aufsehen gesorgt, der sich allerdings im Theatersaal selbst abspielte.
Im Theater Stralsund wollten zwei Frauen in der vergangenen Woche einem Philharmonie-Konzert beiwohnen. So weit sollte es jedoch nicht kommen: wegen eines Kusses des lesbischen Paares. Berichten zufolge wurden die beiden aus dem Theater geworfen. Das Theater bestätigte den Vorfall.
Andere Theaterbesucher:innen hätten sich der "Ostsee-Zeitung" zufolge über den gleichgeschlechtlichen Kuss empört und dem Paar respektloses Verhalten vorgeworfen. Eine Mitarbeiterin der Kulturstätte habe die beiden Frauen noch während der Vorstellung aus dem Haus geworfen.
Das Paar machte die diskriminierende Aktion über Social Media öffentlich und sorgte damit für viel Aufruhr. "Wo leben wir hier eigentlich?", kommentierte ein Twitter-Nutzer.
Die Geschäftsführung des Verbandes Theater Vorpommern entschuldigte sich anschließend in einer kurzen Erklärung bei Instagram. "Das Verhalten der entsprechenden Mitarbeiterin entspricht in keinster Weise der Haltung des Hauses als weltoffene, tolerante und der Diversität verpflichtete Einrichtung", hieß es.
Man werde den Vorfall aufarbeiten und sicherstellen, dass sich so etwas nicht wiederhole. Die Geschäftsführung habe den Betroffenen zudem ein Gesprächsangebot unterbreitet, erklärte der Pressesprecher des Theaters.
Unter dem Post des Theaters reagierte dann am Wochenende eine nach eigenen Angaben ehemalige Mitarbeiterin des Theaters. Sie überrasche der Vorfall nicht. "Was ich dort hinter den Kulissen an Rassismus, Homophobie, Transphobie und sonstigen menschenverachtenden Äußerungen mitbekommen habe", deutet sie in einem Kommentar an.
"Wir leben wahrlich in dunklen, intoleranten und gefährlichen Zeiten", schrieb auch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Niema Movassat auf Twitter. "Solange in diesem Land nicht Taliban oder ein prüdes Regime regiert, darf man sich küssen, wo man will", postulierte er.
Unter dem Namen Theater Vorpommern sind die Häuser in den Orten Greifswald, Stralsund und Putbus vereint. Finanziell werden die Häuser von den jeweiligen Landkreisen und der Stadt getragen. Von Ballett bis Schauspiel bieten die Häuser bereits seit den 1990er Jahren zahlreiche Vorstellungen für das Publikum in Vorpommern an.