Am Samstag steht im Berliner Olympiastadion das DFB-Pokalfinale an. Drittligist Arminia Bielefeld trifft auf den VfB Stuttgart – ein Duell der Gegensätze, welches kaum jemand so erwartet hätte.
Und dennoch: Einer, der an die Sensation glaubt, ist Ansgar Brinkmann. Der frühere Arminia-Profi und Bundesliga-Charismatiker ist überzeugt, dass sein Klub auch dieses letzte Spiel gewinnen kann. Doch ganz ohne Bedenken bleibt es nicht.
"Es ist kein Zufall, dass wir im Endspiel stehen", sagt Brinkmann im Interview mit der "Welt". Und zählt auf, warum: Arminia hat in diesem Pokalwettbewerb nicht nur Zweitligist Hannover 96 ausgeschaltet, sondern auch gleich vier Bundesligisten – Union Berlin, den SC Freiburg, Werder Bremen und zuletzt sogar Bayer Leverkusen, den überragenden Doublesieger der Saison 2023/24.
"Und zwar verdient", betont Brinkmann. Für ihn steht fest: Wer solche Gegner schlägt, kann auch gegen den VfB Stuttgart bestehen.
Doch der 54-Jährige spricht auch von einem kleinen Problem. "Dass das Endspiel in Berlin und nicht auf der Alm stattfindet", sagt er. In der heimischen SchücoArena, die in Bielefeld nur "die Alm" genannt wird, sei die Mannschaft über sich hinausgewachsen. "Dort haben wir Geschichte geschrieben." Die Stimmung hat der Arminia Flügel verliehen.
Tatsächlich war die Heimkulisse ein entscheidender Faktor in diesem historischen Pokallauf. Fans, Spieler und Trainer wuchsen in der Euphorie zusammen. Und wenn man an das Halbfinale gegen Leverkusen denkt, an die Bierduschen, die Ehrenrunde, die ausgelassene Nacht im Café Europa: Dann wirkt der Weg ins Finale fast wie ein kollektiver Fiebertraum.
Was Arminia in diesem Wettbewerb besonders machte, war nicht nur die Stimmung: Es war auch der Plan. Cheftrainer Michél Kniat wusste, dass sein Team im Normalfall unterlegen ist. Deshalb wich er vom gewohnten 4-3-3-System ab, stellte mal auf ein 4-2-3-1, mal auf ein 3-4-2-1 um. Und setzte vor allem auf eine Stärke: das Spiel gegen den Ball.
"Uns war klar, dass die Mannschaften, gegen die wir spielen, besser sind als wir. Deshalb mussten wir uns in jedem Spiel etwas einfallen lassen", sagte Kniat dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Die Devise: anlaufen, zustellen, jagen – und dann schnell umschalten. Genau das gelang. Die Arminia verteidigte mit Mut, agierte mit Tempo und Effizienz, nutzte ihre wenigen Chancen konsequent. Arminias Fußball war nicht schön, aber erfolgreich.
Im Finale nun wartet mit dem VfB Stuttgart ein weiterer Bundesligist. Nick Woltemade, frisch von Julian Nagelsmann für die Nationalmannschaft nominiert, nimmt das Pokalfinale aber nicht auf die leichte Schulter. "Die Jungs können kicken", sagte er der Deutschen Presse-Agentur und warnte: "Das wird eklig".
Auch Kniat weiß um die Kräfteverhältnisse und um die Mentalität, die es braucht. "Wir haben keine Chancen, und die müssen wir nutzen. Wir werden nicht Spalier stehen für Stuttgart. Wenn du ein Finale spielst, dann willst du es gewinnen", sagt er.
Die Rolle des Außenseiters stört ihn nicht, im Gegenteil. Sie hat seine Mannschaft bis hierher getragen.
(Mit Material von dpa)