Der größte Erfolg der jüngeren Geschichte des deutschen Fußballs wird für immer mit dem Namen Mario "Mach ihn! Mach ihn! Er macht ihn!" Götze verbunden sein. Im WM-Finale 2014 zeigte ein 22-jähriger Götze der Welt, dass er besser ist als Lionel Messi, und schoss Deutschland per Traumtor in der 113. Spielminute zum bislang letzten Titel.
Aus Karrieresicht muss man sagen: Er hat sich seitdem nie davon erholt. Götze, der schon früh als Jahrhunderttalent gegolten hat, mit besten Anlagen für eine Weltkarriere, schaffte es danach nie, diesen Erwartungen auf Dauer gerecht zu werden. Mittlerweile ist er ein gestandener, respektabler Bundesligaspieler von Eintracht Frankfurt. Und hat mit seinen nunmehr 32 Jahren einen Brief an sein 17-jähriges Ich geschrieben.
"Lieber Mario", heißt es darin, "wenn du diesen Brief liest, bist du 17 Jahre und 171 Tage alt". Zu lesen ist ein Auszug aus dem Buch "Stimmen der Eintracht", einer Sammlung von Geschichten und Porträts von aktuellen wie früheren Eintracht-Profis, die am 25. September im Bertelsmann-Verlag erscheint. Konkret handelt es sich dabei um eine gekürzte Fassung aus dem Kapitel "Mario Götze – der ewige Torschütze", das auch "Zeit Online" veröffentlicht hat.
Darin reflektiert der ehemalige Nationalspieler über seine Karriere, die Entscheidungen, die er darin getroffen hat – und über das hierzulande bekannteste Tor der letzten zehn Jahre. Es sei wirklich nicht die beste Idee, schreibt Götze, "das Tor deines Lebens mit 22 Jahren zu schießen".
Wenn er es sich wünschen könnte, würde er dieses Tor mit 35 Jahren schießen. "Aber ich habe das Tor nicht zum Ausklang meiner Karriere geschossen. Ich habe es am Anfang geschossen. Und das ist der Wahnsinn."
Dieses Tor sei immer da, schreibt Götze weiter: "Du wirst reduziert auf dieses Tor. Du bist dieses Tor. Ich habe meine Zeit gebraucht, um dieses Tor, um den Fußball mit meinem Leben zu verbinden."
Auch auf seinen frühen Wechsel von seinem Jugendklub Borussia Dortmund zum FC Bayern München mit 21 Jahren sieht er heute kritisch. Er habe im Laufe seiner Karriere viele Ratschläge bekommen, die er in dem Moment nicht annehmen konnte. Den Punkt, an dem ihm ein Ratschlag erreicht, nennt er heute "pain point".
Einer dieser Ratschläge sei der scheinbar banale Satz "Lass dir Zeit" gewesen, schreibt Götze. "Aber erst später, an meinem pain point, wusste ich, was sie damit meinten. Oder als mein Berater Volker Struth sagte: 'Bleibe noch zwei Jahre in Dortmund, ist besser für dich.'"
Manche Dinge im Leben bräuchten einfach ihre Zeit, meint Götze. "Toller Rat, ich weiß. Aber erst heute weiß ich über mich, was andere schon vorher gesehen haben". Er schreibt: