Der FC Bayern München steht vor einem der wichtigsten Spiele in der aktuellen Bundesliga-Saison. Am Samstag (18.30 Uhr) trifft der Rekordmeister auf Tabellenführer Borussia Dortmund. Bei einer Niederlage würde der BVB auf vier Punkte wegziehen.
Deshalb würden sich die Münchner vermutlich eigentlich gerne in Ruhe auf das Top-Duell vorbereiten. Durch den Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel vor einer Woche haben die Bayern-Bosse um Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić allerdings selbst für die Unruhe und Diskussionen gesorgt, die entstanden sind.
Während des Länderspiels zwischen Deutschland und Belgien (2:3) am Dienstag hatte RTL-Experte Lothar Matthäus bereits bemängelt, dass die aktuellen Bayern-Bosse das "Mia san Mia"-Credo des Klubs teilweise mit Füßen getreten hätten. In seiner aktuellen Kolumne im "Kicker" legt der deutsche Rekordnationalspieler nun nach und greift auch Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß an.
Zunächst kritisiert der 62-Jährige die Äußerungen von Bayern-Präsident Herbert Hainer im "Kicker" nur wenige Tage vor dem Nagelsmann-Aus. Hainer hatte im Interview mit dem "Kicker" noch von einem Langzeitprojekt mit Nagelsmann gesprochen und die Trainer-Diskussion unterbunden. Vier Tage später trennten sich die Münchner von Nagelsmann.
In seiner Kolumne kritisierte Matthäus nun, dass dieses Verhalten offenbaren würde, dass die Wärme, Herzlichkeit und das Miteinander im Verein fehlen würde. "Die Atmosphäre im Klub [ist] eine andere. Ich weiß, dass viele im Verein so denken. Alle Aussagen zu Nagelsmann waren nichts als Lippenbekenntnisse", bemängelt Matthäus.
Im Anschluss daran lobte er Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge kurz. Beide führten den Klub über Jahre als Duo. Gleichzeitig kritisierte Matthäus aber auch Hoeneß: "Uli hat die Nachfolger geholt und muss sich hinterfragen, ob er alles richtig gemacht hat", bemängelte er. Der 62-Jährige machte dadurch auch deutlich, dass er die Besetzungen von Kahn als Vorstand und Salihamidžić als Sportvorstand als nicht optimal erachtet.
Besonders Salihamidžić gilt als enger Vertrauter von Hoeneß. Er stieg bei den Bayern im Sommer 2017 als Sportdirektor ein, ehe er 2020 zum Sportvorstand befördert wurde. Als die Kritik an Salihamidžić beispielsweise im vergangenen Sommer wegen der Transferpolitik lauter wurde, sprang ihm Hoeneß zur Seite: "Da ist der ganze Verein verantwortlich. Als wir sechs Titel gewonnen haben, habe ich keinen gehört, der gerufen hat 'Hasan, Hasan!' Jetzt, wo wir die Champions League nicht gewinnen, ist er allein verantwortlich. Das kann nicht sein."
Seit Hoeneß' Rückzug 2019 als Präsident ist er nur noch einfaches Aufsichtsratsmitglied und Ehrenpräsident im Verein. Seitdem haben es die Bayern allerdings nicht geschafft, eine langfristige Lösung auf dem Trainerposten zu finden.
Niko Kovač musste im November 2019 wegen Misserfolg gehen. Hansi Flick verkrachte sich mit Salihamidžić und wurde Bundestrainer. Nun folgte die Beurlaubung von Nagelsmann, der mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet ist.
Inwiefern nun Tuchel beim FC Bayern eine Ära prägen kann, ist offen. Sein Vertrag läuft bis Sommer 2025. Laut der Datenbank "Transfermarkt" hat er eine durchschnittliche Amtszeit als Trainer von 2,12 Jahren.