Als sich der FC Bayern im Sommer die Dienste von Harry Kane sicherte, war das ein echtes Ausrufezeichen. Sportlich, weil der Engländer als einer der besten Stürmer der Welt gilt. Aber auch finanziell, weil er mit einer Ablösesumme in Höhe von 95 Millionen Euro zum bis dato teuersten Zugang der Bundesliga-Geschichte wurde.
So absurd diese Zahl sich auch liest, international können da viele nur schmunzeln. So ordnet sich der Kane-Deal unter den teuersten Transfers aller Zeiten lediglich auf dem 17. Rang ein. Besonders deutlich werden die Unterschiede auch beim Blick auf ganze Ligen. Mit Gesamtausgaben in Höhe von rund 744 Millionen Euro liegt die Bundesliga im vergangenen Sommer auf dem fünften Rang.
Damit reiht sich das deutsche Oberhaus hinter der Serie A, der Ligue 1, der saudischen Pro League und, natürlich, hinter der Premier League ein. Die Engländer gaben im zurückliegenden Sommer fast viermal so viel für Spielerwechsel aus wie die Bundesliga.
Allein mit ausgezeichneter Ausbildung und starkem Scouting dürfte sich diese Lücke auf Sicht wohl kaum schließen lassen. Es gibt daher durchaus Stimmen, die sich für den deutschen Fußball Investoren wünschen, um finanziell mit den enteilenden Großklubs mithalten zu können.
Die 50+1-Regel verhindert dies im deutschen Fußball aber weitestgehend. Zumindest mit Blick auf die einzelnen Vereine. Denn die DFL selbst könnte sich durchaus für den Einstieg externer Geldgeber öffnen. Einen ersten Anlauf hatte der Ligaverband bereits im Frühjahr versucht.
12,5 Prozent der noch zu gründenden DFL-Tochter "DFL MediaCo GmbH & Co. KGaA" sollten veräußert werden, bis zu zwei Milliarden Euro wollte der Ligaverband damit einnehmen. Die benötigte Zweidrittelmehrheit wurde im Mai aber verpasst – und zwar sehr zum Unmut der damaligen Bosse.
"Es sollte in der nächsten Zeit niemand mehr mit Solidaritätsthemen kommen", gab etwa Hans-Joachim Watzke beleidigt zu Protokoll. Ein aktueller Bericht vom "Kicker" dürfte ihm so gesehen nun ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Demnach spreche momentan viel dafür, dass es doch noch zu einer strategischen Partnerschaft kommt. Steffen Merkel und Marc Lenz, die beiden DFL-Geschäftsführer, hätten zuletzt in zwei Veranstaltungen über ihre Pläne informiert.
Das Investitionsvolumen sei diesmal niedriger, bewege sich zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro. Mehreren Sitzungsteilnehmern zufolge sei das Paket mehrheitsfähig. Ein entscheidender Grund dafür sei, dass diesmal keine unterschiedlichen Töpfe für Investitionen einzelner Klubs vorgesehen sind.
Stattdessen wolle die Liga bis zu 300 Millionen Euro des Investments zurückstellen, um jene Lücken bei den Vereinen zu reduzieren, die durch den anteiligen Verkauf der Medienrechte wegfallen.
600 Millionen Euro des möglichen Deals sollen in die digitale Weiterentwicklung fließen. Konkret gehe es etwa um eine Streamingplattform. Die verbleibenden 100 Millionen Euro seien für öffentlichkeitswirksame Trips ins Ausland gedacht.
Noch in diesem Jahr könnten die Pläne ganz konkret werden. So werden laut "Kicker" auf der anstehenden Sitzung des Ligapräsidiums am 14. November sowie auf der Generalversammlung am 11. Dezember die nächsten Entscheidungen gefällt.