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Formel 1: McLaren scheiterte am Unterboden – neue WM-Spannung

Oscar Piastri, of Australia, left, and Lando Norris, of United Kingdom, during a press conference at the Barcelona Catalunya racetrack in Montmelo, near Barcelona, Spain, Thursday May 29, 2025. The Sp ...
Oscar Piastri (l.) und Lando Norris wurden beide in Las Vegas disqualifiziert. Der WM-Kampf ist nun wieder spannend.Bild: AP / Joan Monfort
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Formel 1: Ein Millimeter entscheidet – wie es zu den McLaren Disqualifikationen kam

Für den neutralen Fans ist die Spannung in der Formel 1 zurück, für die McLaren-Piloten gleicht die Disqualifikation in Las Vegas einer Katastrophe. Doch wie konnte es dazu kommen?
23.11.2025, 15:1723.11.2025, 15:18

Zunächst wirkte es so, als sei der Weltmeistertitel für Lando Norris nur noch Formsache. Mit dem Überqueren der Ziellinie in Las Vegas am Sonntagmorgen hatte er 30 Punkte Vorsprung auf Teamkollegen Oscar Piastri und sogar 42 Zähler vor dem noch amtierenden Weltmeister Max Verstappen.

Etwas mehr als vier Stunden später ist das jedoch Geschichte. Norris und Piastri wurden disqualifiziert. Der Grund: Der Unterboden der Fahrzeuge war zu stark abgenutzt und dadurch zu dünn, das war bei der technischen Überprüfung festgestellt worden.

Norris und Piastri mussten noch in der Nacht nach dem Rennen zu den Stewards, die daraufhin die Disqualifikation aussprachen. Der Vorsprung von Norris ist nun geschmolzen. Er liegt jetzt je 24 Punkte vor Piastri und Verstappen bei noch zwei offenen Rennen.

Watson erklärt, wie es zum Scheitern am Unterboden kam und welche Vorteile es für Norris und Piastri hatte.

Wie ist der Unterboden aufgebaut?

In der Formel 1 ist der Unterboden hauptsächlich Thema, wenn es um Abtrieb, Diffusor oder Ground-Effekte geht. Auch Venturi-Kanäle, durch die mehr Abtrieb erzeugt wird, werden oft genannt.

Neben all dieser technischen Details gibt es aber auch eine komplett flache Bodenplatte, die sogenannte Planke. Sie erstreckt sich über die gesamte Unterseite des Monocoque und genau hier werden Messungen vorgenommen.

Beim Einbau ist die Planke zehn Millimeter dick. Während eines Rennens darf sie um nicht mehr als einen Millimeter verschlissen werden. Zum zusätzlichen Schutz der Planke dürfen kleine Titan-Plättchen, sogenannte Skid Blocks, an vorgegebenen Bereichen angebaut werden. Sie dürfen bis zu drei Millimeter über die Planke herausragen.

Während des Rennens setzen Formel 1 Autos regelmäßig auf der Straße auf. Hier verschleißen zuerst die Skid Blocks, später dann auch Teile der Planke. Zu viel im Falle von McLaren in Vegas.

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Warum setzen die Autos überhaupt so oft auf?

Alle Kanäle, die unter dem Auto zu finden sind, haben eine Aufgabe: Möglichst viel Abtrieb erzeugen. Abtrieb – oder auch Anpressdruck – sorgt dafür, dass der F1-Bolide auf den Asphalt gedrückt wird. Umso höher der Druck, umso stabiler liegt das Auto auf der Strecke und rutscht bei hohen Geschwindigkeiten nicht weg. Besonders in Kurven ist das eine Schlüsselrolle.

Gerade in den modernen Autos ist Abtrieb eine der wichtigsten Komponenten. Gleichzeitig gilt: je tiefer das Auto auf der Strecke sitzt, desto höher der Abtrieb, allerdings steigt damit auch der Verschleiß am Unterboden. Die Teams versuchen ihre Boliden mit dem Setup so niedrig wie möglich einzustellen.

Warum hatte McLaren in Las Vegas Unterboden-Probleme und sonst nicht?

Laut "Motorsport.com" war es für McLaren aufgrund der unterschiedlichen Wetterbedingungen schwierig, ein geeignetes Setup zu finden. Für die nassen Bedingungen im Qualifying und den trockenen im Rennen hätte es wohl zwei unterschiedliche Auto-Abstimmungen geben müssen.

Aufgrund der Parc-Fermé-Regel durfte aber nach dem Qualifying nicht mehr am Auto gearbeitet werden. Grundsätzlich kommen in Las Vegas noch eine Vielzahl an Bodenwellen hinzu, die den Verschleiß der Planke weiter vorantreiben.

Klar ist allerdings, dass alle zehn Teams mit den unterschiedlichen Wetterbedingungen zurechtkommen mussten. Nur McLaren machte einen Fehler, der den Kampf um den Fahrertitel nochmal spannend macht.

Warum gibt es immer mehr Disqualifikationen wegen des Unterbodens?

Die Unterboden-Planke wurde nach dem Tod Ayrton Sennas 1994 eingeführt. Seitdem gab es bis 2023 lediglich zwei Disqualifikationen wegen der zu starken Abnutzung des Unterbodens. Beide 1994 kurz nach Einführung dieser Regel. Einer der Betroffenen war damals Michael Schumacher.

Seit 2023 häuft sich allerdings die Anzahl der Disqualifikationen. 2023 in Austin wurden Lewis Hamilton (damals Mercedes) und Charles Leclerc (Ferrari) disqualifiziert. Hamilton erwischte es im aktuellen Jahr erneut beim China-Rennen.

Auch den deutschen Formel-1-Star Nico Hülkenberg traf die Regelung in diesem Jahr. In Bahrain waren Teile seines Unterbodens 0,6 beziehungsweise 0,5 Millimeter zu viel abgefahren.

Den Grund für die Zunahme dieser Disqualifikationen sieht "Motorsport.com" in einer Mischung aus der begrenzten Trainingszeit und der Tatsache, dass die Autos eine niedrige Fahrhöhe benötigen, um wirklich effektiv zu sein.

Welche Reaktionen gibt es zur McLaren-Disqualifikation?

"Wir entschuldigen uns bei Lando und Oscar für die verlorenen Punkte zu einem kritischen Zeitpunkt der Weltmeisterschaft", sagte McLarens Teamchef Andrea Stella unmittelbar nachdem die Disqualifikation feststand.

Lando Norris sagte, es sei "ein frustrierendes Ende des Tages", und fügte an: "Wir als Team wollen immer so viel wie möglich herausholen, und es ist offensichtlich, dass wir die Balance nicht hinbekommen haben." Jetzt müsse aber der Fokus schnell wieder auf das nächste Rennen in Katar gerichtet werden.

Wann ist das nächste Formel-1-Rennen und wo läuft es im TV?

Das nächste Formel-1-Rennen findet am 30. November in Lusail (Katar, 17 Uhr) statt. Das gesamte Rennwochenende ist in Deutschland ausschließlich bei Sky zu sehen.

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