Tim Kleindienst zählt bereits nach gut der Hälfte der Saison zu den absoluten Top-Transfers der Bundesliga. Er ist die Lebensversicherung (acht Tore, fünf Vorlagen) und Sympathieträger von Borussia Mönchengladbach.
Dass Sportchef Roland Virkus den 29-Jährigen im Sommer überhaupt an den Niederrhein locken konnte, sorgte bei Beobachter:innen für Aufsehen. Schließlich schaffte Kleindienst mit seinem Ex-Klub Heidenheim als Aufsteiger sensationell die Qualifikation für die Conference League. Und Gladbach hatte mit Platz 14 gerade die schlechteste Saison seit der Relegation 2011 hinter sich gebracht.
Der Gladbacher Sportchef hat nun im Fußballtalk "Doppelpass" aus dem Nähkästchen geplaudert, wie es überhaupt zu einem Transfer gekommen war. Und die Umstände sind reichlich kurios.
Die Gladbacher seien bereits im Sommer 2022 am Brandenburger Stürmer interessiert gewesen, doch dann machte der Bundesliga-Aufstieg der Heidenheimer den Gladbachern einen Strich durch die Rechnung. "Er konnte nicht gehen, sonst hätte Frank Schmidt aufgehört", sagt Virkus scherzhaft im "Doppelpass" mit Blick auf Heidenheims Coach, der den Klub seit 2007 trainiert.
Doch Virkus blieb hartnäckig und wollte den Angreifer unbedingt verpflichten. Das führte dann auch dazu, dass er fast seinen kompletten Urlaub auf der griechischen Urlaubsinsel Kos damit verbrachte, dass Kleindienst zu den Fohlen wechselt.
"Das darf ich gar nicht erzählen, es war eine sehr skurrile Geschichte. Plötzlich hat sich das Fenster aufgemacht und dann war es so, dass ich auf der Insel Kos war und jeden Tag telefoniert habe. Dann lag ich am Strand und ich habe zu meiner Frau gesagt: 'Du, wenn da einer anruft, dann könnten das Kleindienst und Agentur sein, da muss ich unbedingt ran'", erzählt er ausführlich.
Die Situation trat dann auch wirklich ein, doch Virkus war am Strand umgeben von zahlreichen Menschen. "Da bin ich mit dem Telefon ins Wasser rein und hab dort telefoniert. Die Leute haben gesagt, 'jetzt ist er völlig verrückt'". Dabei ging es nicht nur darum, Kleindienst zu überzeugen, sondern auch den Gladbacher-Aufsichtsrat, damit sie der Ablöse von sieben Millionen Euro zustimmen.
Doch ein Problem blieb noch: Virkus durfte auch nicht zu tief ins Wasser gehen, da es ansonsten keinen Empfang mehr gegeben hätte.
Doch am Ende hätte sich der Aufwand gelohnt, "weil Tim hat genau die Erwartungen, die wir an ihn hatten, erfüllt. Ein super Stürmer, aber auch ein super Typ."
Kleindienst Wert würde nicht nur in seiner Torquote und der Arbeit gegen den Ball liegen, sondern auch abseits des Platzes. "Tim kann wieder so ein Vereins-Gesicht werden. Das ist er momentan und er ist für den Klub unheimlich wichtig", sagt er über den Nationalspieler.
Ein entscheidender Punkt für Virkus, dass es bei der Borussia wieder deutlich besser als in der vergangenen Saison läuft, ist Trainer Gerardo Seoane.
Trotz zahlreicher Gerüchte um einen Rauswurf nach einem schwachen Saisonstart hielt er am Schweizer fest. "Letztendlich darf ich das Momentum nicht bewerten, sondern ich muss eine Entwicklung bewerten", führt Virkus aus. Diese hätte er gesehen und daher den Coach auch in der Öffentlichkeit verteidigt.
"Weil der Trainer ist ein Fachmann und ich bin davon überzeugt gewesen, dass er die Truppe entwickelt. Wir haben viele Dinge vor der neuen Saison analysiert, haben gesagt, wo müssen wir besser werden, haben die meisten Dinge von denen auch umgesetzt."