Eigentlich waren die Vorzeichen denkbar ungünstig für Borussia Dortmund. Mit RB Leipzig kam am Samstagabend eine Mannschaft ins Westfalenstadion, die vor diesem Spieltag punktgleich mit Spitzenreiter FC Bayern war, in der Bundesliga zudem seit Februar nicht mehr verloren hatte.
Auf der anderen Seite hatte der BVB eine ganze Frachterladung an Problemen: eine Ausfallliste mit dem Potenzial, auch zwei Tage nach Halloween noch alle Schwarz-Gelben in Angst und Schrecken zu versetzen, dazu ein passend schauriger Anti-Lauf. Drei Spiele in Folge hatten die Dortmunder verloren.
Dann aber kam das Topspiel am Samstagabend und die BVB-Stars zeigten plötzlich wieder eine Seite, die ihre Fans in den vergangenen Wochen so sehnlichst vermisst hatten. Vor heimischer Kulisse dominierte die Borussia das Geschehen, ließ sich auch von einem unglücklichen Rückstand nicht aus der Ruhe bringen und drehte das Spiel. 2:1, der Sprung auf Platz fünf, großer Jubel in Dortmund.
"Man hat heute gesehen, dass wir sehr, sehr gut sein können", strahlte Sebastian Kehl nach Schlusspfiff am Sky-Mikrofon und sprach offen von "Erleichterung, aber auch Freude". Seine Mannschaft habe sich den Sieg "mehr als verdient", befand der Sportdirektor. "Wir haben gefightet bis zum Ende, gerade auch nach den 120 Minuten unter der Woche."
Schon bei der knappen DFB-Pokal-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg hatte Kehl einen Schritt in die richtige Richtung erkannt. Nun also belohnte sich die Mannschaft auch, obwohl die Bedingungen nicht einmal leichter geworden waren.
"Trotz der Themen, die wir haben, haben wir sehr stabil am Ball gewirkt, waren mutig, haben aggressiv nach vorne verteidigt, haben uns Torchancen herausgearbeitet – deutlich mehr als in den letzten Wochen", sprach der Sportdirektor seinen Profis ein Lob aus. Dabei fand er aber auch ein Haar in der Suppe: "Wir hätten sogar ein, zwei Tore mehr machen müssen, dann wäre das Spiel womöglich noch ruhiger gelaufen."
Trotz des für den BVB so runden Abends war es nicht das einzige kritische Thema, das Kehl in dem Sky-Interview ansprach. Warum kann Borussia Dortmund nicht häufiger so auftreten? "Die Frage ist berechtigt", gestand Kehl. Zugleich kündigte er für die nächsten Spiele an:
Das bedeutet für den BVB ganz konkret, auch auf fremdem Geläuf derartige Leistungen abzurufen. Gerade in der Bundesliga ist die Diskrepanz in den Auftritten frappierend. Nach fünf Heimspielen stehen fünf Siege, nach vier Auswärtsspielen drei Niederlagen und ein Remis. Ein Gefälle, an dem sich nur waghalsige Skifahrer:innen erfreuen können.
Die nächste Gelegenheit, Konstanz in das schwarz-gelbe Spiel zu bekommen, hat Borussia Dortmund schon am Dienstag. Dann geht es im Rahmen der Champions League zu Hause gegen Sturm Graz, vier Tage später muss der BVB in der Bundesliga beim 1. FSV Mainz 05 ran.