
Cristiano Ronaldo hat gegen Frankreich sein letztes EM-Spiel bestritten.Bild: dpa / Sören Stache
EM 2024
07.07.2024, 09:2107.07.2024, 09:21
Stolze 30 Spiele hat Cristiano Ronaldo bei sechs EM-Endrunden absolviert. Zwei unangefochtene Rekorde, ebenso wie die 14 Treffer, die er dabei erzielt hat. Sie dürften noch lange Bestand haben, ausbauen wird der Portugiese sie aber auch nicht mehr. Denn gegen Frankreich hat CR7 am Freitagabend das letzte EM-Spiel seiner Karriere absolviert.
Zu seiner grundsätzlichen Zukunft in der Nationalmannschaft hat sich der 39-Jährige zwar noch nicht geäußert, nach dem Achtelfinale gegen Slowenien hatte er aber zumindest bestätigt, dass die EM 2024 seine letzte EM-Endrunde ist. Durch die 3:5-Niederlage gegen Frankreich im Elfmeterschießen ist diese für Ronaldo nun in Hamburg zu Ende gegangen.
In den 30 Partien, die er während seiner sechs EM-Teilnahmen bestritten hat, hat Cristiano Ronaldo zahlreiche unvergessene Momente produziert. Wir blicken auf sechs zurück – einer pro Turnier.
EM 2004: Griechenland bringt Cristiano Ronaldo zum Weinen
Im Sommer 2003 ist Cristiano Ronaldo für knapp 19 Millionen Euro von Lissabon nach Manchester gewechselt, große internationale Bekanntheit aber erlange er erst ein Jahr später bei der EM 2004 im eigenen Land. In einem Team mit Altstars wie Luís Figo und Rui Costa war es CR7, der als Shootingstar herausragte.
Zwei Tore und zwei Vorlagen steuerte der Youngster auf dem Weg Portugals ins Endspiel bei, beim Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen England verwandelte er zudem seinen Strafstoß. Im Finale gegen Griechenland trat der Gastgeber so als Favorit an, unterlag dem Team von Otto Rehhagel aber mit 0:1.
Das Bild des jubelnden Siegtorschützen Angelos Charisteas ging anschließend um die Welt – ebenso wie das des hemmungslos weinenden Cristiano Ronaldo.

Cristiano Ronaldo und Portugal unterlagen im EM-Finale von 2004 Griechenland mit 0:1.Bild: AP / LUCA BRUNO
EM 2008: Cristiano Ronaldo scheitert wieder am DFB-Team
Vier Jahre später hatte sich CR7 längst als einer der besten Spieler der Welt etabliert. Mit Manchester United gewann er 2008 die Champions League, sechs Monate später sollte er zum ersten Mal als Weltfußballer des Jahres ausgezeichnet werden. Entsprechend groß waren die Erwartungen an ihn bei der EM in der Schweiz und Österreich.
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Zumindest im zweiten Gruppenspiel gegen Tschechien lieferte er mit einem Treffer und zwei Vorlagen ab, Portugal qualifizierte sich damit vorzeitig für das Viertelfinale. In diesem ging es gegen Deutschland, schon bei der WM zwei Jahre zuvor waren beide Nationen im Spiel um Platz 3 aufeinandergetroffen.
Die Geschichte sollte sich in Basel wiederholen, denn das DFB-Team ging wieder als Sieger vom Feld. Cristiano Ronaldo haderte. Und zwar nicht zum letzten Mal gegen Deutschland. 2012, 2014 und 2021 sollten bei großen Turnieren weitere Pleiten gegen das DFB-Team folgen. Gegen keine andere Nation hat er so viele Niederlagen hinnehmen müssen.

Gegen Arne Friedrich (l.) und das DFB-Team sieht Cristiano Ronaldo kein Land.Bild: imago images / Pro Shots
EM 2012: Siu! Die Geburtsstunde des CR7-Jubelschreis
Auch im Jahr 2012, der Superstar war als Profi von Real Madrid mittlerweile zum bis dahin teuersten Fußballer der Welt aufgestiegen, lasteten die portugiesischen Titelhoffnungen wieder auf seinen Schultern. Nach einer Auftaktpleite, natürlich gegen Deutschland, zogen die Iberer durch zwei Siege doch noch ins Viertelfinale ein.
Dort kam es zum Duell mit Tschechien, Schlussmann Petr Čech erwies sich dabei als unüberwindbar. Bis zur 79. Minute. Von der rechten Seite segelte der Ball vors Tor, CR7 flog zum Kopfball heran und drückte die Kugel per Aufsetzer ins Netz. Portugal siegte mit 1:0, stand erstmals seit sechs Jahren wieder im Halbfinale eines großen Turniers.
Cristiano Ronaldo war der gefeierte Held des Abends, nach Schlusspfiff waren alle Kameras auf ihn gerichtet. Einer blickte er noch auf dem Rasen mit weit aufgerissenem Mund entgegen, brüllte dabei voller Inbrunst: "Siu!" Es war die Geburtsstunde seines ikonischen Jubelschreis, wenngleich es noch einige Jahre dauern sollte, ehe er und seine Fans Treffer damit im Stadion gemeinsam zu feiern begannen.
EM 2016: Cristiano Ronaldos Titelgewinn an der Seitenlinie
Bei der vierten EM-Teilnahme von Cristiano Ronaldo gab es eine Änderung, von der er direkt profitieren sollte. Die vier besten Gruppendritten kommen seit jeher ebenfalls weiter. 2016 gehörten die Portugiesen, die jedes Gruppenspiel nur unentschieden gespielt hatten, dazu.
Die Leistungen blieben auch in der K.-o.-Phase durchwachsen, erst im Halbfinale gelang Portugal der erste und zugleich einzige Sieg in der regulären Spielzeit. Erstmals seit zwölf Jahren stand die Seleção damit wieder in einem Endspiel. Dieses sollte einen dramatischen Verlauf nehmen.
Schon nach 25 Minuten musste CR7 verletzt vom Feld, legendäre Bilder lieferte er in der Folge trotzdem. Denn an der Seite von Nationaltrainer Fernando Santos sprang Ronaldo an der Seitenlinie auf und ab, wild gestikulierend animierte er seine Mitspieler. Und das mit Erfolg: Éder schoss Portugal in der Verlängerung zum ersten großen Titel der Verbandsgeschichte.

Cristiano Ronaldo musste im EM-Finale 2016 verletzt ausgewechselt werden.Bild: picture alliance / Pressefoto ULMER
EM 2020: CR7 ist kein Fan von Coca-Cola
Nach dem Titelgewinn 2016 folgte noch der Gewinn der wenig bedeutsamen Nations League, ansonsten aber konnte Portugal an den großen Triumph von Paris nicht anknüpfen. Die Iberer schieden bei drei großen Turnieren in Folge im Achtelfinale aus.
So auch 2021, als Cristiano Ronaldo zwar mit fünf Treffern EM-Torschützenkönig wurde, an der 0:1-Pleite gegen Belgien aber auch nichts ändern konnte. So bleibt von diesem paneuropäischen Turnier nur eine CR7-Szene in Erinnerung, die sich abseits des Platzes abgespielt hat.
Auf einer Pressekonferenz stellte Ronaldo zwei Flaschen von EM-Sponsor Coca-Cola beiseite, griff stattdessen lieber nach der Wasserflasche. "Trinkt Wasser", appellierte er an die Medienschaffenden. Der Clip ging viral, das Getränkeunternehmen verzeichnete in der Folge einen Wertverlust in Milliardenhöhe.
EM 2024: Ronaldo entschuldigt sich nach Elfmetertreffer
Bei seiner letzten EM-Endrunde wurde Cristiano Ronaldo von Anfang an kritisch begleitet. Ist dieser Stürmer, der seit anderthalb Jahren in der Wüste kickt, noch gut genug? Oder hält er das so talentierte portugiesische Team nicht eher zurück?
Obwohl CR7 das Vertrauen von Nationaltrainer Roberto Martínez auf seiner Seite hatte und stets in der Startelf stand, konnte er die Kritiker:innen nicht zum Verstummen bringen. In fünf Partien blieb er ohne Treffer, stand den Mitspielern teilweise im Weg. Sein persönlicher Tiefpunkt war das Achtelfinale.
Gegen Slowenien verpasste Cristiano Ronaldo kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit den Siegtreffer. In der Verlängerung scheiterte er auch per Strafstoß, hatte anschließend mit den Tränen zu kämpfen. Es ging ins Elfmeterschießen, in dem der 39-Jährige schließlich traf.
Anstelle eines ausgiebigen Jubels hob er aber nur entschuldigend die Hände, zu sehr wurmten ihn offensichtlich seine Fehlschüsse zuvor.

Nach seinem Elfmetertreffer entschuldigte sich Cristiano Ronaldo für seine vorherigen Fehlschüsse.Bild: AP / Matthias Schrader
Gegen Frankreich blieb der Superstar am Freitag nun erneut blass, konnte das Ausscheiden nicht verhindern. Es bleibt der Eindruck, dass CR7 etwas zu spät den Absprung gewagt hat. Es bleiben aber auch dutzende Erinnerungen, die viele Fußballfans auf ewig mit sich tragen.
Und 2026, wenn die WM in Kanada, Mexiko sowie den USA steigt, könnten ja sogar noch ein paar weitere dazu kommen. Dann werden es aber definitiv die letzten sein.