Gut zehn Tage Spielpause wegen des winterlichen Wetters haben dem FC Bayern offenbar nicht gutgetan. Mit einer herben Niederlage von 1:5 gegen die Eintracht am Samstag blickt Thomas Tuchel einem Ergebnis entgegen, das er so seit seinem Amtsantritt im März noch nicht erlebt hat. Als die Bayern das letzte Mal 1:5 gegen Eintracht verloren haben, wurde der damalige Trainer Nico Kovac entlassen. Das droht Tuchel natürlich nicht.
In der laufenden Saison ist es die erste Niederlage der Münchener, entsprechend abgefertigt trotteten die Spieler am Samstag in die Kabine. Während sich das Team gar nicht erst an einer Erklärung der Auswärtspleite versuchen wollten, analysieren sie Trainer:innen und Expert:innen seit Abpfiff bis ins kleinste Detail. Eine Analyse sticht dabei vor allem hervor, weil sie zwei Bayern-Stars vordergründig in der Verantwortung sieht.
Während Trainer Tuchel die spielfreie Zeit der vergangenen Woche nicht als Ausrede gelten lassen wollte, erkennen mehrere Expert:innen den fehlenden Rhythmus zunächst durchaus als Herausforderung an. "Mir war klar, dass es sein kann, dass sie schwer ins Spiel kommen", erklärt auch Ex-Nationalspieler Dieter Hamann in seiner Rolle als Fußballexperte beim Sender "Sky".
Vollständig auf das Winterchaos will aber auch er die historische Pleite gegen die Eintracht nicht schieben. "Ich habe seit Wochen gesagt, dass sie nicht so dominant waren", meint Hamann weiter. Während die Münchener zum Saisonstart außergewöhnlich hohe Ergebnisse erzielen konnten, fehlte in den Augen des Ex-Nationalspielers in den vergangenen Wochen vor allem der Biss im Spiel. Die trotzdem soliden Ergebnisse habe man sich "schöngeredet".
Hamann erkennt dabei auf dem Platz aktuell vor allem ein Defizit der Bayern. Demnach wundere er sich immer wieder über defensive Pannen von Leon Goretzka und Joshua Kimmich. Letzterer sorgte etwa in der 36. Minute gegen Frankfurt mit einem eklatanten Fehlpass für das 0:3.
Für Hamann fällt aber vor allem auch der Umgang mit dem Mittelfeld-Duo durch das Trainerteam ins Auge. "Wenn er es ihnen sagt und sie machen es nicht, dann soll er einen anderen spielen lassen", unterstreicht Hamann knapp in Bezug auf Tuchel.
Auch der Bayern-Trainer selbst moniert seit Wochen die Schwächen in der Defensive und individuelle Fehltritte seiner Stars. Am Samstag hingegen zog er eine Bilanz, die Bayern-Fans sonst eher selten von ihrem Coach hören. "Dass wir wenig Argumente haben für das, was wir gemacht haben, ist ja klar. Damit bleibt die Verantwortung letztendlich bei mir", bekräftige Tuchel nach dem Spiel in Frankfurt.
Nach dem Unentschieden im vergangenen Champions League Spiel hatte der Bayern-Trainer seinem Team bereits eine gewisse Müdigkeit attestiert, die Ausfälle in der Bundesliga dürften der Mannschaft endgültig den Rhythmus genommen haben. "Mir war schon klar, dass sie da schwer ins Spiel kommen", bestätigt Hamann bei "Sky".
Am kommenden Dienstag steht für die Bayern bereits das nächste Spiel an: In der Champions League treffen sie wieder auf Manchester United. Auch wenn den Bayern niemand mehr das Weiterkommen ins Achtelfinale nehmen kann: Eine Niederlage wäre für den Teamgeist und die Außenwirkung fatal. "Wir können unter keinen Umständen auf diesem Niveau weiter spielen", weiß auch Tuchel.
Wie er seine Mannschaft nach der historischen Pleite wieder mit Motivation auf den Platz bringt, bleibt abzuwarten. Hamann nennt es im Interview "das Recht darauf, Fußball zu spielen", das sich die Bayern auch wieder erarbeiten müssten. Zumindest Schnee sollte ihnen dabei in Manchester keinen Strich durch die Rechnung machen.