Emotional, aufgebracht, nachdenklich und bewegt. So sprechen die ehemaligen BVB-Stars über den Anschlag auf sie, den sie vor fast genau sechs Jahren erlebt haben. Am Abend des 11. April 2017 wurde das damalige Dortmund-Team Opfer eines Bombenanschlags. Eigentlich war die Mannschaft auf dem Weg zum Heimspiel im Viertelfinale der Champions League gegen Monaco.
Kurz nach der Abfahrt aus dem Teamhotel L'Arrivée explodierten mehrere Splitterbomben. Einige Scheiben vom Dortmunder Mannschaftsbus gingen kaputt. Bei Innenverteidiger Marc Bartra wurde aufgrund des Anschlags das Handgelenk zertrümmert. Die Mannschaft und die Öffentlichkeit stand unter Schock.
Wie der Anschlag ablief, sich die Mannschaft danach fühlte und die Polizei auf den Täter kam, enthüllt nun eine Dokumentation des Fernsehsender Sky. Ab 10. April wird "Der Anschlag – Angriff auf den BVB" dort zu sehen sein.
Besonders emotional wird es dabei, wenn Marc Bartra spricht. Der ehemalige BVB-Innenverteidiger spielt mittlerweile bei Trabzonspor in der Türkei. An den Moment, als die Bombe explodierte, kann er sich noch gut erinnern: "Mich traf ein sehr starker und heißer Luftzug im Gesicht. Ich war wie eingefroren. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Es roch fürchterlich nach Schießpulver."
Die anderen ehemaligen Dortmund-Profis berichteten von großem Chaos im BVB-Bus. Nuri Sahin erklärt: "Gefühlt war jeder unter einem anderen Sessel und hat sich versteckt. Der eine hat von vorne geschrien, der andere von hinten nach vorne. Dann habe ich die Scheibe gesehen. Es ist direkt bei mir und Marcel Schmelzer passiert und der Rauch kam in den Bus. Ich habe nur geschrien: 'Nicht stehen bleiben, nicht stehen bleiben'. Ich dachte, es wäre ein Attentat."
Kurz danach fügte er an: "Ich habe gedacht, dass da gleich Leute hereinkommen und uns erschießen werden."
Bei dem Anschlag hatte sich Bartra durch herumfliegende Glassplitter an der Hand und am Arm verletzt, musste noch am gleichen Abend operiert werden.
In der Doku erklärt er seine ersten Wahrnehmungen nach den Explosionen: "Ich hatte plötzlich große Schmerzen in meinem Arm. Ich wusste nicht, was passiert war, ob ich angeschossen wurde. Meine Ohren pochten, ich konnte nichts hören. Ich nahm nur wahr, wie meine Kollegen riefen: 'Runter auf den Boden. Alle auf den Boden.' In diesem Augenblick verspürte ich viel Schmerz und ich schaute mir auf den Arm und ich sah, dass ich blutete."
Im Anschluss habe er sofort nach den Physiotherapeuten und dem Mannschaftsarzt gerufen: "Als die Physiotherapeuten da waren, haben sie mir ins Gesicht geschlagen und gesagt: 'Schlaf nicht ein, bleib stark'. In diesem Moment dachte ich nur an meine Tochter. Ich dachte nur: 'Nein, du kannst nicht einschlafen, du kannst noch nicht gehen. Du musst wach bleiben'. Ich dachte nicht mal mehr an den Fußball. Ich dachte nur noch ans Überleben und dass es uns allen gut geht."
Abgesehen vom Schock, den die BVB-Stars bei der Explosion erlitten, widmet sich die Dokumentation auch der Entscheidung, dass das Spiel gegen Monaco nur einen Tag später nachgeholt wurde. Die Spieler machen klar, dass sie sich eigentlich nicht in der Lage gefühlt haben, aber dennoch antraten.
Im Zuge dieser Entscheidung wurde immer wieder davon berichtet, dass sich das Verhältnis zwischen dem damaligen BVB-Trainer Thomas Tuchel und Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke verschlechtert hätte und dadurch der Ausgangspunkt für die Trennung im Sommer 2017 geschaffen war.
Watzke selbst gibt das in der Dokumentation zu: "Da ist viel kaputtgegangen. In vielen Bereichen. Zwischen dem Trainer und mir ist einiges kaputtgegangen. Es wäre wahrscheinlich im Sommer sonst nicht zur Trennung gekommen. Da ist vermutlich auch mit dem ein oder anderen Spieler etwas kaputtgegangen, mit dem ein oder anderen bin ich etwas mehr zusammengewachsen."