Die vergangenen neun Spiele hat Union Berlin nunmehr wettbewerbsübergreifend verloren. Das ist an sich noch kein großes Problem, wie immer wieder von Spielern und Trainern beteuert wird. Union-Kapitän Christopher Trimmel sprach nach der jüngsten Niederlage gegen Neapel von "einer Frage der Zeit", bis man wieder gewinnt. Er könne niemandem etwas vorwerfen.
Ähnliche Töne schlug Trainer Urs Fischer an, der mit der Art und Weise, wie seine Mannschaft auftritt, sehr zufrieden sei. Bemerkenswert ist allerdings, dass es im sonst so ruhigen Berlin-Köpenick immer mehr zu rumoren beginnt. Abseits der sportlichen Talfahrt.
So sorgten im Kontext des Champions-League-Spiels gegen Neapel gleich zwei Vorfälle für Unruhe. Zum einen hatte David Fofana seinem Trainer bei der Auswechslung den Handschlag verweigert. Bereits bei der Pressekonferenz im Anschluss kündigte Fischer an, es werde "ein Gespräch geben".
Daraus wurden nun Konsequenzen gezogen: David Fofana wurde für eine Woche suspendiert, wie am Donnerstag bekannt gegeben wurde. Damit verpasst er das Bundesliga-Spiel gegen Bremen und das Pokalspiel gegen Stuttgart. Der Union-Trainer begründete die Entscheidung damit, dass Fußball ein Teamsport sei, bei dem man sich manchmal unterordnen müsse. "Ich hoffe, dass er aus solchen Situationen lernt", sagte Fischer.
Gegenüber "Sky" erklärte der frühere Union-Spieler und Publikumsliebling Torsten Mattuschka sein Unverständnis über die Aktion von Fofana: "Solche Baustellen brauchst du nicht. Gib' dem Trainer die Hand – auch wenn er Frust hat. Das verstehen wir alle." Angesichts der angespannten Tabellensituation seien solche Zwischenfälle kontraproduktiv.
"Das ist einfach respektlos seinem Trainer gegenüber – auch seinen Teamkollegen und den Fans gegenüber", sagte Matttuschka. "Das braucht kein Mensch, schon gar nicht in dieser Situation."
Bei dem zweiten Konfliktherd stand Star-Neuzugang Leonardo Bonucci im Mittelpunkt. Italienischen Medienberichten zufolge sei dieser unzufrieden mit seiner Reservistenrolle bei Union.
Laut Mattuschka sei Bonucci ein "Vollprofi", seine vermeintliche Enttäuschung könne er aber nachvollziehen. Dennoch gelte das Leistungsprinzip: "Und in den Spielen, in denen er gespielt hat, war er jetzt auch nicht wirklich der Anker in der Abwehr. So ehrlich muss man auch sein", befand der 43-Jährige.
Fischer selbst bezeichnete die Gerüchte um eine angebliche Unzufriedenheit Bonuccis als "Ente". Auch der Italiener wehrte sich am Mittwochabend über Instagram gegen die Meldung, dass er unzufrieden mit seiner Spielzeit sei und das Gespräch mit Fischer suchen wolle.
Dass es solche Nachrichten überhaupt gebe, sei aber problematisch. "Wir liefern aktuell Schlagzeilen, das ist absolut unnötig. Mit der Resultat-Krise haben wir genug zu tun", sagte Fischer. "Es geht darum, wieder in die Spur zu kommen."