Am Dienstagabend trifft der FC Bayern im Rahmen des Halbfinales der Champions League auf Real Madrid (21 Uhr), will sich vor heimischer Kulisse eine gute Ausgangslage für das Rückspiel erarbeiten. Die Münchener wollen ins Endspiel von Wembley, um am 1. Juni in dieser turbulenten Saison doch noch einen Titel zu gewinnen.
Im Duell mit den Königlichen geht es für die Münchener aber nicht nur um den kurzfristigen Erfolg, sondern auch um die langfristige Planung. Ganz konkret wird das traditionsreiche Duell der beiden nationalen Rekordmeister richtungsweisend für die FCB-Trainersuche.
"Ich bin mir sicher, dass ein neuer Trainer lieber mit einer Mannschaft arbeitet, die gezeigt hat, dass sie gegen Real Madrid bestehen kann", erklärt Markenexperte Christopher Spall im Gespräch mit watson.
"Es kommt jetzt auf die Leistung an. Diese wird die Marken-Reputation der Bayern bis in den Sommer hinein prägen", führt er dabei aus. Diese Reputation werde "in den beiden Spielen gegen Real Madrid gemacht und nicht auf irgendwelchen Nebenkriegsschauplätzen".
Eben solche gibt es rund um den FC Bayern aktuell vor allem dank Uli Hoeneß. Der Klubpatron attackierte kürzlich Thomas Tuchel, unterstellte dem Trainer, junge Spieler nicht ausreichend zu fördern. Der Coach zeigte sich daraufhin in seiner "Trainerehre verletzt" und bezeichnete die Vorwürfe als "haltlos".
Hoeneß ruderte in der Folge keineswegs zurück, erklärte gegenüber dem "Kicker" stattdessen, "wild entschlossen zu sein, meine Meinung wieder deutlicher zu machen".
Laut Spall koste jede Irritation, in diesem Fall Verwirrung durch unterschiedliche Aussagen, eine Marke an Reputation. "Uli Hoeneß trägt aktuell einen großen Teil zur Irritation bei, und zwar in zweifacher Hinsicht. Einmal durch das Ausplaudern von Interna bei der Trainersuche und zum anderen, indem er den ohnehin angeschossenen Tuchel zusätzlich schwächt. FC Hollywood is back", kritisiert er den Bayern-Macher.
Rund um die aktuellen Trainergerüchte entstehe der Eindruck, "dass Ralf Rangnick nur die dritte Wahl sei. Ob das für Herrn Rangnick eine Motivation darstellt, den Job bei den Bayern anzunehmen, bezweifle ich. Dieser Eindruck entsteht nur, weil Uli Hoeneß ausführlich öffentlich erklärt hat, wie die Gespräche mit Xabi Alonso abgelaufen sind. Hoeneß Plauderlaune freut die Medien, aber schadet dem Verein".
Über Jahre war Hoeneß das Gesicht des Klubs, habe seine Sache dabei nicht nur mit rein sportlichen Entscheidungen gut gemacht. Er habe dem Verein "als Lautsprecher und Ein-Mann-Presseabteilung oft geholfen", erklärt Spall anerkennend. "Und zwar durch gezielte, verbale Angriffe auf die Konkurrenz. Er hat damit den Scheinwerfer weg vom eigenen Team gelenkt."
Mit seinem aktuellen Auftreten hingegen "schwächt Hoeneß die Position der Bayern bei der Trainer- und Spielersuche". Damit störe der 72-Jährige auch das Bild, das Max Eberl als neuer Sportvorstand ansonsten vom FCB zeichnet.
"Er konterkariert die professionelle Präsenz von Eberl in den letzten Wochen", ordnet Spall das öffentliche Auftreten der Bayern-Verantwortlichen ein.
Für den neuen Sportvorstand hat der Markenexperte demnach ein großes Lob übrig: "Ich finde, dass Eberl einen überragenden Job macht. Er lässt souverän alle Nachfragen in Richtung Trainersuche abprallen und wirkt sehr professionell."
Ob der 50-Jährige somit auch Rangnick von einem Engagement in München überzeugen kann, dürfte sich schon zeitnah klären. Beide Seiten brauchen schließlich Planungssicherheit. Eine Entscheidung dürfte spätestens nach dem Rückspiel zwischen Bayern und Real Madrid fallen. Dann hat der FCB womöglich wieder eine bessere Markenreputation.