Das erste Spiel seines neuen Arbeitgebers verfolgte Nick Woltemade noch von der Tribüne aus. Auswärts bei Leeds United kamen die "Magpies" nicht über ein 0:0 hinaus. Überhaupt ist Newcastle United schlecht in die Saison gestartet: Aus den ersten drei Spielen holte der Klub lediglich zwei Punkte. Der Druck wächst – bei Newcastle und Woltemade, dem vielversprechenden 90-Millionen-Mann.
Der Wechsel in die Premier League bedeutet für den 23-Jährigen einen Karrieresprung. Nach Bundesliga-Stationen in Bremen und Stuttgart wagte er den wohl größtmöglichen Schritt auf die Insel – mit einem Vertrag über sechs Jahre und einem Gehalt, das seine bisherigen Bezüge um ein Vielfaches übersteigt.
Woltemade soll nach Angaben der "Bild" bei Newcastle zwischen sieben und elf Millionen Euro; im Schwabenländle überwies man ihm hingegen ein Jahresgehalt von 1,5 Millionen Euro.
Geld hin oder her. Woltemade hat Bock auf die Premier League und Newcastle. "Ich freue mich sehr darauf, hier zu spielen und Tore zu schießen," erklärte der Stürmer bei seiner Vorstellung.
Keine Frage, für den VfB Stuttgart war der Verkauf vom U21-Stürmer zwar finanziell lukrativ, sportlich aber ein herber Verlust. Denn nach Enzo Millot verließ mit Woltemade bereits der zweite Schlüsselspieler den Klub in diesem Sommer. Hinzu kommt: Deniz Undav fällt wochenlang verletzt aus. Die Diagnose: Innenbandriss am linken Knie.
In Stuttgart herrscht deshalb Unmut, vor allem aber wegen Woltemade. Wie die "Sport Bild" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, blickte Trainer Sebastian Hoeneß besorgt auf den Abgang seines Stürmers.
Er warnte offen vor einem Qualitätsverlust und befürchtete, dass der VfB durch die gestiegenen Erwartungen seine Wettbewerbsfähigkeit einbüßen könnte. Nachdem der Woltemade-Deal dann final bestätigt wurde, soll es intern geknallt haben, so die "Sport Bild".
Auf der Pressekonferenz vor dem vergangenen Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach sagte der sonst so ruhige Hoeneß: "Ich muss deutlich sagen: Bevor Nick transferiert wurde, ist es uns noch nicht ganz gelungen, unsere Dinge auf dem Transfermarkt umzusetzen."
Noch schwerer wiegt, dass der geplante Ersatz für Woltemade nicht verpflichtet werden konnte. Der Südkoreaner Hyeon-gyu Oh war bereits für über 25 Millionen Euro eingeplant – doch der Stürmer fiel durch den Medizincheck kurz vor der Transfer-Deadline.
Zwar verpflichtete der VfB kurz vor Transferschluss noch vielversprechende Spieler wie Badredine Bouanani und Bilal El Khannouss, doch beide sind eher Perspektivtransfers als sofortige Hilfe im Angriff.
Am Ende steht ein Deal, der für beide Seiten klare Konsequenzen hat: Für Nick Woltemade ist es ein Fortschritt in seiner Karriere – für den VfB Stuttgart ein finanzieller Volltreffer, der aber sportlich eine schmerzhafte Lücke reißt.
Während in Newcastle alle auf das Debüt des 90-Millionen-Mannes warten, bleibt in Stuttgart die Frage offen, wie schnell diese Lücke geschlossen werden kann.