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Wissenschaftler verblüfft: Eichhörnchen reagieren auf Umweltwandel mit Blutdurst

03.01.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Ein Eichhörnchen sitzt im Frankfurter Günthersburgpark im Gegenlicht der Morgensonne und knabbert an einer Walnuss von ihrem Wintervorrat, die es zuvor aus dem Bode ...
Süß, oder? Bei diesem Eichhörnchen könnten Baby-Feldmäuse auf dem Speiseplan stehen.Bild: dpa / Frank Rumpenhorst
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Eichhörnchen verblüffen Biologen: Plötzlich steht Fleisch auf dem Speiseplan

19.12.2024, 18:08
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Eichhörnchen sind in der Vorstellung der meisten Menschen niedliche Pflanzenfresser, bekannt für ihre Fähigkeit, Nüsse und Samen zu horten. Doch jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die kleinen Nagetiere: In Nordkalifornien wurden Kalifornische Ziesel beobachtet, wie sie aktiv Wühlmäuse jagten und fraßen – ein Verhalten, das bisher für diese Art unbekannt war.

Die Studie zeigt die bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit dieser Tiere und liefert spannende Einblicke in ihre Rolle in einem sich wandelnden Ökosystem.

"Schockierend": Eichhörnchen passen sich an Umweltveränderungen an

Jennifer E. Smith, Biologieprofessorin an der University of Wisconsin-Eau Claire und Hauptautorin der Studie, beschreibt die Entdeckung als "schockierend". "Wir hatten nie zuvor gesehen, dass diese Tiere aktiv andere Wirbeltiere jagen", sagte sie. Veröffentlicht wurde die Untersuchung im Fachmagazin "Journal of Ethology".

Die Wissenschaftler:innen dokumentierten das Verhalten während der Sommermonate 2024 im Briones Regional Park im Norden Kaliforniens. Die Beobachtungen erfolgten im Rahmen eines langfristigen Projekts. Ziel war es, herauszufinden, wie sich Kalifornische Ziesel an Umweltveränderungen anpassen.

Über einen Zeitraum von 18 Tagen registrierte das Team 74 Interaktionen zwischen Zieseln und Wühlmäusen. 42 Prozent endete mit jagen und fressen. Sowohl männliche als auch weibliche Ziesel, einschließlich Jungtiere, beteiligten sich an der Jagd auf die Wühlmäuse, oft allein. Gelegentlich kam es zu Konkurrenzsituationen, bei denen Ziesel versuchten, einander Beute zu stehlen.

Population von Mäusen explodiert: Ziesel machen aus Not eine Tugend

Die Forschenden vermuten, dass das ungewöhnliche Verhalten der Ziesel eine Reaktion auf eine drastische Zunahme der Wühlmauspopulation im Untersuchungsgebiet war. Solche Populationsausbrüche, oft bedingt durch günstige Umweltbedingungen, bieten Raubtieren eine vorübergehende Gelegenheit, ihren Speiseplan zu erweitern.

Smith erklärt, dass dieses Phänomen als "diätetische Plastizität" bekannt ist – die Fähigkeit von Tieren, ihre Ernährung an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.

"Wir wussten bereits, dass Kalifornische Ziesel anpassungsfähig sind und eine breite Palette von Pflanzen fressen", führt Smith aus. "Aber die Geschwindigkeit, mit der sie ihr Verhalten angesichts eines Überangebots an Beute änderten, ist bemerkenswert."

Wühlmäuse statt Nüsse: Nützlich im Kampf gegen Schädlinge?

Smith zufolge deuten die "neuen Erkenntnisse darauf hin, dass Ziesel eher als opportunistische Allesfresser eingestuft werden sollten". Während ihr Hauptnahrungsbestandteil weiterhin pflanzlich sei, könne aber eine proteinreiche Ernährung – wie durch das Jagen von Wühlmäusen – in Zeiten hoher Verfügbarkeit zusätzliche Energie und Nährstoffe liefern, insbesondere während der Fortpflanzung oder des Wachstums.

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Die Studie wirft auch Fragen über die ökologische Rolle der Ziesel auf. Ihr Verhalten könnte helfen, die Wühlmauspopulation zu regulieren. Die Nager gelten in der Landwirtschaft als Schädlinge. Gleichzeitig könnten diese neuen Interaktionen das Potenzial für die Übertragung von Krankheiten zwischen den Arten erhöhen.

"Obwohl wir in unserer Studie keine Anzeichen von Krankheiten beobachtet haben, könnten diese Verhaltensweisen die Dynamik zwischen Wirt und Parasit beeinflussen", schreiben die Forschenden.

Vorbild für die Menschheit? Die Herausforderungen des Klimawandels

Langfristig könnte diese Art von Forschung auch Einblicke in die Anpassungsfähigkeit anderer Tierarten an die Herausforderungen eines sich wandelnden Klimas und menschlicher Eingriffe bieten.

Die Ziesel zeigen, dass Anpassungsfähigkeit und Resilienz Schlüsselfaktoren für das Überleben in einer sich verändernden Welt sind. "Diese Tiere lehren uns, wie wichtig es ist, flexibel zu sein, um in einem von Menschen geprägten Umfeld zu überleben", so Smith.

Die Entdeckung, dass Kalifornische Ziesel aktiv Wühlmäuse jagen, ist ein faszinierendes Beispiel für die überraschenden Anpassungsmechanismen in der Tierwelt.

Es zeigt, wie flexibel selbst scheinbar vertraute Tiere sein können. Eine Erinnerung daran, wie viel es noch über die Natur zu lernen gibt.

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