Neymar, Karim Benzema, Sadio Mané: Etliche Fußballprofis sind im vergangenen Transfersommer dem Ruf des großen Geldes gefolgt und nach Saudi-Arabien gewechselt. Dabei gehen die Transfers weit über das Sportliche hinaus. Die vier größten Vereine Al-Nassr, Al-Ittihad, Al-Ahli, Al-Hilal werden direkt vom saudischen Staatsfonds Public Investment Fund unterstützt.
Bislang konnte Saudi-Arabien seinen unglaublichen Wohlstand durch den Export von Erdöl generieren. Da sich das Zeitalter der fossilen Energien aber dem Ende zuneigt, versucht der Wüstenstaat nun andere Geschäftsfelder zu erschließen. Der Sport nimmt dabei einen zentralen Punkt ein. Und die Ambitionen sind groß.
So erzählte der Geschäftsführer der Saudi Pro League, Carlo Nohra, im Gespräch mit der "tz", dass diese Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen sei. Auch eine Verpflichtung von deutschen Stars sei entsprechend im Bereich des Möglichen.
"Jeder, der helfen kann, jeder, der verfügbar ist und jeder, der für uns Sinn macht, kommt bei uns auf den Tisch und wird in Betracht gezogen", sagte Nohra. Auf die Frage, ob dazu beispielsweise auch ein Thomas Müller zählen würde, antwortete er: "Warum nicht?"
Er selbst sei jedoch kein sportlicher Leiter und werde solche Entscheidungen nicht treffen. "Aber es gibt absolut keinen Grund, warum jemand nicht auf dem Radar sein sollte. Jeder, der der Liga Mehrwert und Qualität verleihen kann, ist willkommen", so Nohra.
Die Unternehmung Saudi-Arabiens, diverse Fußballspieler mittels exorbitanter Gehälter an den Persischen Golf zu locken, wurde in der Vergangenheit vielfach kritisiert. Dabei sieht sich der Wüstenstaat vor allem mit dem Vorwurf des "Sportswashing" konfrontiert.
Das bezeichnet das Bestreben, das Ansehen des eigenen Landes durch Sportunternehmungen zu verbessern. Konkret: Darüber hinwegzutäuschen, dass Saudi-Arabien lange Terrororganisationen unterstützt haben soll und es innerhalb des Landes regelmäßig zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen kommt. Auch zu dem "Sportswashing"-Vorwurf hat sich Carlo Nohra der "tz" gegenüber geäußert.
Der Aufstieg des saudischen Fußballs sei "eine fesselnde Story, weil sie Teil der Geschichte eines Landes ist, das sich verändert und weiterentwickelt". Das Land habe sich dazu entschieden, "voranzuschreiten und anders zu sein", sagte Nohra und fügte hinzu:
"Die Tatsache, dass wir über die notwendigen finanziellen Mittel verfügen, sollte uns nicht weltweit zur Zielscheibe machen. Wenn Menschen neidisch sind, müssen sie sich mit ihrer eigenen Wahrnehmung darüber auseinandersetzen, was hier vor Ort läuft. Was wir hier tun, tun wir für das saudische Volk. Wir unterstützen ihre Ambitionen und Träume und sollten uns nicht dafür schämen."