Der Frauenfußball hat in den letzten Jahren deutlich an Sichtbarkeit gewonnen – mehr Zuschauer, mehr Aufmerksamkeit, mehr öffentliche Wertschätzung. Doch der Weg dorthin war für viele Spielerinnen alles andere als selbstverständlich.
In der neuen ARD-Dokumentation "Shootingstars" spricht Nationalspielerin Giulia Gwinn offen über die Hürden, die sie auf ihrem Weg an die Spitze überwinden musste. Dabei wird klar: Sexismus ist kein Randphänomen, sondern war und ist für Fußballerinnen Teil des Alltags – ob auf dem Dorfplatz oder in der öffentlichen Wahrnehmung.
Schon als Kind musste sie erleben, wie wenig sie als Mädchen im Fußballumfeld ernst genommen wurde. Beim Probetraining in ihrem Heimatverein wurde sie nicht einmal namentlich aufgeführt.
Für Gwinn war das "ein Schlag ins Gesicht". Davon beirren lassen hat sie sich aber nicht. Denn obwohl sie damals in der Minderheit war, hat sie sich schlussendlich durchsetzen können. "Ich habe mir da dann meinen Namen gemacht", sagt sie rückblickend.
Das lag an ihrer sportlichen Leistung und an ihrer Einstellung, einer Jetzt-erst-recht-Mentalität. Immer wenn sich jemand ihr in den Weg stellte oder sie Widerstände überwinden musste, war sie getrieben von einem unbändigen Willen. Gwinn wollte sich beweisen und zeigen, was in ihr steckt.
Doch auch als gestandene Nationalspielerin bleibt die Reduktion auf Äußerlichkeiten ein Thema. Besonders kritisch äußert sich Gwinn über eine frühere Schlagzeile der "Bild", in der sie – auf ein Zitat von Alexandra Popp hin – als "die Hübscheste" betitelt wurde.
"Darum geht es mir nicht", stellt sie klar. Es gehe ihr um Leistung. "Natürlich bin ich auch jung, eine Frau und mache gerne meine Haare schön und schminke mich auch mal. Aber viel wichtiger ist mir das, was auf dem Platz passiert."
Dass sie für ihre Mannschaft alles gibt, verdeutlicht auch eine Szene aus dem November 2024, als sich die Bayern-Spielerin im Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt einen Zahn ausschlagen ließ. "Also da kann man wirklich nicht von 'der Schönsten' sprechen, sondern eher von der, die sich für die Mannschaft zerreißen will", so Gwinn.
Mittlerweile trägt sie die Kapitänsbinde der Nationalelf. Und sie macht deutlich: Wer Frauen im Fußball weiterhin nur nach Äußerlichkeiten beurteilt, verkennt nicht nur ihre Ambitionen – sondern auch ihre Realität.