Der letzte Tag der Transferperiode ist traditionell ein Rausch aus Eilmeldungen, Dementis und hektischen Live-Schalten. Auch diesmal war alles dabei: Bayern erst ohne, dann mit Nicolas Jackson. Benjamin Pavard, in Mailand ohne Perspektive, bei Olympique Marseille gefragt. Jadon Sancho zieht weiter zu Aston Villa. Und Alexander Isak kostet den FC Liverpool stolze 145 Millionen Euro, neuer Rekord in der Premier League.
Wer das im Minutentakt verfolgen wollte, brauchte Geduld – oder viele offene Tabs.
Man konnte den "Deadline Day" aber auch gelassen angehen. So wie Victor Boniface. Während anderswo die Telefone heiß liefen, spielte er stundenlang "Call of Duty" auf Twitch. Erst am Nachmittag meldete er sich kurz aus seinem Livestream ab – wegen einer "Hochzeit". Er sei eingeladen.
Kaum war Boniface offline, vermeldete Transferexperte Fabrizio Romano einen laufenden Medizincheck. Und tatsächlich: Werder Bremen hatte sich mit Bayer Leverkusen auf eine Leihe geeinigt. Vorerst wird er für ein Jahr in Grün-Weiß spielen, eine Kaufoption gibt es dem Vernehmen nach nicht.
Anders als üblich fand der Medizincheck nicht in Bremen statt, sondern am Rhein. "Wir haben unsere Leute nach Leverkusen geschickt und ihn dort gründlich durchgecheckt", sagte Bremens Sportchef Clemens Fritz in einer Medienrunde kurz nach dem Ende der Transferfrist am Montagabend.
Mit den Untersuchungen hielten sich die Verantwortlichen nicht lange auf. Als der Wechsel am Abend offiziell wurde, war Boniface schon wieder zurück vor dem Bildschirm und am Daddeln.
Für Boniface war die Konkurrenz in Leverkusen mit Patrik Schick und Neuzugang Christian Kofane groß, in Bremen soll er zur Verstärkung werden. Werders Trainer Horst Steffen zeigte sich entsprechend zufrieden: "Victor ist physisch enorm stark, hat einen sehr guten Abschluss und ein gutes Tempo", sagte er am Montagabend.
"In Bayers Meistersaison hat er als Torschütze und Vorbereiter geglänzt. Ich bin sicher, dass er für unsere Gruppe in dieser Spielzeit ein ganz wichtiger Faktor werden kann."
Ganz ohne Risiko kommt der Transfer aber nicht. Boniface stand eigentlich vor einem Wechsel zum AC Mailand, fiel dort jedoch durch den Medizincheck. Clemens Fritz spielte die Bedenken herunter: "Wir wissen um die Problematik und haben uns ein umfangreiches Bild von ihm verschafft. Er kennt seinen Körper sehr gut und weiß, wie er damit umzugehen hat."
Es werde bei Boniface "bestimmt auch die ein oder andere Belastungssteuerung geben." Aber: "Als bei Victor die Tür aufging, waren wir uns alle einig, dass wir dort sehr gerne durchgehen möchten."
Seit seinem Wechsel 2022 von Union Saint-Gilloise nach Leverkusen hat Boniface in 61 Pflichtspielen 32 Tore erzielt. 2024 gewann er mit Bayer das Double aus Meisterschaft und Pokal. Für Werder sind das Statistiken, die Hoffnung machen.
