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NFL: Wie American Football den etablierten Sportarten Konkurrenz machen möchte

Kansas City Chiefs quarterback Patrick Mahomes (15) holds the trophy after their win against the Philadelphia Eagles in the NFL Super Bowl 57 football game, Sunday, Feb. 12, 2023, in Glendale, Ariz. T ...
Patrick Mahomes gewann mit den Kansas City Chiefs den Super Bowl. Zum Ende des Jahres wird er mit seinem Team in Deutschland spielen.Bild: AP / Matt Slocum
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NFL: Wie American Football den etablierten Sportarten in Deutschland Konkurrenz macht

13.02.2023, 07:12
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Wenn Sebastian Vollmer auf den Song "Country Roads" von John Denver angesprochen wird, muss er schmunzeln. Doch das hat nicht damit zu tun, dass er an seinen letzten Besuch auf dem Oktoberfest denken muss.

Viel mehr steht der 70er-Jahre-Klassiker für einen der bedeutendsten Sportmomente, den die amerikanische Football-Liga (NFL) in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat. Und das ausgerechnet in Deutschland.

"Es war die beste Atmosphäre eines Footballspiels, die ich je erlebt habe", sagt Vollmer, der dreimal im Super Bowl stand, im Gespräch mit watson über den Nachmittag Ende Oktober in der Münchner Allianz-Arena. Ähnliches hätten ihm danach auch die Spieler und Football-Legende Tom Brady gesagt. "Es war ein richtig krasses und beeindruckendes Erlebnis und einfach nicht typisch für Football", erinnert sich Vollmer.

Über 70.000 frenetische Football-Fans sangen den Song in einer Pause im Spiel zwischen den Tampa Bay Buccaneers und den Seattle Seahawks mit. Und sie hörten auch nicht auf, als das Spiel schon wieder lief.

Es war das erste Spiel der regulären NFL-Saison, das in Deutschland stattgefunden hat und dürfte den Bossen der milliardenschweren Liga verdeutlicht haben, wie viel Potenzial im deutschen Footballmarkt steckt.

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NFL: American Football in Deutschland kein Hype mehr

Diese aktuelle Phase will Sebastian Vollmer daher auch nicht als Hype ansehen. Schließlich seien Hypes immer nur etwas Temporäres. Von diesem Status habe sich der Football in Deutschland schon längst entfernt. Und das hat auch die NFL erkannt.

"Deutschland hat ein Markenzeichen gesetzt. Es hätte nicht besser laufen können für die Amerikaner, die amerikanischen Fans, die NFL als Business und natürlich die Spieler", findet Vollmer. Da die NFL ein Business ist, gilt es nun, sich gegen Mitkonkurrenten durchzusetzen.

American Football kämpft gegen Handball, Eishockey und Basketball

Denn American Football sagt den in Deutschland traditionelleren Sportarten wie Handball, Eishockey und Basketball den Kampf an. Es geht um den Platz an der Sonne – hinter dem uneinholbaren Fußball.

Der Zuspruch der Zuschauer ist auf alle Fälle da. 70.000 Fans waren in München, drei Millionen Ticket-Anfragen soll es gegeben haben. Auch die beiden Partien im Herbst dieses Jahres werden wieder einen unglaublichen Ticketansturm auslösen.

Doch die Sportart nachhaltig in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, klappt nur über den Schulsport. Dafür engagiert sich Sebastian Vollmer, der nicht nur Botschafter der New England Patriots, sondern auch der NFL ist, besonders.

Denn schließlich kurbelt vor allem eine Sache das Business noch ein Stück mehr an: einheimische Spieler.

Mit Jakob Johnson ist aktuell ein gebürtiger Deutscher bei den Las Vegas Raiders in der NFL aktiv. Laut der NFL-Spielergewerkschaft lag sein Trikot im Oktober auf Rang zwölf der meistverkauften Jerseys in Deutschland.

Hinzu kommen mit den St. Brown-Brüders Equanimeous (Green Bay) und Amon-Ra (Detroit Lions) zwei Jungstars, deren Mutter aus Deutschland kommt und die ihre deutschen Wurzeln nicht vernachlässigen.

NFL vergrößert Flag-Football-Programm in Deutschland

Daher wird in ausgewählten Schulen in Hamburg, Berlin, Düsseldorf, München und Frankfurt das sogenannte Flag Football gefördert. Die NFL unterstützt die Schulen mit Ausrüstung, Lehrmaterialien und professionellen Ansprechpartnern und hofft so, dass Kinder über die kontaktarme Variante des Sports eine Begeisterung entwickeln.

Der Abstand zu den amerikanischen Kindern, die teilweise mit drei Jahren anfangen, einen Football zu werfen, könne zwar so nicht aufgeholt werden, doch sei es laut des ehemaligen NFL-Profis Vollmer immerhin ein Anfang.

Im Rahmen der Super-Bowl-Woche wurden die acht Landesmeister im Flag Football aus Australien, Kanada, China, Deutschland, Ghana, Japan, Mexiko und Großbritannien nach Las Vegas eingeladen, um in einem Turnier gegeneinander anzutreten.

AFC middle linebacker C.J. Mosley of the New York Jets, left, grabs a flag off NFC return specialist KaVontae Turpin (9) of the Dallas Cowboys during the flag football event at the NFL Pro Bowl, Sunda ...
Beim fast körperlosen Flag Football stoppt man seinen Gegenspieler, indem man eines von zwei seitlichen Bändchen im Hosenbund hinauszieht. Bild: AP / John Locher

Die NFL will das Potenzial weiterhin nutzen. Allein in diesem Jahr wurden 120 weitere Schulen in Deutschland in ihr Programm aufgenommen. Mit einer eigenen Akademie in London versucht die Liga seit 2019 aber nicht nur deutsche Talente für ihre Teams zu finden, sondern will eine Anlaufstelle für europäische Top-Spieler sein.

NFL in Deutschland bekommt durch Patriots und Chiefs weiteren Schub

"Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, sich einfacher zu bewerben oder diesen Weg einzuschlagen. Einfach ist es aber trotzdem nicht", macht Sebastian Vollmer klar. Gleichzeitig schwärmt er über die Möglichkeit, mit Top-Coaches aus den USA in London zusammenzuarbeiten.

Denn am Ende würde es laut des zweifachen Super-Bowl-Siegers nicht nur reichen, deutsche Spieler in der Liga zu haben, um langfristig für Football in Deutschland zu begeistern. "Das kannst du nur mit einer nachhaltigen Jugendarbeit schaffen."

Diese Begeisterung könnte einen weiteren Schub bekommen, wenn die NFL im Herbst dieses Jahres gleich zwei Spiele in Deutschland austragen wird. "Die Begeisterung für Football wird nicht abnehmen, sondern nur noch mehr. Ich kann mir schwer vorstellen, wie es noch besser werden kann. Aber auch das wird wieder etwas Besonderes sein", sagt Vollmer.

Zumal mit den New England Patriots das Team mit der größten Fanbase in Deutschland ein Spiel bestreiten wird. Und mit den Kansas City Chiefs bestreitet sogar der amtierende Super-Bowl-Champion samt Liga-Aushängeschild Patrick Mahomes ein Heimspiel in Deutschland.

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Am Ende wurde es dann doch noch einmal ungewollt spannend. "Heute haben wir es nach dem 2:1, wo wir schon wieder zurückgekommen sind, wieder ein wenig schleifen lassen", sagte Thomas Müller nach dem 4:2-Heimsieg gegen den FC Heidenheim.

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