Nach jahrelanger harscher Kritik an der Transfer-Politik von Hasan Salihamidžić betitelte die "Sport Bild" den Sportvorstand des FC Bayern im Sommer plötzlich als "Transfer-König". Zuvor hatte der Kaderplaner mit Sadio Mané und Matthijs de Ligt erstmals zwei Mega-Transfers eingetütet und mehr als 100 Millionen Euro an Transfererlösen erwirtschaftet.
Ausgerechnet im Interview mit der "Sport Bild" sprach Salihamidžić nun über seine Transfer-Strategien und die neue öffentliche Anerkennung seiner Leistung. Bei der Gelegenheit gewährte er zudem Einblicke in die Kader-Pläne des Rekordmeister.
"Wir mussten während der Pandemie Entscheidungen treffen, die nicht populär waren – das wurde teilweise sehr auf mich projiziert", erklärt Salihamidžić die damals negative Wahrnehmung seiner Arbeit. Der 45-Jährige betont, dass es auch wegen der Umsatzeinbußen während der Pandemie "wichtig war, den FC Bayern nicht in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen."
Daher konnte sich der Rekordmeister im Frühjahr bei den Verhandlungen mit Serge Gnabry, Manuel Neuer, Thomas Müller und Robert Lewandowski nicht bis ins Unendliche strecken, am Ende musste man Lewandowski ziehen lassen. Doch obwohl der Vertrag des Weltfußballers nur noch ein Jahr lief, bekamen die Münchner immerhin noch 45 Millionen Euro Ablöse.
Auch im kommenden Sommer könnte der Tabellenführer der Bundesliga wieder auf dem Transfermarkt abkassieren: Verteidiger Benjamin Pavard hat nämlich noch einen Vertrag bis 2024 und einen Marktwert von 35 Millionen Euro, will aber unbedingt weg.
Obwohl die Entscheidung des Franzosen offenbar steht, betont Salihamidžić im aktuellen Interview weiterhin, zunächst mit der Pavard-Seite reden zu wollen. Dementsprechend plane er auch nicht, in nächster Zeit noch einen Innenverteidiger zu verpflichten.
Überhaupt betont Salihamidžić, "kein Freund der Winter-Transferperiode" zu sein. "Aber es ist während der WM einiges passiert, daher schließe ich nichts aus."
Passiert ist – abgesehen von zahlreichen internationalen Talenten, die in Katar für sich warben – aus Bayern-Sicht in erster Linie natürlich der Ski-Unfall von Manuel Neuer. Nach einer Fraktur von Schien- und Wadenbein wird der Nationalkeeper mindestens bis Saison-Ende ausfallen.
"Ich war schockiert", erinnert sich Salihamidžić daran, wie ihn Mitten in der Nacht Neuers Chirurg noch aus dem OP-Saal anrief, um den Bayern-Boss über die Verletzung zu informieren. Salihamidžić habe daraufhin umgehend seinen Urlaub abgebrochen.
Mit Ersatzkeeper Sven Ulreich allein in die Rückrunde zu gehen, ist für die Bayern offenbar keine Option. "Natürlich wäre Alexander Nübel eine naheliegende Lösung", gesteht der Sportvorstand. Aber: "Am Ende hat die AS Monaco das letzte Wort." Aktuell ist Nübel von den Münchnern an Monaco verliehen. Daher würde Bayern auch andere Optionen sondieren.
Die "Bild" hatte zuletzt über einen Winter-Transfer des Gladbacher Schlussmanns Yann Sommer spekuliert. Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Schweizer Nationaltorwart – der aktuell auch von Manchester United umworben wird – sich im Sommer einem Konkurrenzkampf mit Manuel Neuer aussetzt.
"Bild" zufolge könnte Sommer jedoch nur für ein halbes Jahr bei Bayern unterschreiben und sich nach der Saison dann frei seinen neuen Arbeitgeber aussuchen. Das würde auch zu Salihamidžićs Ansage passen, wonach es darum geht, "kurzfristig die beste Lösung zu finden. Was im Sommer ist, müssen wir im Sommer managen." Fraglich ist nur, ob die Gladbacher ihren Vereinshelden schon ein halbes Jahr vor Vertragsende ziehen lassen.