Er spielte 20 Jahre lang bei den Los Angeles Lakers, gewann in dieser Zeit fünf NBA-Titel, von 1998 bis zu seinem Karriereende 2016 war er ununterbrochen in der Auswahl der besten NBA-Spieler, 2008 war er MVP und er holte mit dem US-Team zweimal Olympia-Gold – wir könnten noch unendlich weitermachen, die großen sportlichen Erfolge, die zahlreichen Rekorde der Basketball-Karriere von Kobe Bryant aufzuzählen.
Die Nachricht von seinem tragischen Tod am Sonntag hat für Trauer und Bestürzung gesorgt, nicht nur im Sportkosmos. Auf der ganzen Welt verbinden Menschen viele Erinnerungen mit dem Ausnahmekönner aus den USA, der nur 41 Jahre alt wurde.
Kobe Bryant war ein Sportler, der über die Grenzen des Basketballcourts bekannt war. Bryant war nicht nur ein Jahrhundertsportler, sondern auch Teil der Popkultur, Idol, Vorbild. Für viele diente er als Inspiration in Sachen Ehrgeiz, Arbeitsmoral und Willen. "Er hat die Kraft des Sports genutzt, um Menschenleben zu verändern", sagte Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), in einem Statement zum Tod des Superstars.
Kobe Bryants Spitzname lautete "Black Mamba". Den hat er sich selbst gegeben, wie er seinerzeit gegenüber ESPN erklärte: "The mamba can strike with 99 percent accuracy at maximum speed, in rapid succession. That's the kind of basketball precision I want to have."
Auf Deutsch: "Die Mamba kann mit 99 Prozent Genauigkeit bei maximaler Geschwindigkeit und in schneller Folge zuschlagen. Das ist genau die Art von Basketball-Präzision, die ich haben möchte." Die Fähigkeiten der Giftschlange nahm er sich also als Vorbild für sein Spiel.
Auch nach seinem Karrierende 2016 wuchs die Trophäensammlung von Kobe Bryant weiter. Im Jahr 2018 bekam der damals 39-Jährige für den fünfminütigen Animationskurzfilm "Dear Basketball" bei den Academy Awards einen Oscar (Bester animierter Kurzfilm) verliehen. Der Film basiert auf einem Gedicht, das Bryant im US-Magazin "The Players' Tribune" veröffentlichte. In dem Gedicht geht es um seine Zeit als Basketballer und die Liebe zum Sport.
Für "Dear Basketball" wurde Bryant, der auch das Drehbuch schrieb, außerdem mit einem Sports Emmy Award für herausragendes postproduziertes Grafikdesign ausgezeichnet.
Wie gesagt, Kobe Bryant war auch abseits des Basketballcourts bekannt. Und so wussten auch oft als unsportlich verschriene Zocker des Computerspiels "Counter Strike: Global Offensive" von den Stärken Kobe Bryants. Dazu zählte vor allem seine Wurfgenauigkeit. Und so rufen "CS:GO"-Zocker seinen Vornamen, wenn jemand einen virtuellen Gegenspieler mit dem Wurf einer Granate killt: "KOBE!"
Auch die zentraljapanische Hafenstadt Kobe trauert um den tödlich verunglückten Basketball-Star. Denn nach deren berühmtem Rindfleisch hatten Bryants Eltern ihren Sohn benannt, nachdem sie die Bezeichnung Kobe auf einer Speisekarte gelesen hatten. So steht es in Bryants offizieller NBA-Biografie.
"Wir sind geschockt und traurig, von seinem plötzlichen Tod zu hören", erklärte Tetsunori Tanimoto von der "Kobe Beef Marketing and Distribution Promotion Association".
Kobe Bryant war 2001 zum Botschafter der japanischen Hafenstadt ernannt worden. Drei Jahre zuvor hatte er die Stadt besucht, um für die Opfer einer Erdbebenkatastrophe, die die Stadt 1995 heimgesucht hatte, zu spenden. Man sei Bryant "sehr dankbar, dass er geholfen hat, den Namen 'Kobe Beef' in der Welt zu verbreiten", so der Verband weiter. Kobes Vater, Joe Bryant, war ebenfalls ein früherer NBA-Spieler und hatte später mehrere Teams in Japans Basketball-Liga trainiert.
Kobe Bryant wurde in Philadelphia, Pennsylvania, geboren, doch er verbrachte viele Jahre seiner Kindheit in Italien. Bryant war der Sohn des ehemaligen NBA-Profis Joe Bryant, der bei den Philadelphia 76ers spielte. Als Kobe sechs war, zog Familie Bryant nach Italien. Sein Vater setzte seine Karriere in der italienischen Basketballliga fort, die Familie lebte bis 1991 in Italien. Und so lernte Kobe Bryant, Italienisch zu sprechen, auch seine vier Töchter haben italienische Namen. Dass er Italienisch nicht verlernt hatte, demonstrierte er gerne in Interviews mit italienischen Medien.
Bryant lebte in verschiedenen Städten in Italien. Sein Tod hat daher auch dort besondere Trauer ausgelöst. Die italienische Basketballverband setzte eine Trauerwoche an, bei allen Spielen sollte es eine Gedenkminute geben."Kobe Bryant ist hier aufgewachsen und war für uns alle einer von hier", schrieb der Bürgermeister der Stadt Reggio Emilia, Luca Vecchi, auf Facebook. Die Stadt werde ihn immer in Erinnerung halten, "Ciao Kobe".
Der Bürgermeister von Pistoia in der Toskana erklärte, die ganze Stadt sei tief betroffen von dem Tod. "Für uns ist es eine besondere Trauer, er ist nicht nur der große Champion, nicht nur eine Legende", sagte Alessandro Tomasi laut Nachrichtenagentur Ansa, "er ist eine Persönlichkeit, die als Junge hier gespielt hat und unseren Boden betreten hat."
Aus der Zeit in Italien rührte auch Bryants große Liebe zu einer anderen Ballsportart: "In Italien lernte ich die Schönheit des Fußballs kennen", sagte Bryant noch vor wenigen Tagen bei einem Sponsorentermin mit der US-Fußballliga MLS. Er wollte früher sogar Fußballspieler werden, war seit seiner Kindheit großer Fan des AC Mailand. Lieblingsspieler: Paolo Maldini. "Wenn du in meinen linken Arm schneidest, blutet es rot-schwarz, und rechts lila und gold", sagte Bryant außerdem während des MLS-Sponsoringtermins – Schwarz und Rot sind die Vereinsfarben von AC Mailand, Gold und Lila die der LA Lakers.
(as/mit Material von dpa)