Formel-1-Stars wie Lewis Hamilton und Max Verstappen haben beruflich nichts mit Olympia am Hut.Bild: AP / Scott Barbour
Analyse
In den vergangenen Jahren haben die Olympischen Spiele immer wieder neue Disziplinen mitaufgenommen. Denn neben den 28 Kernsportarten ist es dem Komitee erlaubt, fünf weitere auszuwählen.
In Paris waren das Skateboarden, Sportklettern, Surfen und Breakdancen. Die ersten drei Sportarten haben ihr Debüt bereits bei den Sommerspielen in Tokio gefeiert, Breaking war zum ersten Mal überhaupt dabei.
Motorsportfans kommen bei Olympia hingegen gar nicht auf ihre Kosten. Woran liegt das?
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Die Antwort darauf ist schnell gefunden: Autorennen gibt es im olympischen Aufgebot nicht, da mechanische Antriebe in den Disziplinen nicht erlaubt sind.
Bei den Radrennen und beim Rudern – wo man auch argumentieren könnte, dass Fremdantriebe zum Einsatz kommen – bewegen sich die Athlet:innen aus eigener Kraft voran. Zwar ist auch da gutes Material wichtig, in erster Linie kommt es jedoch auf die Muskelkraft und Technik der Athlet:innen an. In einem Auto ist das anders.
Beim Radrennen kann das Material über Sieg und Niederlage entscheiden.Bild: imago images / ANP
Dabei wäre es auch bei Autorennen möglich, den Faktor Technik zu eliminieren. Dann nämlich, wenn alle Athlet:innen das gleiche Auto zur Verfügung hätten – wie im Kartsport zum Beispiel.
Dann stünde ausschließlich die sportliche Leistung im Vordergrund. Und tatsächlich wurde ein solcher Schritt von den Olympia-Veranstalter:innen bereits erwogen.
Vor zwei Jahren, im August 2022, war Motorsport vom Organisationskomitee der nächsten Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles auf eine Vorschlagsliste für neue Sportarten gesetzt worden. Letztendlich wurden mit Baseball, Cricket, Flag Football, Lacrosse und Squash jedoch fünf andere Disziplinen ausgewählt, die ins olympische Programm aufgenommen werden.
Doch wie denken die Beteiligten selbst über eine mögliche Motorsport-Disziplin bei Olympia? Angesichts der Spiele hatten sich einige Fahrer dazu geäußert. Zusätzlich dazu hat sich watson beim Rennen in Ungarn im Fahrerlager umgehört.
Formel 1: Experte uneins über Olympia-Option
"Es ist eine großartige Idee", sagte Dan Fallows, Technikchef bei Aston Martin, auf watson-Nachfrage. "Wer mal mit einem F1-Fahrer Kart gefahren ist, weiß, dass sie auf einem anderen Level sind. Sie in einem Kart-Wettbewerb zu sehen, wäre fantastisch." Ein olympisches Kartrennen mit Formel-1-Fahrern würde er definitiv schauen, betonte Fallows.
Pierre Waché, Technikdirektor bei Red Bull, stimmte dem zu. "Das Auto wäre dann nicht das Problem", erklärte er mit Blick auf die Chancengleichheit in einem solchen Wettbewerb.
Pierre Waché (links) und Dan Fallows würden bei einem olympischen Kartrennen einschalten.Bild: IMAGO images/PanoramiC
RTL-Moderator Florian König äußerte sich hingegen zurückhaltender. Gegenüber watson erklärte er: "Die Formel 1 ist eine globale Sportart, die eine Menge Aufmerksamkeit erfährt, aus dieser Perspektive spricht also nichts dagegen."
Er persönlich sei mit Blick auf Olympia jedoch "eher Traditionalist". "Obwohl ich zum Beispiel selbst gerne Golf spiele, fremdele ich noch mit dem olympischen Golf. Möglicherweise würde mir das mit dem Kartsport auch so gehen", sagte König.
Lewis Hamilton und Max Verstappen sind gegen Olympia-Motorsport
Mercedes-Superstar Lewis Hamilton hatte in der Vergangenheit bereits betont, dass Motorsport für ihn "kein olympischer Sport" sei.
Auch Weltmeister Max Verstappen von Red Bull sieht das so. Der 26-Jährige sagte beim Rennen in Österreich: "Ich glaube nicht, dass wir auf die olympische Bühne gehören. Wir haben unsere eigene Meisterschaft, die meiner Meinung nach sehr gut ankommt, aber ich schaue mir die Olympischen Spiele gerne vor dem Fernseher an."
Ferrari-Fahrer Charles Leclerc, der vor kurzem die olympische Fackel durch seine Heimat Monaco getragen hatte, sieht das hingegen anders. "Es wäre großartig, Motorsport bei den Olympischen Spielen zu haben", sagte er bei dem Anlass. Laut dachte Leclerc dann nach:
"Um alle mit demselben Auto fahren zu können, muss man sich natürlich entscheiden, welche Strecke man fahren will, welchen Abtrieb, welche PS-Zahl und so weiter. Aber es ist definitiv möglich. Und ich würde Monaco gerne vertreten."
Konkrete Überlegungen zum Regelwerk und erste Schritte zur Umsetzung eines solchen Plans gibt es von den Automobilverbänden noch nicht. Vorerst dürfte die Idee also ein Gedankenspiel der Fans bleiben.
Noch sind sechs Rennen in der diesjährigen Formel-1-Saison zu absolvieren und die Königsklasse des Motorsports ist so spannend wie lang nicht mehr. Zwar thront weiterhin Dreifach-Weltmeister Max Verstappen an der Spitze der Fahrerwertung, doch in Lando Norris hat er mal wieder einen echten Herausforderer, der nur noch 52 Punkte hinter ihm liegt.