Vier Minuten Nachspielzeit waren am Dienstagabend in der Münchener Allianz Arena angezeigt, drei Minuten davon waren bereits abgelaufen. Einen letzten Angriff startete der FC Bayern. Michael Olise bekam den Ball am rechten Strafraumeck und flankte vor das Tor. Leon Goretzka stieg zum Kopfball hoch, scheiterte an Celtic-Schlussmann Kasper Schmeichel. Alphonso Davies aber setzte nach, stocherte den Ball irgendwie über die Linie.
Der Jubel war riesig, dieser Treffer zum 1:1 sicherte den Bayern den Einzug ins Achtelfinale der Champions League. Andernfalls hätte es nach dem 2:1-Sieg des FCB im Hinspiel in die Verlängerung gemusst. Dafür gesorgt hätte beinahe Nicolas Kühn, der Celtic Glasgow in der 63. Minute in Führung brachte.
So aber feierten am Ende die Münchener. "Es war ein sehr guter Abend, wir sind glücklich", strahlte Davies nach Spielende am Mikrofon von US-Sender CBS Sports. "Jetzt schauen wir auf die nächsten Spiele."
Im Achtelfinale der Champions League wartet auf die Bayern nun entweder Bayer Leverkusen oder Atlético Madrid, die Auslosung findet am Freitag statt. "Ich habe keine persönliche Präferenz", wich Bayerns Torschütze der Frage nach dem Wunschgegner diplomatisch aus.
Anschließend musste er nicht nur verbal ausweichen, denn Mitspieler Olise trat ebenfalls vor die Kamera. Das schien vor allem einen zu freuen: Thierry Henry. Der Ex-Fußballer war als TV-Experte für CBS Sports im Studio zugeschaltet. Er ist aber auch U21-Nationaltrainer Frankreichs, kennt Olise daher bestens.
"Ich kann ihn auf dem Bildschirm gar nicht sehen", sagte der Bayern-Profi eingangs mit einem Bedauern. Henry hakte direkt ein. "Warum willst du mich sehen? Vermisst du mich?", fragte er grinsend. Ganz zur Belustigung des TV-Studios antwortete Olise trocken: "Ja."
Schon da ließ sich erahnen, dass dieses Interview nicht wie jedes andere mit Olise ablaufen würde. Für Lacher sind für gewöhnlich andere zuständig, Olise äußerst sich eher wortkarg. Bezeichnend dafür steht seine erste Pressekonferenz in München, die nach nicht einmal zehn Minuten für beendet erklärt wurde. Olise hatte wohl alles gesagt.
"Es war ein schwieriges Spiel, aber wir haben unser Ding durchgezogen, am Ende hat es sich ausgezahlt", blickte Olise auf die Partie gegen Celtic und stupste am Ende Torschütze Davies grinsend an.
Auf Nachfrage von Micah Richards, ebenfalls als TV-Experte im Studio anwesend, sprach der Sommerneuzugang anschließend darüber, wie er sich in München eingelebt hat.
Dass Olise, mittlerweile A-Nationalspieler, plötzlich den Spitznamen seines Ex-Trainers benutzte, überraschte diesen. "Es ist jetzt also Titi und nicht mehr Coach?", stellte Henry mit hochgezogenen Augenbrauen fest. Olise korrigierte sich umgehend: "Coach, Coach, Coach."
Spätestens an der Stelle war der Offensivspieler endgültig aufgetaut. "Es war wunderbar, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich habe sehr viel Respekt für Henry, Entschuldigung: Coach", schwärmte Olise von der Arbeit mit seinem ehemaligen Trainer. "Er sieht das Spiel so, wie ich es auch sehe. Er weiß, wie sehr ich ihn schätze."
Ganz am Ende wurde Olise dann aber doch noch einmal kleinlaut. "Titi oder Kompany?", wollte Richards wissen. "Ach nein, komm schon", weigerte er sich, die Frage nach seinem liebsten Trainer zu beantworten. Es war ein guter Moment, um das Interview zu beenden.