Zumindest Köln-Trainer Steffen Baumgart ist absolut selbstbewusst in einer Situation, in der es nicht viele wären. Nach sieben Spielen hat er mit seiner Mannschaft gerade mal einen Punkt geholt und sechsmal verloren. Als Tabellenletzter ging der Verein daher in die Länderspielpause. Vorher wurde Baumgart aber noch von einem Reporter der "Sportschau" gefragt, was die Kölner nun in der Krise bräuchten. Die klare und selbstbewusste Antwort des 51-Jährigen: "Mich. Das meine ich genauso."
Während es bei ähnlichen sportlichen Talfahrten für die Trainer in Köln oft schnell ungemütlich wurde, kann sich Baumgart aktuell seines Jobs sicher sein. Zu gut kommt er an, zu viel hat er dem FC in den letzten Jahren gegeben – allen voran eine neue Identität. Unter dem ehemaligen Paderborn-Coach kamen die Kölner nicht mehr in akute Abstiegsgefahr.
Jetzt ging allerdings der Saisonstart klar daneben. Mit nur einem Punkt nach sieben Spielen stehen die Kölner auf dem letzten Tabellenplatz, müssen nach der Länderspielpause anfangen zu siegen, damit sich die Lage entspannt.
Aus Sicht von Friedhelm Funkel ist Köln-Trainer Steffen Baumgart dafür genau der richtige. Die Trainer-Legende arbeitete zweimal in Köln, rettete den Verein zuletzt 2021 in der Relegation. Im Interview mit der "Bild"-Zeitung nahm er nun die Frage vorweg, ob sich der FC mit Baumgart aus der schlechten Situation befreien könne: "Ja, Steffen ist der richtige Trainer und er wird es schaffen, den FC vor dem Abstieg zu bewahren."
Gleichzeitig warnte er, dass es in dieser Saison "bis zum Schluss" dauern könnte, bis der Klassenerhalt gesichert sei. In den vergangenen Jahren schaffte Baumgart das mit Platz sieben und Platz elf immer frühzeitig.
Funkel kritisierte seinen Ex-Klub allerdings auch und fand einige Punkte, die zur schlechten Köln-Ausbeute beigetragen haben: "Die Verletzten-Probleme, fehlendes Selbstvertrauen und Spielglück, aber auch die Fehleinschätzung bei der Kaderplanung" seien schuld an der FC-Krise.
Besonders die Kaderplanung, die Aufgabe von Christian Keller ist, sah Funkel kritisch: "Man hatte gehofft, die Abgänge von Jonas Hector und Ellyes Skhiri besser auffangen zu können. Man darf nicht vergessen – Jonas war der Kapitän und ein überragender Spieler. Und Ellyes hat neben seiner Laufstärke letzte Saison sieben Tore erzielt – das ist enorm für einen Sechser. Aber auf beiden Positionen hat man keine Erfahrung dazugeholt. Auch ein weiterer Stürmer müsste her."
Denn mit einem Blick auf die Statistik wird klar, dass die große Schwäche der Kölner in den ersten sieben Partien der schwache Angriff war. Mit gerade einmal vier Treffern stellt das Team von Baumgart den ungefährlichsten Sturm der Liga. Beim Blick auf die Abwehr (14 Gegentore) gibt es immerhin noch sieben Teams, die mehr Treffer kassiert haben und damit noch anfälliger als der FC sind.
Aufgrund der Flaute im Angriff hofft Funkel auch, dass die Transfersperre, die für Köln im Raum steht, nicht final durchgesetzt wird. Weil der Klub von Baumgart im Januar 2022 den damals 16-jährigen Jaka Čuber Potočnik ablösefrei verpflichtete, hatte die Fifa zunächst eine Transfersperre von einem Jahr verhängt.
Der Hauptgrund: Potočnik hatte seinen Vertrag einseitig aufgelöst, die Kölner deshalb eine Ablöse gespart. Die Slowenen warfen dem FC Anstiftung zum Vertragsbruch vor. Aktuell ist die Sperre ausgesetzt. "Ich hoffe sehr, dass die Transfersperre nicht kommt – das wäre wirklich katastrophal. Denn im Winter müssen ein Sechser und ein Stürmer her", fordert Funkel.
Bis dahin müssten die Kölner bis Weihnachten "Anschluss an die Plätze 15, 14 und 13 herstellen". Klar sei auch, dass der FC langsam anfangen sollte, zu punkten. Die erste Möglichkeit gibt es für Baumgart und seine Profis im Derby gegen Gladbach.