Für die englischen Spieler geht es bei dem EM-Finale gegen Spanien am Sonntag (21 Uhr) um vieles: Darum, ihr Land zum ersten Mal in der Geschichte zum Fußball-Europameister zu machen. Um Wiedergutmachung, nach dem verlorenen EM-Endspiel gegen Italien vor drei Jahren. Und für einige – darunter auch Bayern-Star Harry Kane – würde ein Sieg in Berlin die erste Trophäe überhaupt sein.
Der Druck ist also groß, der Hunger aber auch. Trainer Gareth Southgate sagte im Vorfeld der Partie: "Ich will so sehr gewinnen, dass es wehtut."
Gerade für Southgate, der wegen des biederen Fußballs, den er das hochtalentierte englische Team spielen lässt, von Öffentlichkeit und Fans seit Wochen zerrissen wird, würde der EM-Titel besonders süß schmecken. Sollte das gelingen, rechnen einige in England bereits damit, dass König Charles Southgate zum Ritter schlagen wird.
Davor sehen sich die Three Lions jedoch mit einem starken Gegner konfrontiert: Spanien ist nach allgemeiner Auffassung die beste Mannschaft des Turniers. Im Gegensatz zu den Engländern, die sich oft mehr schlecht als Recht ins Endspiel gewurschtelt haben, hat La Furia Roja jedes Spiel gewonnen und vor allem mit einer starken Offensive überzeugt.
Dass es England gegen Spanien schwer haben wird, das erwartet auch TV-Experte Lothar Matthäus. Im Vorfeld des Finales hat er Englands Schwächen genau verortet.
"Gerade die zwei ganz großen Namen, Harry Kane und Jude Bellingham, sind nicht in der Form, die England braucht, um so einen großen Titel zu gewinnen", schreibt Matthäus in seiner Kolumne für "sport.de".
Kane mache zwar seine Tore, habe bei der EM aber schon "die ein oder andere Chance vergeben, die er bei Bayern München vor drei, vier Monaten noch gemacht hätte", urteilt der deutsche Rekordnationalspieler.
Matthäus weitet den Blick dann auf Jude Bellingham, der bei der EM bislang ebenfalls überwiegend unter seinen Möglichkeiten geblieben ist: "Dynamik und Spielfreude sind bei diesen Schlüsselspielern der Engländer zurzeit nicht da".
Doch das ist nicht das einzige Problem, dass Matthäus bei England sieht. "Das System, das England jetzt spielt, ist nicht eines, was sie schon immer gespielt haben", betont er.
Spanien hingegen sei eingespielt und schon länger eine Einheit. Zumal Trainer Luis da la Fuente viele der aktuellen Spieler schon aus seiner Zeit im Nachwuchsbereich kenne.
Höre hier den Trailer des watson-Podcasts "Toni Kroos – The Underrated One" – natürlich kannst du ihn auch gerne direkt abonnieren:
In jedem Fall erwartet Matthäus ein intensives Spiel im Finale. England sei "robust, laufstark, aggressiv" und es werde interessant zu beobachten sein, "wie die Spanier die Gangart der Engländer wegstecken".
Letztendlich glaubt der TV-Experte jedoch, dass sich die Iberer durchsetzen werden. "Ich tippe auf ein 2:1 für Spanien", urteilt Matthäus.