Der Sonntagabend stand in der Bundesliga im Zeichen des neuen Deutschen Meisters: Bayer Leverkusen setzte sich mit 5:0 gegen Werder Bremen durch, krönte sich so erstmals mit dem Titel. Die Gäste aus der Hansestadt fabrizierten aber selbst Schlagzeilen.
Grund dafür war das Fehlen von Naby Keïta. In Anbetracht von dessen Verletzungshistorie mag seine Abstinenz nicht sonderlich überraschend anmuten, am Sonntag aber gestaltete sich die Lage etwas anders. Der Mittelfeldmann war fit und sollte im Bremer Kader stehen, er wollte aber nicht.
Wie der Verein kurz vor Anpfiff des Auswärtsspiels in Leverkusen mitteilte, hatte sich Keïta am Vortag geweigert, mit der Mannschaft nach Leverkusen zu reisen. "Nachdem Naby gestern erfahren hat, nicht von Beginn an zu spielen, hat er sich entschieden, nicht in den Bus zu steigen, sondern nach Hause zu fahren", erklärte Clemens Fritz, Leiter Profifußball in Bremen.
"Die Aktion sagt alles, da muss ich nicht mehr viel zu sagen", zeigte sich Trainer Ole Werner nach dem Bayer-Spiel ebenfalls erzürnt: "Da kann sich jeder sein Bild machen, meins habe ich mir gebildet. Natürlich ist das nichts, was mit Teamsport zu tun hat."
Via Instagram meldete sich in der Folge auch Keïta selbst zu Wort. "Seit dem ersten Tag, an dem ich bei diesem großartigen Verein unterschrieben habe, habe ich immer selbstlos und professionell gearbeitet", schrieb der 29-Jährige.
Zu den aktuellen Vorwürfen bezog er nur vage Stellung. Er habe seit Beginn seiner Karriere bei keiner seiner Stationen Probleme mit der Disziplin gehabt, vielmehr "immer versucht, ein Vorbild zu sein. Ich werde daher nicht akzeptieren, dass jemand dieses Bild trübt".
Für den Montag hatte Werder Bremen Konsequenzen angekündigt, eine weitere Vereinsmitteilung zu Keïta schickten die Hanseaten aber erst am Dienstag raus. Der wenig überraschende Inhalt dieser: Werder Bremen hat Naby Keïta bis zum Saisonende suspendiert.
Der Mittelfeldmann werde künftig nicht mehr mit dem Team trainieren, darf sich zudem nicht mehr in der Kabine der Profis aufhalten. Obendrein hat der Verein ihm eine Geldstrafe auferlegt.
"Das Verhalten von Naby ist für uns als Verein nicht zu tolerieren. Mit dieser Aktion hat er sein Team in einer sportlich und personell angespannten Situation im Stich gelassen und sich über die Mannschaft gestellt", kommentierte Fritz zudem die Entscheidung.
Mit Marvin Ducksch hat sich vor der Suspendierung seitens des Vereins zudem auch ein Mitspieler Keïtas geäußert.
"Ich habe so eine Situation noch nie erlebt, da bin ich ehrlich", leitete der zweifache deutsche A-Nationalspieler im Podcast "Kicker meets Dazn" ein. Dabei führte er die Geschehnisse vom Samstag etwas weiter aus:
"Seine Sachen lagen noch auf dem Platz. Irgendwann in der Dusche kamen Leute rein und haben gesagt, dass er mit Privatklamotten abgehauen ist."
Mit einer nüchternen Distanz zu seinem Mitspieler schloss Ducksch, "dass sich der Verein mit dem Spieler jetzt auseinandersetzen wird".
Keïta hat mit dieser Aktion zweifelsohne Unruhe in den Klub gebracht, die Werder momentan nicht gebrauchen kann. Durch sieben sieglose Partien in Folge haben die Bremer nur noch fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.
"Wir sind in einer immer noch guten Situation, haben alles in der eigenen Hand. Wir dürfen uns da keinen Stress machen", gibt sich Ducksch dennoch weiterhin positiv: "Wir wissen, dass die Situation vor ein, zwei Monaten anders aussah und wir auch nach oben geschaut haben. Aber dann haben wir keine Spiele mehr gewonnen. Wir müssen genau so weitermachen, wie wir es jetzt auch getan haben, dürfen nicht die Ruhe verlieren."