"Bjelica ist nicht mehr tragbar", "Union muss den Skandal-Trainer jetzt feuern" und "Bjelica kann nicht Trainer in der Bundesliga bleiben". So titelten "Kicker", "Bild" und "Sky" in Meinungsartikeln über den Aussetzer von Union Berlins Trainer Nenad Bjelica.
Der Kroate hatte bei der 0:1-Niederlage der Köpenicker in der 74. Minute die Nerven verloren und Bayern-Star Leroy Sané zwei Mal deutlich ins Gesicht gegriffen. Dafür zeigte ihm Schiedsrichter Frank Willenborg die Rote Karte. Mittlerweile ist klar: Er wird für drei Spiele gesperrt.
Die Überschriften der Meinungsartikel der Medien zeigen: Die Sperre könnte für Bjelica die kleinste Sorge sein. Vielmehr wird quasi einheitlich gefordert, dass die Eisernen sich vom 52-Jährigen trennen. Dabei ist Bjelica erst seit Ende November im Amt, hatte damals von Unions langjährigem Trainer Urs Fischer übernommen.
Die bisherigen sieben Spiele unter dem neuen Trainer liefen durchwachsen. Neben drei Niederlagen gab es aber immerhin auch zwei Siege und zwei Unentschieden. Das Team verdoppelte daher seine Punkte und kletterte von einem Abstiegsplatz immerhin auf den 15. Rang, der zum Klassenerhalt verhelfen würde.
Dennoch spekulieren zumindest die "Bild" und die "Berliner Zeitung" über ein Szenario, das wohl viele Union-Fans gerne in die Wirklichkeit umgesetzt sehen wollen würden: eine Verpflichtung von Steffen Baumgart.
Der 52-Jährige ist aktuell vereinslos, arbeitet zuletzt bis kurz vor Weihnachten beim 1. FC Köln und gehört zu den absoluten Fan-Lieblingen bei Union. In seiner kurzen Zeit als Spieler der Köpenicker (2002 bis 2004) wurde er zweimal Unions Fußballer des Jahres, stieg als Kapitän und Publikumsliebling 2004 mit Union aus der 2. Liga ab.
Trotz seiner vier Jahre in Paderborn und den zweieinhalb Jahren in Köln lag der Wohnsitz der Familie lange in Köpenick nur einen Kilometer von der Alten Försterei entfernt. Die Bindung zum Klub spürt Baumgart.
Wie realistisch ist nun aber ein Engagement Baumgarts? Zunächst müssten sich die Verantwortlichen bei Union dafür entscheiden, sich von Bjelica zu trennen. An Baumgart selbst würde es wohl nicht scheitern.
Nach der Trennung von Köln hatte er im Interview mit der "Bild" schon Ende Dezember in Aussicht gestellt, bald für einen anderen Klub arbeiten zu wollen. "Ich denke, Ende Januar könnte ich mir vorstellen, wieder für etwas Neues bereit zu sein. Ich bin auf Dauer kein Typ, der nur noch zu Hause sitzt", hatte er damals konkret geantwortet.
Dazu passt auch, dass sich Baumgart in seinen Kölner Vertrag, der noch bis 2025 geht, laut "Sport Bild" eine ganz besondere Klausel hat reinschreiben lassen. Demnach soll er im Falle eines Rauswurfs sofort frei für den nächsten Job sein. Das bedeutet: Noch in einer Zeit, als er Cheftrainer des FC war, ließ sich Baumgart zusichern, ablösefrei bei einem neuen Klub unterschreiben zu können, wenn die Kölner ihn vorher beurlaubt hatten. Das ist aktuell der Fall.
Der Vorteil für Union wäre daher, dass die Eisernen nicht mal eine Ablösesumme für Baumgart zahlen müssten, wenn sie sich denn überhaupt von Bjelica trennen würden.
Doch vorerst wird der Kroate weiter Trainer der Berliner bleiben. Wie Präsident Dirk Zingler im Interview mit der "Berliner Zeitung" sagte, hätte er vom Verein eine Strafe erhalten. Auch Zingler kritisierte das Verhalten seines Trainers und erklärte, dass er sich nicht zu so einer Aktion hinreißen lassen dürfe. Die Sperre von drei Spielen sei nicht hilfreich, um "die Mannschaft im Kampf um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu unterstützen."
Irritationen gab es nun auch kurz vor dem nächsten Union-Spiel am Sonntag (15.30 Uhr). Die Eisernen verschoben kurzerhand die Pressekonferenz von Freitag auf Samstag. Laut Vereine sollen die Abläufe rund um das Spiel in Ruhe besprochen werden.
Die "Bild" schreibt allerdings, dass ein weiterer Grund die Unklarheit darüber sei, wer an der Pressekonferenz teilnehme. Der gesperrte Bjelica oder seine Vertreter und Co-Trainer Danijel Jumic und Nino Bule? Da gebe es das Problem, dass beide nicht gut Deutsch sprechen sollen. Außerdem sei noch nicht geklärt, wo Bjelica das Spiel gucken könne, ohne gegen das Innenraumverbot des DFB zu verstoßen.