Fußball-Dokumentationen gibt es viele. Sei es die "All or nothing"-Reihe von Amazon, bei der Arsenal London, Tottenham Hotspur, Manchester City oder die deutsche Nationalmannschaft begleitet wurden, oder aber diverse Serien, die die Vereine selbst veröffentlichen wie der 1. FC Köln oder Hertha BSC.
Das Ziel ist es immer, den Fans einen guten Einblick in den Alltag einer Profi-Mannschaft zu geben. Kritik gibt es dennoch auch immer wieder. Manche Dokumentationen erscheinen zu oberflächlich, andere wiederum zeigen zu viel und werden den handelnden Charakteren zum Verhängnis, wie bei der Amazon-Doku über die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar.
Die konkreten taktischen Vorgaben bleiben aber oft außen vor. Zu heilig sind diese für die Trainer, die ihre Geheimnisse nicht verraten wollen.
Umso erstaunlicher ist nun eine Tatsache, von der die "Bild" berichtet. Ein Fotograf der Boulevardzeitung fotografierte beim Spiel der Münchner gegen Union (1:0) bei der Einwechslung von Aleksandar Pavlovic ein DIN-A4-Blatt ab, auf dem Anweisungen standen. Co-Trainer Anthony Barry hatte diesen Zettel gehalten, um Pavlovic noch letzte Hinweise zu geben.
Konkret ging es dabei um das Abwehrverhalten der Münchner bei gegnerischen Freistößen aus dem Halbfeld ohne Mauer. Demnach sollen sich die Spieler an der Strafraumlinie orientieren und dort aufstellen. Eine klare Reihenfolge der Spieler ist auch definiert. So muss Leroy Sané als erster Spieler vor dem Ball stehen. Leon Goretzka hingegen ist der letzte der Profis, die in einer Reihe an der Sechzehnerlinie aufgereiht sind.
Aber die genaue Aufstellung ist nicht die einzige Tatsache, die dabei geregelt ist. Auch der Abstand der Bayern-Profis zum Ort, an dem der Freistoß ausgeführt wird, ist klar definiert.
So sollen sie "zwei Rasenstreifen zum Ball" Abstand halten. Klar ist: Die Breite der gemähten Rasenstreifen gibt den Münchnern vor, ab welchem Punkt auf dem Feld sie mit der Staffelung anfangen sollen. Zumindest, wenn es nach der Ansicht von Coach Thomas Tuchel und seinem Trainerteam geht.
Insgesamt scheint die besondere Sensibilität auf Standards einen positiven Einfluss auf die Münchner zu haben. In der aktuellen Spielzeit kassierten sie erst 16 Gegentore. Nur Spitzenreiter Leverkusen lässt mit 14 Treffern noch weniger Torerfolge der Gegner zu.
Bezeichnend ist es dennoch, dass ausgerechnet Leverkusen auch in dieser Statistik vorne liegt. Bayer spielt eine überragende Saison, ist noch ungeschlagen und hat vier Punkte Vorsprung vor dem FC Bayern. Am 10. Februar kommt es zum Showdown zwischen beiden Mannschaften.
Die Münchner müssen bis zu diesem Spiel in Schlagdistanz bleiben und dann den Vorsprung verringern, sonst könnte es für Trainer Thomas Tuchel ungemütlich werden, auch wenn das Defensiv-Verhalten bei gegnerischen Freistößen gut einstudiert ist.