Nach dem 2:2 gegen Inter Mailand, Bayern München ist soeben aus der Champions League ausgeschieden, war es an Thomas Müller zu erklären, was in ihm rumort. Für die Bayern, sein Lebensprojekt, war es mit Sicherheit das letzte Spiel mit dem Sternenball, vielleicht war es sogar das letzte in seiner Karriere.
Thomas Müller, 35 Jahre alt, steht also bei Dazn, Moderatorin Laura Wontorra zu seiner linken, spricht über die Emotionalität dieses Abends, und blickt mit traurigen Augen nach rechts, zu Michael Ballack, als erhoffe er sich einen Ratschlag. Dann fängt Müller an zu schmunzeln, und Ballack, ganz Kapitän, legt ihm verständnisvoll seine Hand auf die Schulter.
Müller würde noch gerne, die Bayern aber nicht mehr, so schließt sich im Sommer eines der produktivsten Kapitel zwischen Verein und Spieler, die es in der Geschichte des Fußballs so gegeben hat.
Und Müller zeigt in einem Video des FC Bayern noch einmal, was er dem Verein über all die Jahre hinweg gegeben hat. Als Entertainer.
"Das ungewöhnlichste Interview, das du je gesehen haben wirst", ist der Titel eines Videos, das sich als verkapptes Werbevideo für den Softwarekonzern SAP entpuppt. Seit 2014 unterhält der FC Bayern mit SAP eine Werbepartnerschaft.
In den Hauptrollen: Thomas Müller, Jamal Musiala und Konrad Laimer. Die Meta-Prämisse: Es muss ein Werbevideo für SAP gedreht werden. Angeleitet wird das ganze von Merlin Sandmeyer, vor allem bekannt als Jonas aus der Erfolgsserie "Die Discounter". Sandmeyer spielt einen exaltierten Regisseur ohne Ahnung von Fußball, dafür aber mit buntem Halstuch und ganz viel künstlerischer Vision.
Eine Szene: Die Spieler haben die Aufgabe bekommen, den Firmennamen klar und deutlich auszusprechen, "ganz klar, ganz straight, wie ein Elfmeter", sagt Sandmeyer zu Musiala. Musiala tut wie ihm geheißen, Müller aber interveniert, und fragt seinen Nebenmann Laimer: "Hat er den schon mal einen Elfmeter schießen sehen?"
Dazu muss man sagen: Seinen letzten Elfmeter hat Musiala vor knapp sechs Jahren im Oktober geschossen, gegen den 1. FC Nürnberg, in der B-Junioren Bundesliga Süd/Südwest.
Im weiteren Verlauf ereigneten sich noch allerlei Kuriositäten. Laimer etwa, von Sandmeyer konsequent mit falschem Vornamen angesprochen, wurde gefragt, was das Beste aus ihm herausbringe, worauf dieser mit einladender Geste sagte: "Capoeira" – der afrobrasilianische Kampftanz. Als Leistungsnachweis fuchtelte Laimer dann auch noch wild mit den Beinen umher.
Musiala sollte schließlich noch eine Zuschrift vom siebenjährigen Nils aus München beantworten, der wissen wollte, wann "Herr Musiala", das letzte Mal an die Softwaretechnik von SAP gedacht habe. "Immer", antwortete Musiala. "Always. Wann denke ich nicht dran?"
Müllers Aufgabe war es wiederum, zu sagen, was ihm denn besagter Softwareanbieter bedeute. "SAP ist wichtig", sagte Müller, wurde aber wüst von einem "Cut" unterbrochen, weil Sandmeyer mit der Antwort unzufrieden gewesen ist. "SAP ist wichtig!", legte Müller noch einmal nach, da bekomme er immer seine Spielszenen, "egal ob 15 Sekunden oder zehn Minuten".
Auch das war nicht genug. Müller bekam eine vorformulierte Version in die Hand gedrückt – die er dann auch noch rappend vortrug, während Sandmeyer die Performance mit Beatbox untermalte.