Als der FC Bayern am Dienstagabend in der Champions League gegen Galatasary Istanbul gespielt hat, war es von der Atmosphäre her nicht anders als zuletzt rund um die Säbener Straße. "So langsam bekomme ich mein Gehör wieder zurück", sagte Harry Kane über den ohrenbetäubenden Lärm am Bosporus. Bayern-CEO Jan Christian Dreesen meinte, man habe sich gefühlt, "wie neben einem Düsenjet".
Ähnlich lautstark wurde in den vergangenen Wochen über die Personalie Noussair Mazraoui diskutiert. Der marokkanische Nationalspieler hatte auf Instagram unter anderem einen Beitrag geteilt, in dem es hieß, die "unterdrückten Brüder in Palästina" sollten im Konflikt mit Israel "den Sieg erringen".
Bayern München hatte nach einem "ausführlichen und klärenden Gespräch" davon abgesehen, Konsequenzen gegenüber Mazraoui zu ziehen, nachdem dieser versichert habe, "jede Art des Terrorismus und jede Terrororganisation" zu verurteilen. Dennoch bestimmt das Thema rund um den Verein weiterhin die Schlagzeilen.
So sagte auch Jan-Christian Dreesen nach dem 3:1-Sieg gegen Galatasaray Istanbul im Teamhotel, er wolle "das Thema nicht aussparen. Das beschäftigt uns". Zudem kündigte er "weitere Gespräche" an, blieb aber vage, was das konkret bedeute. Wie die "Bild" berichtet, soll es bereits am Dienstag zu einer erneuten Unterredung mit Mazraoui gekommen sein.
Im Mittelpunkt sei diesmal die Situation mit Daniel Peretz gewesen, dem israelischen Torwart der Münchner. Demnach habe es, angeregt durch Bayern-Präsident Herbert Hainer, ein geheimes Treffen gegeben, bei dem Hainer erst einzeln und schließlich mit den beiden Profis gesprochen haben soll. Auffallend war, dass sich Daniel Peretz bislang gar nicht zu den Aussagen seines Teamkollegen geäußert hatte.
Das Treffen sei laut "Bild" harmonisch abgelaufen, Mazraoui habe Peretz versichert, er sei Israel gegenüber nicht negativ eingestellt. Zur Unterstreichung soll Mazraoui die etwas fragwürdige Begründung angeführt haben, sein persönlicher Physiotherapeut sei beispielsweise jüdischer Israeli.
Aufgrund der angespannten Personalsituation des FC Bayern ist dem Verein daran gelegen, Mazraoui in Zukunft möglichst ohne Hintergrundrauschen auflaufen zu lassen. So spielte der 25-Jährige auch in der Champions League gegen Galatasaray von Beginn an, weil es schlicht keine Alternative gab.
Wie schlimm es um die Bayern bestellt ist, zeigt allein der Umstand, dass in der 78. Minute Bouna Sarr für Mazraoui eingewechselt wurde. Ein Spieler, den Trainer Thomas Tuchel bei der Aufzählung der ihm zur Verfügung stehenden Defensivspieler vor wenigen Monaten einfach vergessen hatte.