Als João Cancelo am Ende der vergangenen Transferphase im Winter zum FC Bayern kam, war die Begeisterung groß. Cancelo sollte unter Nagelsmann das Gegenstück zu Alphonso Davies auf der linken Seite werden und sich im Spielsystem unter Julian Nagelsmann immer wieder in die Offensive einschalten. Denn europaweit ist der Portugiese für seine präzisen Flanken und seine Torgefahr bekannt.
In den ersten Monaten beim FC Bayern läuft es jedoch nicht so rund für den 28-Jährige. Einen Stammplatz konnte sich der Außenbahnspieler noch nicht erkämpfen, viel mehr pendelt er immer wieder zwischen Bank und Startelf.
Eine gefährliche Mischung, denn schon bei seinem Wechsel nach München berichtete das Sportportal "The Athtelic" darüber, dass Cancelo "wie ein Vulkan gewesen" sei, wenn er bei seinem Ex-Klub Manchester City nicht gespielt habe. Er soll sich unverhältnismäßig trotzig gezeigt haben.
Auch beim FC Bayern war das bereits zu sehen, zuletzt beim 4:2-Sieg über Borussia Dortmund am vergangenen Samstag. Dort wurde der Portugiese lediglich für die letzten 15 Minuten eingewechselt und ging direkt mit Abpfiff in die Kabine, statt mit dem Team und den Fans zu feiern.
In einem Interview mit dem Vereinsmagazin des FC Bayern hat João Cancelo über seine vermeintlich schwierigen Charakterzüge gesprochen, die für ihn "schwierig zu erklären" seien.
Er sagt: "Ich bin sehr impulsiv und sentimental und sehr wahrscheinlich leicht zu durchschauen, weil ich immer ausdrücke, was ich fühle."
Mit seiner Meinung hält er auch in Interviews nicht zurück. Anfang März, als er beim FC Bayern nur als Einwechselspieler oder gar nicht eingesetzt wurde, sagte er der portugiesischen Zeitung "O Jogo": "Ich muss spielen, um glücklich zu sein." Dies sei laut ihm auch der einzige Grund gewesen, warum er Manchester City im Winter verlassen wollte.
Doch seine Art komme laut Cancelo nicht immer gut an: "Transparente Menschen wie ich haben es in der heutigen schnellen und gnadenlosen Welt nicht immer leicht."
Unter Trainer Thomas Tuchel dürfte es Cancelo aber womöglich etwas leichter haben. Auf der Pressekonferenz vor dem Dortmund-Spiel am vergangenen Freitag brachte Tuchel seine Wertschätzung für den Portugiesen zum Ausdruck. "Ich liebe Cancelo. Ich liebe João", sagte der Bayern-Trainer.
Tuchel lobte besonders Cancelos gefühlvollen Fuß, sowieso die Vielseitigkeit auf dem Feld. Der 49-Jährige will dem Außenspieler jedoch noch weiter Zeit geben, um in München anzukommen und sich an den Klub und das Umfeld anzupassen.
Cancelo selbst sieht seine eigene Situation auch nicht so dramatisch. "Auf Mannschaftsebene und auf persönlicher Ebene läuft bis jetzt alles sehr gut." Zudem sagt er: "Ich bin glücklich, hier zu sein und in dieser großen Mannschaft zu spielen."
Auch wenn die Situation auf Mannschaftsebene mit der Niederlage im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den SC Freiburg (1:2) am Dienstag eine erste Delle bekommen hat, können die Münchner noch zwei Titel gewinnen.
Damit es in dieser Saison jedoch mit dem Champions-League-Sieg klappt, müssen sich der deutsche Rekordmeister im Viertelfinale ausgerechnet gegen Cancelos Ex-Klubs Manchester City durchsetzen. Am kommenden Dienstag (21 Uhr) steht das Hinspiel in Großbritannien an.
Der Portugiese zeigt sich selbstbewusst. "Wir können es mit jedem aufnehmen. Wir können jedes Team schlagen." Gleichzeitig beteuert er, dass Teams wie Bayern, Real Madrid und Manchester City immer schwer zu schlagen seien und jedes Jahr zu den Favoriten gehören würden.
Geht es nach dem 28-Jährigen, hätte er jedoch nichts dagegen, wenn sich der Traum vom Champions-League-Sieg in diesem Jahr erfüllt. "Ich werde nicht nachlassen, bis ich ihn verwirklicht habe."