Jung, groß, führungsstark – das ist Kauã Santos. So sagt man sich das in Frankfurt, oder auf der vereinseigenen Homepage der Eintracht. Als der Torhüter 2023 von Brasilien an den Main wechselte, wurde er als Talent angepriesen, galt als vielversprechende Verstärkung.
Und tatsächlich, in der abgelaufenen Saison konnte er in 14 Pflichtspielen unter Beweis stellen, was in ihm steckt.
Mit ein wenig Geduld setzte er sich gegen Kevin Trapp durch. Und sorgte bis zu seiner schweren Knieverletzung, die er sich beim bitteren Europa-League-Aus gegen Tottenham Hotspur zugezogen hat, für eine Wachablösung. Inzwischen kämpft er sich nach einem Kreuzbandriss zurück. Das Ziel: schnell zurück ins Tor.
Doch da wartet, wie gesagt, ein Routinier auf Santos. Kevin Trapp, 33 Jahre alt, bringt als deutscher Nationaltorhüter jede Menge Erfahrung mit. Santos hingegen ist zwölf Jahre jünger und erst auf dem Sprung. Und doch ist das Verhältnis der beiden nicht von Konkurrenzdenken geprägt, sondern von gegenseitigem Respekt.
Im Interview mit "Sport Bild" betont Santos, wie wichtig Trapp für ihn in der Anfangszeit gewesen sei. Von Beginn an habe es eine gute Verbindung gegeben, auch weil Trapp Portugiesisch spricht – "das hat mir sehr geholfen", sagt Santos.
Man unterstütze sich gegenseitig, lerne voneinander, beobachte sich im Training, gebe sich Feedback. Für ihn sei das kein Konkurrenzkampf im klassischen Sinn, sondern ein gesunder, fairer Wettbewerb auf Augenhöhe.
Dass er sich im Frühjahr zur neuen Nummer eins im Tor der Frankfurter entwickelt hatte, war ein Prozess, der sich ohne offizielle Verkündung vollzogen habe. Santos sagt:
Trotz der aktuellen Verletzungspause verliert Kauã Santos seine sportlichen Ziele nicht aus den Augen. Ganz oben auf seiner Liste: ein Platz in der brasilianischen Nationalmannschaft und womöglich sogar die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2026.
Er glaube, dass er grundsätzlich gute Chancen habe, eines Tages das Trikot der Seleção zu tragen, ließ er durchblicken. "Ich rechne mir gute Chancen aus", sagt er.
Ob es schon für das nächste große Turnier reichen werde, könne er zwar nicht sagen, doch klar sei: "Ich werde alles dafür tun."
Dass sein Weg in Richtung Weltklasse führen kann, verdeutlicht auch eine Anekdote, die er beiläufig erwähnt. Beim 3:3-Unentschieden gegen den FC Bayern in der Hinrunde zeigte sich auch Thomas Müller von der Leistung des Frankfurter Torhüters beeindruckt.
Noch während des Spiels, kurz nach einer Glanzparade in der Nachspielzeit gegen einen Schuss Müllers, sei der Bayern-Stürmer direkt auf ihn zugekommen. Santos erinnert sich: "Da hat er gefragt: 'Was ist denn mit dir passiert? Wie kannst du so einen Ball halten?'"
Weiter erzählt er, wie sehr ihn dieses Lob gefreut habe – schließlich komme es von einem Spieler, der im Weltfußball alles erreicht habe. "Er ist eine Legende", sagt Santos.