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BVB – Gladbach: Mit welchen Tricks Dortmund das Topspiel gewonnen hat

HAZARD Thorgan Borussia Dortmund jubelt nach seinem Tor zum 0 : 1 mit WITSEL Axel, BRANDT, HAALAND, ZAGADU und HAKIMI Mouh DFL Fussball Bundesliga Saison 2019 - 2020 Spiel Borussia Moenchengladbach -  ...
Schwarz-gelber Jubel nach dem 1:0 durch Thorgan Hazard (zw.v.l.).Bild: imago images/Laci Perenyi / Laci Perenyi via www.imago-images.de
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Mit welchen Kniffen der BVB das Topspiel gegen Gladbach gewonnen hat

08.03.2020, 11:19
constantin Eckner
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Wer die beste Borussia in Deutschland ist, bleibt bis auf Weiteres unumstritten. Borussia Dortmund hat am Samstagabend den dritten Sieg gegen Borussia Mönchengladbach in dieser Saison eingefahren. Beim 2:1-Erfolg des BVB in Gladbach entschieden am Ende vor allem Nuancen die Partie, denn über die 90 Minuten hinweg befanden sich beide Mannschaften weitestgehend auf Augenhöhe.

Oftmals werden Fußballspiele, in denen sich die Teams ein enges Duell mit vergleichsweise wenigen Torraumsituationen liefern, als "taktische Partien" bezeichnet. Das ist jedoch zumeist nur ein sprachlicher Notanker auf der verzweifelten Suche nach einer passenden Beschreibung für das Geschehen. Beim Duell der Borussias am Samstagabend war die Bezeichnung jedoch zutreffend, weil beide Cheftrainer einerseits Respekt vorm Gegner hatten, aber gleichzeitig nach kleinen Kniffen suchten, um der eigenen Mannschaft einen Vorteil zu verschaffen.

Gladbach und BVB mit gespiegelten Formationen

Der BVB trat einmal mehr in seiner mittlerweile angestammten 3-4-3-Formation an, wobei Cheftrainer Lucien Favre zunächst auf Flügeldribbler Jadon Sancho zugunsten von Julian Brandt verzichtete. Gladbach passte seinerseits die eigene Grundformation an und stellte sich ebenfalls im 3-4-3 auf. Diese Variante überraschte insofern nicht, als dass die Fohlen bereits im Top-Spiel gegen RB Leipzig vor einigen Wochen auf eine Dreierabwehr vertrauten.

In diesen Formationen spielten beide Teams.
In diesen Formationen spielten beide Teams.

Der bullige Defensivallrounder Denis Zakaria kümmerte sich damals um Timo Werner. Gegen Dortmund bekam er es mit Jungstar Erling Haaland zu tun, den Zakaria bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung auch weitestgehend im Griff behielt. Allerdings hatten die identischen Grundformationen gleichzeitig zur Folge, dass nicht nur Zakaria Mann-gegen-Mann gegen Haaland spielte, sondern dass sich über das gesamte Feld verteilt diese direkten Duelle ergaben. Die Formationen spiegelten sich und führten automatisch zu dieser Konstellation.

Nun könnte man meinen, dass der BVB aufgrund seiner Spieler einen individuellen Vorteil hatte. Dem war aber nicht so. Sicherlich konnte etwa ein Thorgan Hazard gegen Matthias Ginter und später Tony Jantschke gut aufspielen, aber auf der anderen Seite hatte Achraf Hakimi in der ersten Stunde des Öfteren das Nachsehen gegen Gegenspieler Ramy Bensebaini. Somit blieb es beim Duell auf Augenhöhe und es war umso entscheidender für beide Mannschaften, wer sich aus dieser Mann-gegen-Mann-Struktur situationsbezogen lösen konnte.

Der BVB etwa zog sich mit der Dreierabwehr zumeist sehr tief zurück, wodurch der Abstand zum Mittelfeld auffällig groß war. Genau in diesen Zwischenraum konnte sich beispielsweise Lars Stindl, der sowieso vielfach nach hinten lief, hineinbewegen und fernab eines Manndeckers an den Ball gelangen. Genau um solche kurzzeitigen Situationen, in denen die Manndeckung aufgebrochen wurde, ging es in dieser Partie sehr oft.

Dortmund selbst war gerade in der ersten Halbzeit eigentlich nur offensiv durchschlagskräftig, wenn eine gewisse Unordnung entstand. Das war zumeist in Gegenpressingsituationen der Fall, also in Situationen, in denen der Ballbesitz innerhalb kurzer Zeit mehrfach wechselte und keines der beiden Teams eine geordnete Defensivformation einnahm. Gerade dann ergaben sich für den BVB Kontergelegenheiten, weil die Manndeckung Gladbachs nicht so effektiv zugreifen konnte.

Warten auf Jadon Sancho

Der BVB fand allerdings insbesondere in der Anfangsphase nur sehr selten geordnet den Weg in die Offensivzonen. Einerseits hatte Dortmund mit dem hohen und oftmals aggressiven Pressing der Gladbacher zu kämpfen, das auch schon andere Teams entnervte. Andererseits war die Raumbesetzung in der Offensive recht konservativ. Brandt schien zudem in seiner Rolle als verkappter Rechtsaußen nicht optimal aufgehoben. Der 23-Jährige hat sich eigentlich in der Saison als Spielmacher im zentralen Mittelfeld bewährt, aber während seiner verletzungsbedingten Abwesenheit konnte sich Emre Can dort festspielen.

Der BVB um Siegtorschütze Achraf Hakimi bleibt der Angstgegner der Gladbacher.
Der BVB um Siegtorschütze Achraf Hakimi bleibt der Angstgegner der Gladbacher.Bild: www.imago-images.de / Siegfried Wensierski via www.imago-images.de

Deshalb musste er über die Außenbahn kommen und konnte nur sehr selten entscheidend auf das Geschehen eingreifen. Favre erkannte das auch und brachte beim Stand von 1:1 – nach einem Kontertor von Hazard infolge eines Stindl-Fehlpasses sowie einem Stindl-Tor nach einer Ecke – Jadon Sancho von der Bank. Der 19-Jährige fand umgehend ins Zusammenspiel mit Hazard und Haaland und sorgte in der letzten halben Stunde für einige Offensivgefahr.

Hinzu kam, dass Dortmund wie auch schon in den beiden Partien gegen Gladbach zuvor in Liga und Pokal den spritzigeren Eindruck hinten herausmachte, weshalb der BVB beispielsweise besser auf den Flügeln durchbrechen konnte, während diese Angriffe von den Gladbachern lange Zeit noch verteidigt wurden.

Wenige Impulse von den Trainern

So taktisch das Spiel insgesamt war, so simpel waren schlussendlich die Lösungsansätze, die beide Trainer in der zweiten Halbzeit verfolgten. Favre hielt am 3-4-3 fest und versuchte lediglich mit personellen Veränderungen etwas in der Offensive zu bewegen.

Sein Gegenüber Marco Rose versuchte Ähnliches mit der positionsbezogenen Einwechslung von Marcus Thuram für Jonas Hofmann, wobei der Franzose weniger Einfluss als Sancho auf das Geschehen entwickelte. Nach dem 2:1 durch Hakimi, das auch aus einer Unaufmerksamkeit der halben Gladbacher Mannschaft resultierte, entschied sich Rose zu einer offensiven Einwechslung, indem er Stürmer Breel Embolo für Christoph Kramer brachte, aber er hielt am 3-4-3 fest.

Manchmal führen diese engen Top-Spiele dazu, dass keine der beiden Seiten einen entscheidenden taktischen Durchbruch landen können und dann doch wieder die einzelnen Aktionen über Sieg und Niederlage entscheiden. So war es auch am Samstagabend in Mönchengladbach.

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