Kingsley Coman kam im Sommer 2015 zum FC Bayern München, gewann seitdem in jedem Jahr die deutsche Meisterschaft.Bild: www.imago-images.de / imago images
Analyse
Es lief die 53. Spielminute, als Kingsley Coman im Achtelfinal-Hinspiel gegen Paris eine Flanke von Alphonso Davies direkt aus der Luft nahm und mit der rechten Innenseite ins Tor schoss. 1:0. Der Treffer brachte den deutschen Rekordmeister in eine gute Ausgangslage für das Rückspiel (Mittwoch, 21 Uhr) gegen die Mannschaft, die voll mit Stars wie Lionel Messi oder Kylian Mbappé besetzt ist.
Im Hinspiel vor rund drei Wochen jubelte Coman nicht – zu groß ist die Verbundenheit mit dem französischen Top-Klub. Er spielte in der Jugend für PSG, verbrachte von 2013 bis 2014 auch ein Jahr bei den Profis. Fast zehn Jahre ist er nun weg aus Paris, trotzdem scheint er noch an seinem Jugend-Klub zu hängen, dabei verlief Comans Abgang 2014 alles andere als reibungslos.
Comans Weg über Paris und Turin nach München
Er bekam zu wenig Spielpraxis, Paris tat nicht alles, um das damals erst 17-jährige Talent zu halten. Die Folge: Coman unterschrieb ablösefrei bei Juventus Turin, kam in einem Jahr für den italienischen Rekordmeister auf 22 Einsätze und spielte sich in den Fokus des FC Bayern. Die Münchner liehen Coman zuerst für zwei Jahre aus und verpflichteten ihn danach für 21 Millionen Euro fest.
Der Rest ist Geschichte. Er reifte in München zu einem internationalen Top-Spieler.
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Die Bindung zu PSG scheint trotzdem stark zu sein. Vor dem Rückspiel verriet er im Interview mit Canal+, weshalb er seinen 1:0-Treffer im Hinspiel nicht bejubelte: "Am Anfang des Spiels gab es ein paar Beleidigungen, aber ich habe mir gesagt, dass ein paar Menschen sich nie ändern werden. Wenn man ein Tor schießt, will man am liebsten auf den Knien rutschen und jubeln, aber ich wollte den PSG-Fans ein Zeichen des Respekts zeigen."
Der 26-Jährige erklärte auch seine Zuneigung zum Pariser Klub: "Jeder weiß von der Liebe, die ich für Paris habe – auch wenn ich es nicht immer sage. Ich habe Respekt für den Klub, für den ich sieben Jahre gespielt habe." Danach stellte er im Hinblick auf das Rückspiel aber auch klar: "Ich werde alles tun, um meinem Team zu helfen, ins Viertelfinale zu kommen."
"Paris ist ein großer Verein für mich. Ich bin hier fußballerisch aufgewachsen. Ich verspüre sehr, sehr viel Freude, aber auch ein ganz klein wenig Trauer."
Kingsley Coman nach dem Gewinn der Champions League 2020 mit dem FC Bayern gegen PSG
Auch im August 2020 hat Coman alles getan, damit der FC Bayern erfolgreich ist. Damals standen die Münchner im Finale der Champions League gegen Paris. In der 59. Minute köpfte Coman den 1:0-Siegtreffer der Bayern – und jubelte. Vermutlich aber auch, weil es das bis dahin wichtigste Tor seiner Karriere war, das zum größten Titel seine Vereins-Karriere führte.
Im Anschluss daran sprach der Angreifer auf der Pressekonferenz über seine Leistung im Finale. Coman ordnete ein: "Es ist ein unglaublicher Tag für mich. Der schönste Tag in meinem Leben, was den Fußball angeht. Trotzdem habe ich ein wenig Trauer in meinem Herzen. Paris ist ein großer Verein für mich. Ich bin hier fußballerisch aufgewachsen. Ich verspüre sehr, sehr viel Freude, aber auch ein ganz klein wenig Trauer." Ganz vergessen hat Coman also seinen Jugendverein auch in einer seiner größten Stunden des Erfolgs nicht.
Dabei könnte Coman wohl noch viel erfolgreicher sein. Sowohl mit dem Verein, als auch mit der Nationalmannschaft. Immer wieder wird er von Verletzungen zurückgeworfen und muss passen. In seinen fast acht Jahren beim deutschen Rekordmeister verpasste er über 90 Spiele verletzungsbedingt, fehlte über 550 Tage im Trainingsalltag.
Besonders bitter: Eine seiner längsten Verletzung war sein Syndesmosebandriss im Februar 2018. Er fehlte den Rest der Saison, konnte erst wieder zur Vorbereitung auf die darauffolgende Spielzeit ins Training einsteigen.
Die bitterste Nachricht aus sportlicher Sicht: Er verpasste ausgerechnet die Weltmeisterschaft 2018, bei der Frankreich den Titel holte.
Coman blickt positiv auf verpassten WM-Titel
Aus sportlicher Sicht eine Lücke in seiner Vita. Aus privater Sicht allerdings ganz und gar nicht. Vor rund einem Jahr verkündete Coman, dass er sogar "glücklich" sei, "nicht bei der WM dabei gewesen zu sein". Die einfache Erklärung gab der Franzose im Gespräch mit "Sport1" selbst: "Ich habe während des Turniers meine heutige Frau kennengelernt. Das wäre wahrscheinlich nicht passiert, hätte ich die WM gespielt. Und jetzt sind wir verheiratet und haben Kinder zusammen!"
In der aktuellen Saison scheint es so, als wäre Coman für die nun entscheidende Phase fit. Im vergangenen September fehlte er, weil er sich einen Muskelfaserriss zugezogen hatte. Abgesehen von den fünf folgenden Spielen konnte er allerdings nur noch einmal nicht mitwirken.
Beim Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League vor drei Wochen in Paris hatte er einen Schlag abbekommen und musste bei der anschließenden 2:3-Niederlage in Gladbach pausieren. Mittlerweile ist er wieder fit und einer der Hoffnungsträger in München. Vor allem, weil mit Leroy Sané und Serge Gnabry seine beiden Hauptkonkurrenten auf dem Flügel seit einigen Wochen ihrer Höchstform hinterherlaufen.
Coman hingegen scheint in guter Verfassung zu sein. Bei seinen letzten fünf Pflichtspieleinsätzen erzielte er fünf Tore und gab dazu eine Vorlage. Eine Bilanz, weshalb die Münchner sicherlich auf Coman im Rückspiel gegen PSG hoffen, auch wenn der Angreifer dann erneut seine alte Liebe aus der Königsklasse schießen würde.
Als Fan des 1. FC Köln ist die bisherige Saison definitiv nicht von Langeweile geprägt. Drei Siege, drei Unentschieden und zwei Niederlagen und Platz sieben ist bisher die Bilanz für Neu-Trainer Gerhard Struber.