Eigentlich könnte davon ausgegangen werden, dass Niklas Süle und Bundestrainer Hansi Flick ein gutes Verhältnis haben. Gemeinsam holten sie mit dem FC Bayern 2020 das Triple. Außerdem setzte der Bundestrainer den Verteidiger in allen WM-Spielen im vergangenen Winter über 90 Minuten ein.
Trotzdem und trotz der Tatsache, dass Süle in der vergangenen Saison zum absoluten Stammpersonal des BVB gehörte, wurde der 27-Jährige nicht für die kommenden Länderspiele gegen die Ukraine (12. Juni), Polen (16. Juni) und Kolumbien (20. Juni) nominiert.
Zusätzlich teilte Flick in einem Interview mit der "FAZ" gegen den Innenverteidiger aus. Er erwarte eine Leistungssteigerung von Süle und dass der BVB-Star mehr an die Grenzen gehen müsse. "Ich finde, er lässt noch einiges liegen. Ich will, dass er von seiner Einstellung, von seiner Mentalität einen Schritt nach vorne macht", erklärte Flick: "Für mich könnte Niki einer der besten Innenverteidiger sein, die es gibt. Sein Potenzial ist riesig."
Es sind diese Aussagen, die nun laut "Bild" nicht gut in Dortmund angekommen sind. Im Bericht heißt es, dass intern "Unverständnis und Irritation" herrsche. Weiter berichtet das Blatt: "Die sportliche Führung kann den Verzicht auf Süle nur schwer nachvollziehen."
Dabei hatte Bundestrainer Flick noch versucht, die Entscheidung transparent zu erklären. Laut "Bild" rief der 58-Jährige zunächst Süle an, erklärte ihm die Gründe für die Nichtnominierung. Der Rechtsfuß soll verärgert und enttäuscht reagiert haben.
Neben dem Spieler selbst soll Flick auch mit BVB-Trainer Edin Terzić gesprochen haben. Ihm soll der Bundestrainer die klaren Vorstellungen geschildert haben, was er sich von Süle in der nächsten Saison in Vorbereitung auf die Heim-Europameisterschaft 2024 in Deutschland vorstelle.
Für den BVB scheint in dieser Länderspielpause ein Plan nicht ganz aufzugehen, den der Klub spätestens seit dem vergangenen Sommer verfolgt. Mit Süle vom FC Bayern verpflichteten die Dortmunder auch Nico Schlotterbeck aus Freiburg. Beide sollten sowohl beim BVB als auch in der Nationalmannschaft ein erfolgreiches Verteidiger-Duo bilden, sich einspielen und für Erfolg sorgen. Der Block der Schwarz-Gelben im DFB-Team sollte bewusst gestärkt werden.
Dennoch kann die harte Äußerung von Flick auch als generelle Ansage an alle Nationalspieler gesehen werden. Ein Jahr vor dem Heimturnier geht es nun darum, den vollen Fokus auf die eigene Leistung zu setzen. Fitness-Diskussionen, wie sie immer wieder um Süle aufkommen, dürfen gar nicht erst in die Öffentlichkeit geraten. Die professionelle Vorbereitung auf die jeweiligen Spiele wurde durch die Aussagen im Flick-Interview in den Fokus gestellt.