Schauen sich Fußball-Fans die Titel von Harry Kane an, sind sie schnell fertig. Lediglich einen Erfolg listet "Transfermarkt" mit einem Team auf: den internationalen Algarve-Cup der U17 im Jahr 2010 mit England – bei allem Respekt: kein ernstzunehmender Titel im Profi-Fußball.
Davon abgesehen hat er nur individuelle Auszeichnungen bekommen: fünfmal war er Spieler der Saison in England, etliche Male Torschützenkönig in der jeweiligen Liga, in der er spielte. Im vergangenen Jahr kam der Gewinn des Goldenen Schuhs, also des besten europäischen Torschützen, dazu. Was fehlt? Ein wirklich großer Titel im Profi-Fußball.
In seinem ersten Jahr bei den Münchnern in der vergangenen Saison misslang selbst die Meisterschaft. Leverkusen schnappte sich die Schale, der Rekordmeister blieb erstmals seit 2012 titellos.
Immer wieder wird Kane deshalb damit konfrontiert, mal humorvoll, mal als ernsthafte Kritik. Der 31-Jährige selbst zeigte nun, dass er Spaß bei diesem Thema versteht. Oder ist es eher die Zuversicht, dass die Serie in diesem Jahr reißt und er mit den Bayern die Meisterschaft holt? Das bleibt unklar, obwohl der Titel rein rechnerisch an diesem Wochenende drin ist.
Eindeutig ist da jedoch eine Antwort, die er im Rahmen eines Interviews mit "Absolut Fußball", dem Sportportal von "Home of Sports", gab. "Das wäre großartig", entgegnete Kane auf die Frage, was ihm die Meisterschaft bedeuten würde. Lachend fügte er hinzu: "Vielleicht würde es ein paar Leute davon abhalten, darüber zu reden, dass ich noch keinen Titel gewonnen habe."
Großen Anteil am Titel hätte neben Harry Kane mit seinen 24 Bundesliga-Toren aber auch Trainer Vincent Kompany. Im Interview zeigt sich der englische Nationalspieler deshalb vom Belgier begeistert: "Er tut uns wirklich sehr gut. Er ist jemand, der nicht abhebt, wenn die Dinge gut laufen, und er lässt sich auch nicht unterkriegen, wenn es nicht so läuft."
Besonders imponieren würde Kane, dass es Kompany geschafft habe, das Team auf Kurs zu halten: "Ich habe das Gefühl, dass wir in dieser Saison eine Mannschaft aufgebaut haben, die wirklich umzusetzen weiß, was der Coach vorgibt. Jeder gibt in jedem Training und jedem Spiel 110 Prozent. Das sagt viel über den Trainer aus."
Kompany hat sich den Titel laut Kane also ebenso verdient, wie ihn sich Kane laut Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß verdient hat. Kürzlich sagte er in einem Interview bei Sky: "Wenn wir die Meisterschaft gewinnen sollten, dann hat es keiner mehr verdient als er."
Für Kane würde sich ein langes Kapitel der Titellosigkeit schließen, aber gleichzeitig die Jagd nach dem nächsten Erfolg beginnen. "Wobei sich der Fokus danach auf den nächsten Titel richten wird, denn im Fußball geht es immer weiter." Für die Bayern steht der nächste Wettbewerb ab 14. Juni an, dann beginnt die Klub-WM der Fifa, bei der die Münchner am 15. Juni auf Auckland treffen.