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Formel 1: Verstappen-Dominanz als Problem? Die große F1-Hoffnung auf 2024

1 Max Verstappen NLD, Oracle Red Bull Racing, F1 Grand Prix of Abu Dhabi at Yas Marina Circuit on November 26, 2023 in Abu Dhabi, United Arab Emirates. Photo by HOCH ZWEI Abu Dhabi United Arab Emirate ...
Ein Anblick, den die Formel-1-Fans 2023 insgesamt 19 Mal sahen: Max Verstappen bejubelt einen Sieg, hier beim letzten Rennen in Abu Dhabi.Bild: Imago Images / HochZwei
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Formel 1: Verstappen-Dominanz als Problem? Die große Hoffnung auf 2024

27.11.2023, 08:1527.11.2023, 08:17
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Anfang Oktober war es wieder so weit. Zum dritten Mal krönte sich Max Verstappen zum Weltmeister. Vorzeitig. Sechs Rennen bevor die Saison vorbei war. Er ist damit einer von insgesamt elf Piloten in der Formel 1, die mindestens drei Titel gewinnen konnten. Damals nach dem Sprintrennen in Katar kündigte er an, dass sein Mindset gleichbleibe: "Ich will so viel gewinnen, wie ich kann."

Diese Zielvorgabe erfüllte er. Er gewann alle sechs weiteren Rennen. Was Verstappen freut, ist für viele Formel-1-Fans ernüchternd. Die Dominanz des 26-Jährigen erinnert an die besten Zeiten von Michael Schumacher, der von 2000 bis 2004 fünfmal nacheinander Weltmeister wurde oder an Lewis Hamilton, der von 2014 bis 2020 sechs von sieben Titeln holte. 19 von 22 Rennen gewann Verstappen. Das Red-Bull-Team musste sich nur in Singapur einem anderen Team geschlagen geben. Da gewann Carlos Sainz im Ferrari.

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Eine Überlegenheit, die auch der Formel 1 nicht recht sein kann. Eine Analyse von "Buzz Radar" zeigte im September, dass bereits in den ersten fünf Monaten im Jahr 2023 die Erwähnungen der Formel 1 auf Social Media um rund 70 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres zurückgegangen sind. Außerdem wurde herausgefunden, dass Wörter wie "langweilig" und "nervig" oftmals in Verbindung mit der Formel 1 aufgetreten seien.

Die Hoffnung der Verstappen-Konkurrenz beruht daher schon seit einigen Wochen auf der kommenden Saison. Allerdings gibt es für das nächste Jahr keine großen Regeländerungen. Erst 2026 wird es welche mit den neuen Motorreglement geben. Dann sind große Leistungsverschiebungen wahrscheinlich.

Formel 1: Ferrari und Mercedes mit unterschiedlichen Lösungen

Vorher müssen die Teams mit Raffinesse und Kreativität ihre Autos weiterentwickeln. Dafür gibt es unterschiedliche Ansätze.

Das Mercedes-Team will ein komplett neu konzipiertes Auto aus dem Hut zaubern. Lewis Hamilton hatte zuletzt in der italienischen "Gazetta dello Sport" beklagt: "Wir leiden, weil wir technische Fehler gemacht haben." Noch deutlicher wurde Teamchef Toto Wolff bereits im Rahmen des Rennwochenendes in Austin: "Wir verändern das Auto komplett, weil wir einfach den Sprung zu Red Bull machen müssen. Da fehlt eine halbe Sekunde. Das werden wir nicht in der Weiterentwicklung erreichen."

"Die sind einfach in jeder Disziplin perfekt, egal ob Chassis, Aerodynamik, Motor, Fahrer oder Strategie."
Ferrari-Chef Frédéric Vasseur über die Leistungsfähigkeit der Red Bull

Während die Silberpfeile auf einen kompletten Restart setzen, will Ferrari-Chef Frédéric Vasseur seinen Boliden weiterentwickeln. Schon zur Saisonhälfte schloss er ein komplett neues Konzept aus. Vielmehr ist eine Weiterentwicklung geplant, die jede Komponente verbessert. Über Red Bull sagte der 55-Jährige: "Die sind einfach in jeder Disziplin perfekt, egal ob Chassis, Aerodynamik, Motor, Fahrer oder Strategie. Und das macht dann den Unterschied."

Ähnlich beschrieb auch Ferraris Aufsichtsratsvorsitzender John Elkann das aktuelle Vorgehen des Formel-1-Teams. Er sehe es "zu 100 Prozent" auf dem Weg in die richtige Richtung. Auch deshalb spricht vieles beim italienischen Traditionsrennstall für Modifizierung statt für Neuschöpfung.

Ob Anfang März Ferrari und Mercedes bis zum ersten Saisonrennen näher an Red Bull herangerückt sind, ist offen. Gerade, weil auch Red Bull seinerseits am Boliden für das kommende Jahr arbeitet. Mercedes-Chef Wolff fürchtete bereits Mitte August in Austin mit Blick auf die damals schon entschiedene WM: "Man darf nicht vergessen, dass sie (Red Bull, d. Red.) die Entwicklung des jetzigen Autos wahrscheinlich vor drei Monaten abgedreht haben und bereits auf das nächste Jahr schauen."

Formel 1: Upgrades können Kräfteverhältnis ändern

Ein Lichtblick und Vorbild für die neue Saison könnte die rasante Entwicklung des McLaren-Teams sein. Im ersten Rennen 2023 schied Oscar Piastri noch aus, Lando Norris wurde Letzter. Das Duo holte in den ersten acht Rennen lediglich 17 Punkte. Danach lieferten sie jedoch ab, landeten mehrmals auf dem Podium und sammelten weitere 285 Punkte.

Das hängt zumindest auch teilweise mit der Regulierung der Windkanal-Zeit ab. Jedes Team darf nur eine begrenzte Anzahl an Testläufen – jeweils über acht Wochen gesehen – im Windkanal verbringen, um das Auto zu verbessern. Die Idee dahinter ähnelt dem Draft-System aus amerikanischen Sportarten. Das schlechteste Team erhält am meisten Windkanal-Zeit, das beste am wenigsten.

Während McLaren in der ersten Saisonhälfte noch 288 Runs innerhalb von acht Wochen hatte, stieg die Anzahl danach auf 304 Läufe an. Über das gesamte Jahr gesehen, hatte das Team aus Woking durchgehend mehr Zeit im Windkanal als Red Bull, Mercedes, Aston Martin und Ferrari, pirschte sich immer weiter ran und landete am Ende knapp vor Aston Martin in der Konstrukteurswertung.

Die jüngste Entwicklung verleitete Norris sogar dazu, nach seinem zweiten Platz in Brasilien die Hoffnung auf einen spannenden WM-Kampf im nächsten Jahr zu formulieren:

"Dass wir von dem Punkt, an dem wir in Bahrain waren, in die Nähe kommen und darüber reden, gegen einen Red Bull zu kämpfen, halte ich für ein sehr gutes Zeichen für uns. Wir wissen, dass wir nächstes Jahr noch viel vor uns haben. Ich bin daher aufgeregt. Der Gedanke daran ist noch ziemlich weit weg, aber ich bin optimistisch und glaube, dass wir es als Team schaffen können."

Von Verstappen gab es auch Lob. Er bezeichnete das McLaren-Duo um Norris und Piastri als "das beste Fahrerduo" hinter Red Bull.

Trotz all der kleinen Hoffnungsschimmer ist die Red-Bull-Konkurrenz aber skeptisch, ob die Roten Bullen in den nächsten zwei Jahren bis zur Regel-Änderung überhaupt schlagbar sind. "Es liegt an uns, den Rückstand aufzuholen, und wenn das sehr lange dauert, dann dauert es eben sehr lange", sagte Mercedes-Boss Wolff noch im September.

Auch Ferrari-Pilot Charles Leclerc sah bereits während der Saison schwarz für spannende Fahrermeisterschaften bis 2026: "Sie haben einen derart großen Vorsprung und es wird schwierig sein, sie vor der Regeländerung einzuholen." Darauf angesprochen erwiderte Lewis Hamilton trocken: "Ich hoffe, dass er nicht Recht hat." Damit spricht er wohl auch für die meisten Fans und die Formel 1 selbst.

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