Das Ende der Transferperiode ist stets ein Wettlauf gegen die Uhr. Gerüchte wechseln schneller als Spieler ihre Trikots, und was am Nachmittag noch unmöglich erscheint, kann am Abend schon Realität sein.
Auch in Hamburg war der Montagabend alles andere als ruhig. Der HSV zählte zu jenen Klubs, die bis fast zur letzten Minute am Verhandlungstisch saßen.
Um kurz vor 20 Uhr, als andernorts schon die Lichter gedimmt wurden, standen an der Elbe noch entscheidende Unterschriften aus. Und zwar die von Fábio Vieira und Albert Sambi Lokonga (beide Arsenal). "Es blieb keine Zeit, um zwischendurch einen Kaffee zu trinken", fasste Hamburgs Sportdirektor Claus Costa die Lage am "Deadline Day" später zusammen. Kurz darauf schilderte er die Hintergründe.
17,5 Millionen Euro für Lokonga, 35 Millionen für Vieira – Summen, die Arsenal in den vergangenen Jahren zahlte. Berechtigterweise stellt sich also die Frage: Wie kommt ein Duo für 52,5 Millionen Euro zum Aufsteiger nach Hamburg?
"Am Ende ging es um viel Kommunikation, zwischendurch gute Nerven und letztlich auch ein gutes Timing", sagte Costa. Der Kontakt zu Arsenal sei "relativ kurzfristig entstanden, nachdem sich die beiden Spieler in unsere Richtung comittet hatten".
Anders als bei Fábio Vieira bestand bei Lokonga sogar schon länger die Möglichkeit, "dass man davon ausgehen konnte, dass da eventuell eine Tür aufgeht". Der Grund: Arsenal-Coach Mikel Arteta setzte nicht mehr auf den Belgier, der einen Vertrag bis 2026 unterschrieben hatte. So ergab sich, wie Costa es ausdrückte, eine "ganz charmante Möglichkeit" für Hamburg.
Die Ablöse soll unter einer Million Euro liegen, offiziell bestätigte er die Zahl nicht. "Wir sind, ich will nicht sagen sparsam, aber konservativ im Wirtschaften, versuchen da absolut im Rahmen zu bleiben."
Fábio Vieira hingegen schien für den HSV lange unerreichbar. Der Portugiese, ebenfalls 25 Jahre alt, galt als fest verplant in London. "Am Anfang hatten wir keine Chance", sagte Costa rückblickend. Erst in den letzten Tagen vor dem "Deadline Day" erhielten die Hamburger Verantwortlichen das Signal, dass ein Leihgeschäft möglich wäre.
Mit einem Marktwert von 22 Millionen Euro ist Vieira für den HSV ein großer Name – einer, den Sportvorstand Stefan Kuntz schon länger als kreatives Element im Mittelfeld gesucht hatte.
Mit Fábio Vieira, Albert Sambi Lokonga und dem von Tottenham Hotspur ausgeliehenen Luka Vuskovic setzte der HSV kurz vor Schluss gleich drei späte Akzente auf dem Transfermarkt. Doch wirklich sicher war dabei lange nichts.
"Man lebt natürlich permanent mit dem Risiko, dass am Ende des Tages etwas zeitlich nicht mehr aufgeht – oder Optionen wegbrechen", sagte Claus Costa. Es brauche, so der Sportdirektor, "viel Kommunikation" und das Gespür, ob eine Spur realistisch sei oder ins Leere laufe.