Ein Schaudern ging durch die bayerische Arbeitgeberschaft als Thomas Müller zu den Fans vor die Südkurve getreten war. "Ich hab ihnen gesagt", offenbarte der Rekordler später bei Dazn, "sie sollen dieses Jahr hart arbeiten, weil sie werden viele Urlaubstage brauchen. Wir haben einiges vor."
Ob die Rechnung aufgeht, die Ansage arbeitsrechtlich überhaupt verträglich ist oder der Landeswirtschaft womöglich den erhofften Aufschwung bereitet – alles egal, der FC Bayern hat in seinem ersten Saisonheimspiel den optimalen Bundesligastart fortgeführt.
Mit 2:0 gewann das Team von Trainer Vincent Kompany am Sonntagnachmittag gegen den SC Freiburg, wobei sich der Kampfansager höchstpersönlich am meisten gefreut haben dürfte. Thomas Müller absolvierte nach Einwechslung sein 710. Pflichtspiel und ist somit alleiniger Rekordspieler der Bayern vor Sepp Maier.
Und 19 Minuten später krönte Müller seinen Ehrentag selbst. Eine Hereingabe von Serge Gnabry kontrollierte der 34-Jährige sehenswert, ließ seinen Gegenspieler ins Leere laufen und schoss den Ball mit seinem vermeintlich schwachen linken Fuß ins Tor.
Allerdings lief nicht alles an diesem Nachmittag reibungslos. Zwischenzeitlich sah es so aus, als solle Eric Dier für den abermals wackeligen Min-jae Kim in die Innenverteidigung rücken. Der Wechsel war bereits offiziell im Spielberichtsbogen vermerkt und Stadionsprecher Stephan Lehmann verkündete ihn standesgemäß über die Lautsprecher. Zur Verwunderung der 75.000 Zuschauer:innen.
Denn Eric Dier betrat überhaupt nicht das Spielfeld, auch Min-jae Kim machte keine Anstalten, von seiner Position zu weichen. Kompany hatte sich spontan umentschieden – zu spät allerdings, um alle mit ins Boot zu holen. Kurz vor Schluss entschied sich der Belgier für einen anderen Wechsel in der Defensive: für Dayot Upamecano kam Leon Goretzka ins Spiel.
Der kuriose Zwischenfall war aber beileibe nicht das größte Ärgernis der Partie. Nach einem Eckball in der ersten Halbzeit köpfte Harry Kane den Ball an den Oberarm seines Gegenspielers Max Rosenfelder.
Der Videoassistent meldete sich daraufhin bei Schiedsrichter Christian Dingert, der sich die Szene anschaute und schlussendlich auf Elfmeter entschied. Kane verwandelte – und die Freiburger reagierten nach dem Spiel entsetzt.
Einen "Wahnsinns-Elfmeter", nannte SC-Kapitän Christian Günter den Strafstoß. "Wenn das Handspiel ist, höre ich am liebsten auf mit Fußball. Das ist Schwachsinn und ich verstehe es wirklich nicht. Da müssen die Leute, die diese Entscheidung treffen, vor die Kamera treten, und es erklären."
Da half es auch nicht, dass die Freiburger in der Nachspielzeit selbst einen Elfmeter zugesprochen kamen. "Am Schluss ist es peinlich, wenn man so einen Elfmeter bekommt", sagte SC-Trainer Julian Schuster. "Ich möchte nicht so einen Elfmeter haben. Ich möchte es nicht." Lucas Höler schoss den Strafstoß ohnehin in die Zuschauerränge.