Es war die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, die den damals 20 Jahre alten Thomas Müller weltberühmt machte. Die Nationalmannschaft wurde zwar nur Dritter, doch Müller konnte sich seine ganz eigene Trophäe mit nach Hause nehmen. Mit fünf Treffern und drei Vorlagen wurde er bester Torschütze des Turniers und dafür mit dem Goldenen Schuh ausgezeichnet. Außerdem wurde er zum besten Nachwuchsspieler gewählt.
Heute ist er 31 Jahre alt und gehört bei seinem Jugendklub, dem FC Bayern, zu den gestandenen Routiniers. In seiner Karriere hatte es der Offensiv-Star aber nicht immer leicht. Vor allem unter Ex-Coach Niko Kovac musste er sich oft mit einer Reservistenrolle begnügen. Für den ehrgeizigen Torjäger eine Qual.
Mit dem Trainerwechsel im November vergangenen Jahres fand auch Müller wieder zu alter Stärke. Von Hansi Flick bekam der Ex-Nationalspieler wieder das Vertrauen – und mehr noch: Er ist aus dem Münchener Offensivspiel derzeit nicht mehr wegzudenken und fungiert auf dem Spielfeld als Flicks verlängerter Arm.
Im Interview mit "Bundesliga.com" spricht Thomas Müller nun über die Erfolge der vergangenen Saison, den Trainer und Youngster Alphonso Davies.
Die Rückrunde des FC Bayern in der vergangenen Saison wird in die Geschichtsbücher eingehen. Nicht nur in die des Vereins, sondern der ganzen Bundesliga. Nachdem der Rekordmeister in der Hinrunde den eigenen Ansprüchen weit hinterherlief – RB Leipzig wurde Herbstmeister – konnte Hansi Flick das Ruder in der Rückrunde wieder rumreißen und vollbrachte, woran in München niemand mehr so richtig geglaubt hatte: er holte das Triple.
Flick und sein Team spielten sich in einen Rausch, wirkten unbezwingbar. Das 8:2 gegen den FC Barcelona im Viertelfinale der Champions League ist vielen genauso gut in Erinnerung wie das gewonnene Finale. "Wir sind von Woche zu Woche eine Welle gefahren, haben die Gegner dominiert", erinnert sich Müller. "Wir hatten wirklich ein großes Verlangen und wir haben uns gegenseitig gepusht, dies hat sich während des Lockdowns aufgebaut."
Die Spieler konkurrieren darum, wer den Gegner zum Fehler zwingt, erklärt der gebürtige Bayer. "Ich denke, dies fasst unsere Erfolgsgeschichte im Jahr 2020 zusammen und hebt uns von anderen talentierten Teams ab", sagt der 31-Jährige.
Das liegt auch am engen Austausch zwischen Spielern und Trainerstab. Thomas Müller hat bei Hansi Flick einen besonderen Stand. Der Profi lobt seinen Trainer: "Hansi spielte eine sehr wichtige Rolle, insbesondere im Hinblick auf meine Positionierung auf dem Platz und meine Rolle im Team. Wir haben eine starke Verbindung".
Im Bayern-Kader gehört Müller zur älteren Generation, er ist schon sehr lange im Verein. Er ist vom ehemaligen Jung-Star zu einer Persönlichkeit in der Mannschaft geworden. Gerade für die jungen Spieler ist er Vorbild und Ansprechpartner. "Es macht Spaß und es ist auch jeden Tag eine große Verantwortung", sagt er.
Vor allem ein Nachwuchsspieler beeindruckt ihn. Der Kanadier Alphonso Davies hat sich einen Stammplatz auf der linken Außenverteidigerposition erspielt und überzeugt dort mit konstant guten Leistungen. Der Flügelspieler trat auch offensiv in Erscheinung und entpuppt sich schon in jungen Jahren als vielseitiger Spieler. Der 20-Jährige kommt beim Rekordmeister auf vier Tore und zehn Assists. Thomas Müller schwärmt: "Wir haben in verschiedenen Positionen Maßstäbe gesetzt, beispielsweise bei Alphonso Davies, der im vergangenen Jahr viele Menschen überrascht und beeindruckt hat. Das war etwas ganz Besonderes."
Thomas Müllers gute Verfassung facht gerade auch die Diskussionen um eine Wiederaufnahme in die Nationalmannschaft an. Wenn er seine aktuelle Form beibehält, führt für die Verantwortlichen wenig an dem unorthodoxen Offensivmann vorbei.
(vdv)