Was die Talkshow "Markus Lanz" für den Politikbetrieb ist, das ist der "Stahlwerk Doppelpass" für den Fußball. Jeden Sonntag werden in diesem Rahmen auf Sport1 die Geschehnisse des Spieltags erörtert, wobei die Gemüter der Gäste verlässlich hochkochen.
Nach der Niederlage des FC Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach war der umstrittene Platzverweis von Dayot Upamecano in der achten Spielminute das bestimmende Thema auf der Tagesordnung. In der Rubrik "Da fragen wir doch mal den Schiri" kam auch der verantwortliche Schiedsrichter Tobias Welz zu Wort – und wurde von einem der Gäste heftig attackiert.
Der für seine saloppe Umgangsart berüchtigte Sport-Experte Waldemar Hartmann bewertete die Entscheidung von Welz, sich die strittige Szene nicht noch einmal am Spielfeldrand per Video anzusehen, gar als "Arroganzanfall".
Zum Hintergrund: In der achten Minute gerieten Bayerns Innenverteidiger Dayot Upamecano und Gladbachs Alassane Pléa in einem Laufduell aneinander. Kurz vor dem bayerischen Strafraum griff Upamecano Pléa in vollem Lauf leicht an die Schulter, woraufhin der Gladbach-Profi zu Boden ging und Tobias Welz den Innenverteidiger vom Platz stellte. Nach einem längeren Gespräch mit dem Video-Assistenten ließ er die Entscheidung bestehen.
Welz begründete seine Entscheidung und meint, dass Pléa durch den Kontakt an der Schulter zu Boden kam, weshalb Upamecano als letzter Mann für die Notbremse verantwortlich sei. Hartmann pochte hingegen darauf, der Schiedsrichter hätte sich die Szene noch einmal selbst angucken sollen.
Der Spieloffizielle beharrte allerdings auf seiner Entscheidung. Er habe lange mit seinen Assistenten geredet, erklärt er. Das Video hätte ihm keine neuen Erkenntnisse liefern können. "Das ist eine Entscheidung im Graubereich und damit absolut nichts für den Videobeweis", untermauert Welz seine Entscheidung.
Von einigen anderen Gästen erhielt der hauptberufliche Polizist auch Zuspruch für die Entscheidung. Ex-Fußballer und Dazn-Experte Sebastian Kneißl pflichtete ihm bei und legte den Fokus auf das "unclevere Verhalten" von Upamecano. Auch Jan Christian Müller, Journalist der "Frankfurter Rundschau" und Kommentator Christian Straßburger schlossen sich Welz' Urteil an.
Der ehemalige Bayern-Profi Stefan Effenberg sprach hingegen von einer Fehlentscheidung. Ex-Bundesliga-Trainer Armin Veh fand für beide Seiten Argumente.
Auch das den Spieltag noch mehr bestimmende Thema wurde in der Sendung ausgiebig besprochen: Der verbale Ausrutscher von Bayern-Coach Julian Nagelsmann. Während Moderator Florian König Tobias Welz zu zitierbaren Statements drängen wollte, blieb dieser diplomatisch.
Mit dem Bayern-Trainer habe er in der Kabine eine "Diskussion auf Augenhöhe" geführt, es sei "alles in Ordnung". Von den Beleidigungen habe er nichts mitbekommen, er wurde auch nicht direkt angesprochen. "Was in der Kabine passiert, bleibt in der Kabine", resümiert Welz.
Auch Waldemar Hartmann, der den VAR zwischendurch als "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für ausgediente Schiedsrichter" bezeichnete, konnte sich für die Contenance des 45-Jährigen Respekt abringen. Dass Welz bei den Worten von Nagelsmann weggehört habe und er jetzt nicht nachtrete, sei "sehr geil", so das Urteil Hartmanns.