"Ich hatte das Gefühl, mir wird das Herz rausgerissen, das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe", sagte Manuel Neuer in der vergangenen Woche der "Süddeutschen Zeitung" und "The Athletic" über die überraschende Entlassung seines Freunds und Torwarttrainers Toni Tapalović – und löste damit nicht weniger als ein Erdbeben beim FC Bayern aus.
Was Neuer in den Interviews gesagt hat, werde "weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht" kritisierte Vorstandchef Oliver Kahn ihn daraufhin scharf. Auch Sportvorstand Hasan Salihamidžić äußerte sich deutlich und meinte, er habe ein anderes Verhalten von Neuer erwartet. Nun machte sich allerdings eine Klub-Legende für den zuletzt viel gescholtenen DFB-Kapitän stark.
Gegenüber "Sport1" erklärt Sepp Maier, der selbst 17 Jahre beim deutschen Rekordmeister zwischen den Pfosten stand, dass er so eine Reaktion von Neuer bereits erwartet habe. "Er musste dazu seinen Kommentar abgeben", befindet der 78-Jährige und führt weiter aus: "Er ist der Kapitän des FC Bayern und darf doch seine Meinung sagen. Zudem ist er ein enger Freund von Tapalović. Ich verstehe die ganze Aufregung nicht."
Sepp Maier stand in seiner ganzen Karriere nur für den FC Bayern München im Tor und wurde mit Deutschland Welt- sowie Europameister. Nach seiner aktiven Karriere war er von 1988 bis 2004 Torwarttrainer bei der deutschen Nationalmannschaft und von 1994 bis 2008 selbiger bei den Bayern.
Maier wurde 2004 vom damaligen Nationaltrainer Jürgen Klinsmann selbst einmal aussortiert, kann sich also in mehrerer Hinsicht in Neuers derzeitige Situation hineinversetzen. Die harten Reaktionen der Bayern-Offiziellen hält er demnach für unrechtmäßig:
Andere Töne schlägt hingegen der frühere Bundesliga-Trainer Markus Babbel an. Auch wenn er Neuers Enttäuschung verstehen könne, "dürfe man eines nicht vergessen: Er ist ein hoch bezahlter Profi, das hat er aufgrund seiner Leistung auch verdient. Aber er ist trotzdem auch Angestellter. Und einem Angestellten steht es nicht zu, sich so in der Öffentlichkeit zu äußern", befindet der ehemalige Bayern-Profi in der "ran Bundesliga Webshow".
Hinter dem Interview vermutet Babbel "extreme, gekränkte Eitelkeit" und "persönliche, menschliche Enttäuschung" des DFB-Kapitäns. "Ich glaube, er dachte, dass er im Standing höher steht und dass man mit ihm gesprochen hätte, bevor so etwas passiert", meint der 50-Jährige weiter.
Zuletzt hatten sich gleich mehrere Personen aus dem Fußballbetrieb kritisch über die Aussagen von Manuel Neuer geäußert. So befand der deutsche Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, dass Neuer sogar "nicht mehr tragbar" sei.
Bayern-Präsident Herbert Hainer stellte sich allerdings bereits dagegen und betonte gegenüber "BR24 Sport": "Eine Vertragsauflösung stand überhaupt nicht im Raum." Auch er fände es aber "unverständlich und enttäuschend, dass Manuel nicht den Weg zu uns gesucht hat, sondern direkt an die Öffentlichkeit gegangen ist."