Als die Frage, ob England nun wegen oder trotz Gareth Southgate zweimal in Folge im EM-Finale stand, zu laut wurde, zog der Trainer selbst die Reißleine. "Danke, England – für alles", teilte der 53-Jährige in einer Erklärung mit. "Es ist Zeit für einen Wechsel und für ein neues Kapitel."
2021 verloren die Three Lions im Endspiel der Europameisterschaft gegen Italien im Elfmeterschießen und am vergangenen Sonntag mit 1:2 gegen Spanien. Im gesamten Turnierverlauf konnte England kaum überzeugen, Spielweise und taktische Aufstellung sorgten im besten Fall für Verwunderung, andernorts für Entsetzen.
Der Vertrag von Southgate wäre zum Jahresende ausgelaufen, die vorzeitige Trennung erfolgt nun auf eigenen Wunsch. "Als stolzer Engländer war es die Ehre meines Lebens, für England zu spielen und England zu managen", sagte Southgate. "Es hat mir alles bedeutet, und ich habe alles gegeben."
Die Frage, die sich nun stellt: Wer wird auf der englischen Trainerbank nachrücken. Der Wunschkandidat ist ausgerechnet ein Deutscher.
"Würdet ihr nicht alles für Jürgen Klopp geben?", fragte der BBC-Experte und ehemalige Nationalspieler Gary Lineker in einer Gesprächsrunde. Klopp sei "irgendwie ohne Job. Er wird sich ein bisschen ausgeruht haben".
Erst im Januar hatte Jürgen Klopp angekündigt, den FC Liverpool zum Saisonende zu verlassen, er verliere zunehmend die Energie, um "diesen Job wieder und wieder" zu machen. Er wolle mindestens ein Jahr Pause einlegen. Nun genießt Klopp seit knapp zwei Monaten sein Sabbatical.
Ein anderer früherer Nationalspieler hält allerdings gar nichts von Klopp als möglichem Nachfolger von Gareth Southgate. Im Interview mit Sky sagte Jamie Carragher in Bezug auf den 57-Jährigen: "England sollte keinen ausländischen Trainer haben. Den Weg haben wir schon mal eingeschlagen und die beiden Trainer, die wir hatten, haben in diesen Turnieren nichts erreicht."
Gemeint sind der Schwede Sven-Göran Erikkson sowie der Italiener Fabio Capello, die in ihren jeweiligen Amtszeiten keine großen Erfolge vorweisen konnten.
Im Verbandsfußball, sagte Carragher weiter, gehe es um die Spieler, nicht um die Trainer. Die Nationaltrainer hätten keine Möglichkeiten, Spieler zu verpflichten, daher gehe es darum, das Beste aus den einzelnen Profis herauszuholen.
Nationaltrainer haben nur begrenzt Zeit, ihre Spielidee zu implementieren, und Klopps Herangehensweise zu adaptieren würde schlicht die Zeit, die Nationaltrainer in der Regel bekommen, überschreiten. "Das ist der Grund, warum die besten Trainer nicht in den Verbandsfußball gehen", sagte Carragher.
Auch wenn der Name Thomas Tuchel nicht explizit fällt, lassen sich die Aussagen des TV-Experten im Umkehrschluss auch auf den ehemaligen Bayern-Trainer münzen. Seit seiner Demission in München ist Tuchel auf Jobsuche und hat bereits beim FC Chelsea in England gearbeitet.
Die Boulevardzeitung "The Sun" berichtete, dass sich Tuchel ein Engagement als englischer Nationaltrainer vorstellen könne, laut "The Athletic" steht der 50-Jährige auch auf der erweiterten Kandidatenliste des Verbands.
Aber: Auch Tuchel ist dafür bekannt, seinen Mannschaften ein klares Konzept aufzuerlegen und viele Kompetenzen innerhalb des Teams zu beanspruchen. Zudem ist er bekanntlich Deutscher – beides Punkte, die laut Carragher gegen eine Anstellung als England-Trainer sprechen würden.
Auch der "Telegraph" berichtet, dass Tuchel zu einer Reihe von Trainern gehöre, die vom englischen Verband "geprüft" werden. Demzufolge seien zudem Eddie Howe von Newcastle United, der frühere Chelsea-Trainer Graham Potter oder Mauricio Pochettino mögliche Kandidaten.